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Römer und Alamannen

Rom und die Alamannen – Zwischen Konfrontation und Kooperation

Im 3. Jahrhundert taucht erstmals ein neuer germanischer Verband in den Quellen auf: Die Alamannen. Heute geht man davon aus, dass an ihrer Entstehung Kriegergruppen beteiligt waren, die zunächst aus dem mittel- und norddeutschen Raum kommend in das Römische Reich einfielen, um dort zu plündern. Nach der Mitte des 3. Jahrhunderts siedelten sie sich dann im südwestdeutschen Raum an, nachdem sich die römische Verwaltung vom Limes an den Rhein zurückgezogen hatte. Erst hier bildete sich eine neue Stammesidentität heraus – und die rechtsrheinischen Gebiete wurden zur Alamannia.

Die Alamannen werden von den römischen Geschichtsschreibern des 4. Jahrhunderts als besonders gefährliche Gegner dargestellt. Auch Valentinian I. hat sich intensiv mit ihnen auseinandergesetzt, um sein militärisches Prestige zu vermehren. Es ging ihm jedoch keineswegs um eine Vernichtung der Alamannen. Vielmehr wurden nach einer Machtdemonstration jeweils Verträge mit den alamannischen Anführern abgeschlossen, die sich dazu verpflichten mussten, Abgaben an Rom zu leisten. Auch gab es enge Handelsbeziehungen in dem spätantiken Grenzraum am Rhein. Zudem taten nicht wenige Alamannen Dienst im spätrömischen Heer.

Valentinian als Festungsbauer am Rhein

Spätrömisches Kastellgelände "Kirchlibuck" in Zurzach (Kt. Aargau)Spätrömisches Kastellgelände "Kirchlibuck" in Zurzach (Kt. Aargau)

Der antike Autor Ammianus Marcellinus und der Redner Symmachus berichten detailliert über das Festungsbauprogramm, mit dem Kaiser Valentinian die Rheingrenze sicherte. Vom Bodensee bis zur Mündung in die Nordsee wurden ältere Befestigungen erneuert und neue Kastelle gebaut. Zwischen den Kastellen wurden burgi (Kleinfestungen bzw. Wachtürme) errichtet. Die archäologisch gut bekannten Festungsbauten waren massiv, kompakt und konnten längeren Belagerungen widerstehen. Bei einigen Militäranlagen in der Pfalz, wie in Altrip und in Alzey, überwachte der Kaiser den Baufortschritt persönlich, denn seine Anwesenheit dort ist mehrfach dokumentiert.

In der Antike war der Oberrhein ein stark mäandrierender Fluss, umgeben von einem dichten Auenwald. Diese Grenzlinie war nur schwer einzusehen und zu überwachen. Deshalb baute man neben den größeren Kastellen am linken Flussufer rechtsrheinisch und teilweise auch auf Flussinseln an bestimmten strategisch wichtigen Positionen burgi, die nur per Schiff erreichbar waren. Die eigentliche Kontrolle des Flusses erfolgte durch die geruderten Patrouillenboote der Rheinflotte. Am Mainzer Rheinufer wurden Überreste solcher Schiffe entdeckt.

Roms Truppen am Rhein in der Spätantike

Grabbeigaben des spätrömischen Offizieres. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz , Landesarchäologie Speyer, Foto: Carolin BreckleGrabbeigaben des spätrömischen Offizieres. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz , Landesarchäologie Speyer, Foto: Carolin Breckle

Das römische Heer war seit der Zeit Kaiser Konstantins in zwei Kategorien unterteilt: In den Festungen an der Grenze waren die limitanei stationiert, deren Aufgabe die eigentliche Grenzüberwachung war. In Zeiten der Bedrohung verteidigten sie die befestigten Orte bis Hilfe durch die comitatenses eintraf. Diese bildeten das mobile Feldheer, das in den Städten des Hinterlandes stationiert war und den Kaiser auf Feldzügen begleitete. Seine Soldaten waren durchweg beritten und galten als Eliteeinheiten.

Sowohl bei den comitatenses als auch den limitanei dienten oft angeworbene Krieger aus Gebieten jenseits der Reichsgrenzen. Zur Ausrüstung der Soldaten gehörten neben Kettenhemd und großem Rundschild ein breiter Gürtel mit Bronzebeschlägen und die Spatha, ein zweischneidiges Schwert. Unter der Rüstung wurden Hosen und eine kurze tunica getragen, darüber einen schweren Mantel der oft mit einer sogenannten Zwiebelknopffibel verschlossen wurde, die auch als Abzeichen diente. Das spätantike Staatshandbuch der Notitia dignitatum nennt unter anderem auch die Standorte der limitanei am Oberrhein, nicht aber die der comitatenses.

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credits:

Alle Texte und Bilder Histor. Museum der Pfalz

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