Ortenau - Tradition trifft Innovation


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Integriertes Rhein-Programm (IRP)

 

Ein weiteres Projekt, das den Ortenaukreis tangiert, ist das "Integrierte Rhein-Programm" des Landes Baden-Württemberg, mit dem durch gezielte Baumaßnahmen das Stromgebiet des Rheins unterhalb von Iffezheim vor Hochwasser geschützt werden soll. Dazu ist vorgesehen, Rückhalteräume mit einem Gesamtvolumen von 167,3 Millionen m³ zu schaffen, die vorrangig Gefährdungen im Gebiet der Großräume Karlsruhe und Mannheim/Ludwigshafen reduzieren sollen. Zusätzlich sollen Gelegenheiten genutzt werden, die natürliche Auenlandschaft wieder herzustellen. Beide Zielsetzungen lassen sich nicht immer miteinander vereinen. Das Projekt hat seine Entsprechung in Arbeiten auf französischer und rheinland-pfälzischer Seite.

Waldweg im gefluteten Polder Altenheim. Bild: Regierungspräsidium Freiburg, Referat 53.3, H.-M. Staeber. Nutzung des Bilds nur mit schriftlicher Genehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg
Waldweg im gefluteten Polder Altenheim. Bild: Regierungspräsidium Freiburg, Referat 53.3, H.-M. Staeber. Weitere Nutzung des Bilds nur mit schriftlicher Genehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg

Zusammengefasst besteht das Projekt aus vier verschiedenen Maßnahmen:

  • Durch Anlage gezielt zu flutender Polder kann dem Hochwasser die Spitze genommen werden, so dass der Hochwasserscheitel geglättet wird.
  • Durch Rückverlegung von Deichen gewinnt der Strom natürliche Überflutungsräume und damit Auebereiche wieder zurück. Diese Maßnahme kommt zwar den natürlichen Verhältnissen des Stroms am nächsten, kann jedoch nicht gezielt eingesetzt werden.
  • Beim "Sonderbetrieb der Rheinkraftwerke" wird mehr Wasser in den verbliebenen Altrhein geleitet, so dass dort natürliche Überflutungsflächen genutzt werden können.
  • Durch Nutzung der Wehre im Rhein kann das Wasser aufgestaut werden und oberhalb der Wehre in natürliche Überflutungsflächen fließen.

Im Kreisgebiet werden an der Elzmündung sowie bei Ichenheim/Meißenheim und Freistett Hochwasserrückhalteräume geplant. Der Polder Altenheim und das Kulturwehr Kehl/Straßburg wurden bereits vor längerer Zeit fertiggestellt und bereits mehrfach bei Hochwassern geflutet. Sie dienen als Untersuchungs- und Beobachtungsprojekte für das ganze Programm.

Für die Renaturierung der Auenlandschaft ist es notwendig, über diese (seltenen) "Spitzen"-Flutungen hinaus die Auengebiete regelmäßig zu fluten, um Fauna und Flora wieder an die Lebensbedingungen zu gewöhnen, hochwassertolerante Lebensgemeinschaften anzusiedeln und die Ansiedlung von Pflanzen und Tieren zu verhindern, die an das Leben im Flutbereich nicht gewöhnt sind. Nach den derzeitigen Erfahrungen sind solche regelmäßigen Flutungen die beste Maßnahme, um Schäden in der Natur durch das seltene Fluten der Polder bei einem Wasserhöchststand - was ca. alle 10 Jahre eintritt - zu verhindern.

An einem Querriegel einschießendes Wasser im Polder Altenheim. Bild: Regierungspräsidium Freiburg, Referat 53.3, H.-M. Staeber. Nutzung des Bilds nur mit schriftlicher Genehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg
An einem Querriegel einschießendes Wasser im Polder Altenheim. Bild: Regierungspräsidium Freiburg, Referat 53.3, H.-M. Staeber. Weitere Nutzung des Bilds nur mit schriftlicher Genehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg

Im Fall einer Polderflutung steigt allerdings in den benachbarten Gebieten der Grundwasserstand und würde Schäden in den Siedlungen verursachen, wenn nicht gleichzeitig dort das steigende Grundwasser abgepumpt werden würde. Zum Bau der Polder und Überflutungsflächen gehört also auch der Bau von leistungsfähigen Pumpwerken.

Nach dem derzeitigen Ausbaustand können durch die Polder Altenheim und Söllingen/Greffern bereits 67 Millionen m³ Wasser dem Hochwasserscheitel entnommen werden. Das gesamte baden-württembergische Projekt hat einen Umfang von 167,3 Millionen m³, dazu kommen in Frankreich (Polder Erstein und Moder sowie Sonderbetrieb der Rheinkraftwerke) und Rheinland-Pfalz weitere 100 Millionen m³.

Sowohl Hochwasser- als auch ökologische Flutungen sind in ein ganzes Netzwerk von Abwägungen eingebettet. Die Flächen innerhalb der geplanten IRP-Rückhalteräume werden zu etwa 70% forstwirtschaftlich und zu ca. 10% landwirtschaftlich genutzt. Einschränkungen der wirtschaftlichen Nutzung sind hier nur teilweise, vor allem bei landwirtschaftlichen Flächen zu erwarten, sie werden jedoch durch Ausgleichs- und Entschädigungszahlungen abgegolten. Die künftige fortwirtschaftliche Nutzung wird sich - sehr langfristig - an der Veränderung des Baumbestands im Auwald orientieren, hier werden gemeinsam mit der Forstverwaltung neue Konzepte erarbeitet. Die Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten in den Bereichen werden sich im Normalfall eher intensivieren, da neue Begegnungen mit dem Lebensraum Wasser möglich sein werden. Sind konkrete Objekte betroffen, werden sie entweder geschützt oder nach außen verlegt. Eine völlige Sperrung des Rückhalteraums ist nur notwendig, wenn die Polder im regelmäßigen Betrieb hoch geflutet oder als Rückhalteraum bei Hochwasser genutzt werden, das heißt voraussichtlich alle 10 Jahre für ca. 10 Tage.

Seitens des Umweltministeriums wurden die Kosten für den Bereich "Erholungskonzept Rheinauen" aufgeschlüsselt. Demnach entfällt der Löwenanteil von 41% der Kosten von 14,9 Mio. € für diesen Bereich auf Informations- und Bildungseinrichtungen, weitere 34% auf die Erholungsinfrastruktur. Rad- und Wanderwege schlagen mit 20% zu Buche, Kanuwanderstrecken mit 3%.

Weiterführende Links:
Regierungspräsidium Freiburg: Integriertes Rheinprogramm
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: Das Integrierte Rheinprogramm. Hochwasserschutz und Auenrenaturierung am Oberrhein
Umweltministerium: Erholungskonzept Rheinauen

     

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