Projekt kulturer.be
Die zahlreichen kleinstädtischen Siedlungen in den nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches bezeichnet man als vici. Je nach Funktion und Lage variierte ihre Größe und Form erheblich. Sie reichte von kleinen Straßendörfern bis hin zu Kleinstädten, die zentrale Funktionen für ihr Umfeld wahrnahmen. In der Pfalz gelten die vici von Eisenberg und Rheinzabern als besonders gut erforscht.
Rekonstruiertes Plattengrab aus Dachziegeln. Rheinzabern, Museum
Rheinzabern war auch noch in der Spätantike ein Zentrum der Keramikproduktion, allerdings gewann ab der Mitte des 4. Jahrhunderts die Herstellung von Ziegeln und Baukeramik unter militärischer Regie zunehmend an Bedeutung.
In Eisenberg entstand unter Valentinian I. eine Kleinfestung (burgus), in deren Schutz die Siedlung, in reduzierter Form, wieder aufblühte. Dabei wurden die öffentlichen Gebäude, wie z. B. das Forum, nicht wiederhergestellt, sondern nur notdürftig instand gesetzt und einer anderen Nutzung unterzogen. Allerdings wurden zahlreiche Wohnhäuser renoviert oder neu errichtet, einige davon sogar mit aufwendigen Fußbodenheizungen, während auf anderen Parzellen die dort vorhandenen Ruinen zur Gewinnung von Steinmaterial abgebrochen wurden.
Oben: Die villa rustica von Wachenheim, im 4.Jahrhundert erhielt ein Seitenflügel des Hauptgebäudes einen Fachwerkanbau. Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz , Landesarchäologie Speyer, Zeichnung: Wolfgang Himmelmann
Links: Glaspokal aus einer spätantiken Bestattung des Gräberfeldes von Wachenheim (Lkr. Bad Dürkheim).
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Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz , Landesarchäologie Speyer, Foto: Carolin Breckle
Das Hinterland der römischen Pfalz war durchzogen von zahlreichen großen Landgütern, den villae rusticae. Diese landwirtschaftlichen Betriebe bestanden jeweils aus einem repräsentativen Hauptgebäude und zahlreichen Wirtschafts- und Nebengebäuden.
Die Anfänge der Villa von Wachenheim reichen bis in die Zeit um 20 n. Chr. zurück. Das Herrenhaus gehörte mit ca. 1.400 m² überbauter Fläche zu den Anlagen mittlerer Größe in der Pfalz und besaß eine Ausstattung mit qualitätsvoller Wandmalerei und zwei unterschiedlichen Badebereichen. Die Besitzer verbrachten vermutlich nur die Sommermonate im herrschaftlichen Hauptgebäude. Ein für die Bewirtschaftung verantwortlicher Verwalter könnte in einem der Nebengebäude gelebt haben.
Die Krisen des späten 3. und des 4. Jahrhunderts scheinen an der Villa vorübergegangen zu sein. Die Anlage blieb bis zum Ende des 4. Jahrhunderts unzerstört. In dieser Phase erhielt ein Seitenflügel des Hauptgebäudes einen Fachwerkanbau, und neben dem Herrenhaus entstanden zwei Grubenhäuser. Erst im ersten Drittel des 5. Jahrhundert wurde das Hauptgebäude durch einen Brand zerstört.
In der Spätantike entstanden Siedlungen auf Anhöhen im Bergland, wo zuvor nicht gesiedelt wurde. Die Lage auf Bergen bot Schutz vor Überfällen, war aber wohl nicht der ausschlaggebende Standortfaktor. Auch wenn unklar ist, auf wessen Initiative die Höhensiedlungen gegründet wurden, dienten sie nicht vorrangig der militärischen Kontrolle des Hinterlandes, sondern zur Erschließung neuer Ressourcen.
Die Anlagen waren mit einfachen Trockensteinmauern befestigt, die oft nur über ein einzelnes Tor passiert werden konnten. Im Inneren befanden sich dorfartige Siedlungen, deren Bewohner neben Metallverarbeitung auch Landwirtschaft betrieben, wie entsprechende Geräte aus größeren Eisenhortfunden in den Höhensiedlungen belegen. Die meisten Höhensiedlungen waren die ganze Spätantike hindurch in Benutzung und spielten möglicherweise auch noch im Frühmittelalter eine Rolle. Der „Große Berg“ bei Kindsbach ist die einzige Höhensiedlung des Pfälzer Waldes, die intensiv archäologisch erforscht wurde.
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credits: | Alle Texte und Bilder Histor. Museum der Pfalz |
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