Europas Juden im Mittelalter

Ausstellung in Berlin
23.4. - 28.8.2005


Der Judenhof in Speyer

 

  Der Judenhof war ein Ensemble aus mehreren Gebäuden und stellt das kultische Zentrum der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde dar. Um den Judenhof herum errichtete die jüdische Bevölkerung des Mittelalters ihre Wohnbauten und begründete somit eine große jüdische Ansiedlung. Zu den Gebäuden des Judenhofs zählten die Synagoge, das Rituelle Bad (Mikwe) sowie ein weiteres Gebäude, dessen Funktion nicht völlig geklärt ist.

Die Speyerer Synagoge zählt neben den Synagogen von Worms und Köln zu den ältesten im deutschen Raum und wird auf 1104 datiert. Von ihr sind Teile der Nord- und Südfassade sowie die fast vollständige West- und Ostwand erhalten. Die Doppelbogenfenster der Westfassade befinden sich heute in der Sammlung des Historischen Museums der Pfalz Speyer. Die aus roten Steinquadern geformte Ostfassade ist geprägt von einem zugemauerten Rundbogen, der früher den Weg zu einer Apsis freigab. Diese Apsis diente als Thora-Nische und beherbergte die Thora-Rollen.

Neben dem Rundbogen aus dem 11. Jahrhundert erkennt man auch ein großes Rundfenster sowie zwei gotische Fenstergewände, die im 13. Jahrhundert dem Mauerwerk zugefügt wurden. Als Innenstruktur weist die Synagoge den sogenannten Saalbau auf. Das bedeutet, dass das Hauptgeschoß abgesehen von kleineren Seitenräumen nur aus einem einzigen großen Raum besteht, der nicht durch Säulen oder Pfeiler unterteilt ist. Da während des jüdischen Gottesdienstes Männer und Frauen voneinander getrennt sitzen, wurde im 13. Jahrhundert an die Südwand der Synagoge einen Frauenbetraum angebaut. Die südliche Zwischenwand zur Männersynagoge wurde durch sechs kleine Fensterchen geöffnet, damit die Frauen dem Gottesdienst folgen konnten. Nach dem Untergang der jüdischen mittelalterlichen Gemeinde wurde das Gelände des Judenhofes von der Stadt Speyer als Arsenal verwendet.

Aus heutiger Sicht liegt der historische Schwerpunkt innerhalb des Judenhofes auf dem Judenbad, der Mikwe.

Auf Grund ihres hervorragenden Erhaltungszustandes gehört die Speyerer Mikwe zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Judenbädern Europas. Sie wurde in der gleichen Epoche wie die Synagoge erbaut. Die Mikwe diente der rituellen Wiedererlangung von Reinigung nach Krankheit oder Menstruation und Geburt.

Das Judenbad ist eine unterirdische Anlage, in die man durch ein gerade laufendes Treppenhaus hinabsteigt. Durch ein Portal betritt man einen Vorraum, der an der Seite eine Nische besitzt, die als An- und Auskleideraum füngierte. Über eine kleinere halbkreisförmige Treppenanlage gelangt man in den Badeschacht, der aus Sicherheitsgründen überbaut war. Durch eine zentrale Fensteröffnung in der Überdachung wird der Innenraum erhellt.

© für alle Texte: Histor. Museum der Pfalz
Bild: Ostwand der Männersynagoge
© Bühler
   
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