Landeskunde > Geschichte > Römer > Ausstellungen

Wirtschaft und Arbeiten

Brot und Wein – Die Landwirtschaft in der Pfalz

Die spätrömischen Gutsherren in der Pfalz bewirtschafteten bis in das späte 4. oder frühe 5. Jahrhundert hinein zahlreiche blühende Betriebe. Westlich des Rheins durchzog ein dichtes Netz von Villen und Kleinsiedlungen (vici) die Landschaft. Allerdings ging die Zahl der Villen im Vergleich zur mittleren Kaiserzeit merklich zurück.

Der Silberlöffel aus Eßweiler (Lkr. Kusel) ist verziert mit einem Segenswunsch, vegetabilem Dekor und zwei kleinen Tauben. Historisches Museum der Pfalz, Foto: Carolin Breckle Der Silberlöffel aus Eßweiler (Lkr. Kusel) ist verziert mit einem Segenswunsch, vegetabilem Dekor und zwei kleinen Tauben. Historisches Museum der Pfalz, Foto: Carolin Breckle

Unten: Rekonstruierter Porticus der villa rustica in Mehring (Lkr. Trier-Saarburg)

Auf den ertragreichen Lössböden der Haardthügel lagen die Gutshöfe näher beieinander als auf der Niederterrasse im Rheintal. Dort schlossen die Parzellen auch größere Auenbereiche mit schlechteren Böden ein, die besser für die Viehwirtschaft geeignet waren. Hierfür waren auch große Grünflächen nötig, die der Gewinnung von Viehfutter dienten. Ein durchschnittliches Landgut bewirtschaftete etwa 100 bis 200 Hektar Nutzland, auf dem Getreide, Hackfrüchte und Sonderkulturen angebaut wurden. Zu letzteren zählte der Weinanbau, der mit den Römern Einzug in der Pfalz hielt. So produzierte die Villa von Ungstein-Weilberg im 4. Jahrhundert auf einer Fläche von etwa 20 bis 30 Hektar schätzungsweise 150.000 bis 200.000 Liter Wein pro Jahr.

Am Fuße des Pfälzer Waldes schlossen sich nach Westen hin Kalk- und Sandsteinbrüche sowie Eisenerzgruben und ausgedehnte Waldflächen an. Der enorme Bedarf an Bauholz führte im Laufe der Jahrhunderte zu einer Abholzung des zuvor reichen Baumbestandes.

Rekonstruierter Porticus der villa rustica in Mehring (Lkr. Trier-Saarburg)

Handel und Importe – Die Pfalz als Wirtschaftsraum

Die römischen Landgüter in der Pfalz produzierten in der Spätantike nicht nur für den eigenen Bedarf. Ein Teil der Wirtschaftsgüter – wohl meist Getreide, Vieh und Wein – wurde auch über die Grenzen der Provinz hinaus verhandelt. Während sich diese Güter archäologisch nicht nachweisen lassen, haben sich zahlreiche Erzeugnisse der heimischen Töpfereien bis heute erhalten. Im Verlauf des 3. Jahrhunderts gewannen die Töpfereizentren in der Region um Mayen sowie in den Argonnen im Nordwesten des heutigen Frankreich überregional an Bedeutung. Deren Produkte wurden bis nach Britannien verhandelt und dominierten vor allem in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts den Markt. Sie lösten damit die Rheinzaberner Töpfereien ab, die im 4. Jahrhundert ihr Sortiment änderten. Auch die Herstellung von Gläsern wurde in der Spätantike ausgeweitet.

Große Mengen an landwirtschaftlichen Produkten wurden aus Kostengründen meist per Schiff transportiert. Binnenschiffe mit geringem Tiefgang waren an die Fahrt auf unregulierten Flüssen angepasst und machten den Rhein und seine Nebenflüsse zur Lebensader der Pfalz.

Das Töpfereizentrum von Rheinzabern

Terra Sigillata aus der Produktion von Rheinzabern. Historisches Museum der Pfalz

Rheinzabern, das antike Tabernae, war eines der bedeutendsten Töpfereizentren der Antike. Die unmittelbar an einer römischen Fernstraße gelegene Ansiedlung verfügte über hochwertige Tonlagerstätten und eine optimale Verkehrsanbindung zu den Absatzmärkten. Die großen Terra Sigillata Manufakturen aus Rheinzabern beherrschten mit ihren Produkten mehr als ein Jahrhundert den Markt und bildeten die wirtschaftliche Grundlage für ein blühendes Leben in der Region. Doch ab der Mitte des 3. Jahrhunderts veränderte sich die Produktpalette der hier produzierten hochwertigen Feinkeramik.

In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wurde noch immer Gefäßkeramik getöpfert, doch die Herstellung von Baukeramik unter militärischer Führung gewann zunehmend an Bedeutung. Ziegel aus Rheinzabern sind in der Trierer Kaiserresidenz ebenso zu finden wie im Kastell Altrip. Auch zahlreiche am Oberrhein stationierte Grenzeinheiten sind durch ihre in Rheinzabern hergestellten gestempelten Ziegel bezeugt. Jedoch fand etwa in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts auch die Produktion von Baukeramik in Rheinzabern ihr Ende.

Einführung | Hintergrund | Residenz Trier | Speyer und die Pfalz | Leben in der Provinz | Leben und Sterben | Christen und Heiden | Das Erbe | Wirtschaft und Arbeiten | Römer und Alamannen

credits:

Alle Texte und Bilder Histor. Museum der Pfalz

siehe auch:  
weiter:  

Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2018