Räume
Die besonderen Fähigkeiten der Polizeifotografen waren
vor allem bei der Dokumentation von Innenräumen gefragt.
„Räume“ behandelt den intimsten Wohnbereich von Menschen,
die eigene Wohnung, die ein unverzichtbares Gut ist. Es
ist frappierend, wie sich die Räume einerseits im Lauf der
in dieser Ausstellung betrachteten 25 Jahre veränderten
und andererseits wie weit entfernt jene Zeit in unserer
heutigen Betrachtung liegt. Küche, Schlafzimmer, Kommode
und Bett finden wir hier so, wie wir es eigentlich nur in
unserer eigenen Wohnung erleben. Vollkommen ungeschönt und
manchmal unaufgeräumt; in jedem Bild jedoch in einem Zustand
der gesprengten Intimität. Was den Bewohnern eben noch als
geschlossenes Refugium diente, ist durch den Eintritt eines
Ereignisses zu einem Untersuchungsobjekt der Polizei geworden.
Niemand kann mehr die Wäsche verstecken, die Flaschen wegräumen
oder den Tisch abdecken. Alle Einzelheiten sind mit dem
Eintreffen der Kriminaltechnik von Bedeutung geworden und
könnten Hinweise zur Klärung geben. Dies ist der radikalste
Augenblick der Entprivatisierung, der jedoch für uns heute
eine einzigartige Möglichkeit zum Einblick in die Vergangenheit
bietet. Die Bilder unterscheiden sich in ihrem Grundimpuls
von jeder anderen Sparte der Fotografie. Nur der Bestand
zählt. Nichts darf hinzugefügt oder weggelassen werden.
Daher finden wir die Orte heute so vor, wie sie die Polizei
damals vorfand. Diese unbedingte Privatheit erlaubt es uns,
geistige Brücken zu unserem eigenen Leben zu bauen, Unterschiede
oder Gemeinsamkeiten zu erkennen – egal wie arm oder reich,
ordentlich oder schlampig die Bewohner sind oder waren.
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