Spurensuche - Polizeifotografie Mannheim 1946 - 1971

  

SPURENSUCHE ist die erste Ausstellung in Deutschland, die sich mit der historischen deutschen Polizeifotografie beschäftigt. Polizeifotografie ist ein Ausstellungsthema, das in Museen nur äußerst selten anzutreffen und gewöhnlich auch nicht öffentlich zugänglich ist. Mit SPURENSUCHE bietet ZEPHYR - Raum für Fotografie! im Museum Weltkulturen D5 der Reiss-Engelhorn-Museen sowie der Galerie PPArt des Polizeipräsidiums erstmals die Gelegenheit, sich mit Dokumenten der Polizeifotografen aus den Jahren 1946 - 1971 auseinander zu setzen. Entstanden sind die über 300 Fotografien als Beweismittel, zur Erhebung eines Tatbestandes, um einen "Fall" zu dokumentieren. Ihre Qualität sprengt diesen engen Rahmen jedoch bei Weitem. Die fotografischen Bilder, die von den Fotografen des Mannheimer Polizeipräsidiums seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs angefertigt wurden, verfügen über eine Besonderheit: Die Fotografen der Spurensicherung arbeiteten ohne jede Leidenschaft, "schöne" Bilder anzufertigen. Sie wollten möglichst neutrale Bilder erstellen, die bei einer späteren Betrachtung die exakte Definition und Rekonstruktion des Aufnahmeortes ermöglichen sollten. Dass diese Orte Tatorte oder Unfallorte sind, ist aus heutiger Sicht nicht immer zu erkennen. So lakonisch und reduziert erscheinen die Aufnahmen, sofern keine Opfer zu erkennen sind.

Tatorte oder Unglücksstätten sind immer Orte des alltäglichen Lebens, dessen Rhythmus für den Moment des Unglücks unterbrochen oder angehalten wird. So fixieren diese Aufnahmen Facetten des ganz gewöhnlichen menschlichen Seins. Sie versetzen uns in die glückliche Lage, miterleben zu können, wie sich Straßen, Plätze und Stadtviertel, aber auch die Mobilität und die persönliche Lebenssituation in Mannheim, analog zur Entwicklung im Nachkriegsdeutschland, veränderten. SPURENSUCHE zeigt Alltagsleben in ungeschönter Direktheit: Elendsquartiere in den Ruinen nach dem Krieg, das Hafenleben, Weihnachten in der Neckarstadt oder die von Bomben verwüstete Innenstadt. Man sieht die Leistungen des Wiederaufbaus, erahnt die privaten Lebensverhältnisse der Mannheimerinnen und Mannheimer und gewinnt neue Einblicke in eine gar nicht so ferne Vergangenheit.

Die Knappheit des Aufnahmematerials in der Nachkriegszeit erforderte von den Fotografen eine ausgesprochen umsichtige Vorgehensweise und sparsamen Umgang mit Material. So ist es sicher diesem Umstand aber auch der Virtuosität der Fotografen geschuldet, dass Aufnahmen von besonderer bildnerischer Qualität entstanden sind. Die ungestellten Aufnahmen verfügen durch ihre Direktheit über eine sehr modern anmutende Bildauffassung. Die Fotografien weisen daher weit über einfache Tatortfotografien hinaus und zeigen soziologische wie ästhetische Aspekte des Lebens jener Zeit.

   

im Detail:

 

Themen:

Mobilität
Elendsquartiere 1946
Wer fuhr den grauen Ford?
Häuser
Straßen und Plätze
Tatwerkzeug und Spuren
Nummern und Zeichen
Nacht
Zaungäste
Opfer
Räume
Polizeileben

siehe auch:

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