Europas Juden im Mittelalter

Ausstellung in Berlin
23.4. - 28.8.2005


Die Juden im mittelalterlichen Speyer

Speyer besaß eine der bedeutendsten Judengemeinden des Mittelalters. Die Gründung der Gemeinde erfolgte 1084 auf Veranlassung des Speyerer Bischofs Rüdiger Huozmann. Er stattete die Juden mit umfangreichen Privilegien aus. Diese räumten ihnen eine rechtliche und wirtschaftliche Sonderstellung ein. Bereits 1096 entstand ein zweiter jüdischer Wohnbereich in der Kernstadt.

 

Die Juden, auf Fernhandel und Geldgeschäfte spezialisiert, trugen wesentlich zur Entwicklung der Stadt Speyer bei. Trotz dieser günstigen Vorzeichen existierten schon zur Zeit der Gründung dieser Wohnbereiche antijüdische Vorbehalte in der nichtjüdischen Bevölkerung. Nach Übergriffen auf jüdische Speyerer Bürger verlagerte sich die 1084 entstandene Gemeinde in den jüngeren jüdischen Wohnbereich innerhalb der Kernstadt. Dort entstand zu Beginn des 12. Jahrhunderts das neue Gemeindezentrum, dessen wichtigsten baulichen Zeugnisse noch erhalten sind.

Unter dem Schutz des Bischofs und der Kaiser sowie Könige erlebte die Speyerer Judengemeinde im 12. und frühen 13. Jahrhundert eine wirtschaftliche und geistige Blütezeit. Die jüdischen Religionsgelehrten Speyers trugen mit ihren Schriften, ihrer Dichtung und Musik wesentlich zur Entstehung und Verbreitung des aschkenasischen Ritus bei. Die Frömmigkeitsbewegung der mittelalterlichen Chassidim ist ebenfalls mit dem Wirken jüdischer Religionsgelehrter aus Speyer verbunden. Seit der Mitte des 1 3. Jahrhunderts verschlechterte sich die rechtliche und wirtschaftliche Situation der Speyerer Juden.

Im Jahr 1349 forderte die durch den Ausbruch der Pest ausgelöste Judenverfolgung auch in Speyer einige hundert Opfer und führte zur vorläufigen Zerschlagung der Gemeindestrukturen. Die Wiederansiedlung von Juden ab 1352 erfolgte auf Initiative der Freien Reichsstadt Speyer, die mittlerweile alle Rechte an den Speyerer Juden erworben hatte. Auch wenn die Juden Speyers in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wieder eine bedeutende Rolle in der Geldwirtschaft der Region erlangten, so erreichte die jüdische Gemeinde nie mehr ihre frühere religiöse und wirtschaftliche Bedeutung.

Die stete Verschlechterung der wirtschaftlichen und rechtlichen Bedingungen beschleunigten jedoch im 15. Jahrhundert die Abwanderung von Juden nach Italien, nach Osteuropa, aber auch in die ländlichen Gebiete der Region.


© für alle Texte: Histor. Museum der Pfalz

Bild: Mikwe im Judenhof
© Bühler

   
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