Die Juden, auf
Fernhandel und Geldgeschäfte spezialisiert, trugen wesentlich
zur Entwicklung der Stadt Speyer bei. Trotz dieser günstigen
Vorzeichen existierten schon zur Zeit der Gründung dieser
Wohnbereiche antijüdische Vorbehalte in der nichtjüdischen
Bevölkerung. Nach Übergriffen auf jüdische
Speyerer Bürger verlagerte sich die 1084 entstandene
Gemeinde in den jüngeren jüdischen Wohnbereich innerhalb
der Kernstadt. Dort entstand zu Beginn des 12. Jahrhunderts
das neue Gemeindezentrum, dessen wichtigsten baulichen Zeugnisse
noch erhalten sind.
Unter
dem Schutz des Bischofs und der Kaiser sowie Könige erlebte
die Speyerer Judengemeinde im 12. und frühen 13. Jahrhundert
eine wirtschaftliche und geistige Blütezeit. Die jüdischen
Religionsgelehrten Speyers trugen mit ihren Schriften, ihrer
Dichtung und Musik wesentlich zur Entstehung und Verbreitung
des aschkenasischen Ritus bei. Die Frömmigkeitsbewegung
der mittelalterlichen Chassidim ist ebenfalls mit dem Wirken
jüdischer Religionsgelehrter aus Speyer verbunden. Seit
der Mitte des 1 3. Jahrhunderts verschlechterte sich die rechtliche
und wirtschaftliche Situation der Speyerer Juden.
Im Jahr
1349 forderte die durch den Ausbruch der Pest ausgelöste
Judenverfolgung auch in Speyer einige hundert Opfer und führte
zur vorläufigen Zerschlagung der Gemeindestrukturen.
Die Wiederansiedlung von Juden ab 1352 erfolgte auf Initiative
der Freien Reichsstadt Speyer, die mittlerweile alle Rechte
an den Speyerer Juden erworben hatte. Auch wenn die Juden
Speyers in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wieder
eine bedeutende Rolle in der Geldwirtschaft der Region erlangten,
so erreichte die jüdische Gemeinde nie mehr ihre frühere
religiöse und wirtschaftliche Bedeutung.
Die stete
Verschlechterung der wirtschaftlichen und rechtlichen Bedingungen
beschleunigten jedoch im 15. Jahrhundert die Abwanderung von
Juden nach Italien, nach Osteuropa, aber auch in die ländlichen
Gebiete der Region.
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