Mannheim- Geschichte der Stadt


Die Handelsstadt im 19. Jahrhundert

 

Mit dem Wegzug des Hofes 1777 war die Stadt auf sich allein gestellt und drohte, in die Bedeutungslosigkeit einer pfalz-bayerischen Landstadt abzusinken. Nach dem Bombardement der Stadt durch die österreichischen Truppen in den französischen Revolutionskriegen 1795 setzte Carl Theodor zum Ende des 18. Jahrhunderts noch einmal ein Zeichen des Wachstums, indem er die Festungswälle, die die Stadt einschnürten, einebnen ließ und das Gelände der Stadt zur Bebauung übergab. Die Bürgerschaft profitierte allerdings von der natürlichen Lage der Stadt an Rhein und Neckar, und schon bald nach der Liberalisierung des Rheinhandels und dem Wegfall der hemmenden Zölle hatte die Stadt in ihrem Hafen und ihrer Handelstätigkeit ein neues Symbol ihrer Stärke gefunden. War vorher das kurfürstliche Residenzschloss das Aushängeschild der Stadt, waren es jetzt der Rhein, der Hafen und die Schifffahrt.

Entsprechend wandelt sich auch die Bildsprache: Charakteristikum der Stadt wird der Rhein als Handelsweg, Schiffe stehen für den Bürgerfleiß, der die Stadt zu Wohlstand bringt.

Mannheim, vom linken Rheinufer gesehen, um 1845.
Rechts im Bild die Schiffbrücke, dahinter Jesuitenkirche und Schloss; links im Bild ein Lagerhaus am Hafen.

Aquarell, 20 x 30 cm, um 1850.

Zwischen 1806 und 1811 brachte die Hofhaltung des badischen Thronfolgerpaares, ab 1820 dann die der Großherzogin Stéphanie den schwachen Glanz einer badischen Residenz in die Stadt zurück. In ihren Salons verkehrten einflussreiche Politiker Europas. Bei der Mannheimer Bevölkerung war Stéphanie beliebt.

Während der Revolution von 1848/49 hielt sich die Großherzogin in Nizza auf, wo sie zumeist die Wintermonate verbrachte. Dort starb sie auch 1860.

Bild: Kopie vermutlich eines Karlsruher Hofmalers (1. Hälfte 19. Jh.) nach Francios Gerard (1770 - 1839)
Schlossmuseum Mannheim

In dieser Zeit hatte sich das Bürgertum Handel und Industrie geöffnet und zog daraus sowohl neues Selbstbewusstsein als auch den Geist für Innovationen.

Mit der Liberalisierung der Rheinschifffahrt nach dem Wiener Kongress 1815 konnte die Stadt ihre Lage an Rhein und Neckar nutzen. Nachdem 1834 mit dem Ausbau eines Hafens begonnen und die Stadt an die Eisenbahn angeschlossen wurde, konnte sie als Endpunkt der Großschifffahrt auf dem Rhein zum Hauptumschlagsplatz für Großgüter aufsteigen und den Handels- und Bankensektor stärken.

Nach 1870 wuchs mit den Bereichen Maschinenbau und Chemische Industrie der industrielle Sektor stark an. Die in Mannheim gegründete Badische Anilin- und Soda-Fabrik siedelte allerdings aus verschiedenen Ursachen 1862 nach Ludwigshafen um. Der Industriehafen, Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, schuf die Schniuttstelle zwischen der aufstrebenden Industriestadt und dem zur Großschifffahrtsstraße ausgebauten Rhein.

Die Eingemeindung der umliegenden Orte brachte der Stadt nicht nur räumlichen Zuwachs, sondern auch den Zuwachs an industriellen Produktionsanlagen, die Mannheimer Unternehmer dort gegründet hatten.

Dieser Innovationsgeist kommt in Erfindern und Unternehmerpersönlichkeiten zum Ausdruck wie Carl Drais, dem Erfinder der später als Fahrrad bekannt gewordenen Laufmaschine, Carl Benz, dem Erfinder des Automobils, oder Curt Engelhorn, dem Gründer der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik (BASF). Er hat in den Villen, die sich die Unternehmer im vornehmen Quartier der Oststadt schufen, beredte Denkmäler geschaffen.

Mit Mannheim verbindet sich aber auch der Geist des Liberalismus, der den aus der "Schule" des liberalen Freiherrn von Liebenstein gekommenen Friedrich Hecker zu einer der führenden Köpfe der Revolution von 1848/49 machte - der Revolution, die in Mannheim begann.

     

im Detail:

Erfinder und Unternehmer
Friedrich Hecker und die Revolution

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siehe auch:

Mannheim in den Befreiungskriegen

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