Europas Juden im Mittelalter

Ausstellung in Berlin
23.4. - 28.8.2005


Eine Ausstellung mit neuen Aspekten der jüdischen Geschichte

Die Ausstellung "Europas Juden im Mittelalter" nimmt weltweit erstmals das mittelalterliche Judentum in seiner europäischen Dimension in den Blick. Nie zuvor wurden die beiden jüdischen Traditionskreise Aschkenas und Sepharad in einem europäischen Kontext zusammengebracht und behandelt. Die Ausstellung beleuchtet somit die jüdische Geschichte des Mittelalters nicht nur unter nationalen, regionalen oder stadtgeschichtlichen Aspekten, sondern legt erstmals den geographischen Schwerpunkt gleichwertig sowohl auf das sephardische wie auf das aschkenasische Judentum.

 

Den Kuratoren der Ausstellung ist es gelungen, bedeutende Exponate auszuleihen, die zum Teil noch nie ausgestellt waren. Zahlreiche neue Funde und Befunde werden in der Ausstellung zum ersten Mal präsentiert. Einen bisher nicht gekannten Umfang an kostbaren Gegenständen wie Becher, Münzen, Broschen oder Ringe hat beispielsweise der Schatzfund von Erfurt, der wichtiges Zeugnis mittelalterlichen Kunstschaffens ist. Dieser jüngst geborgene Schatz war in seiner Gesamtheit bislang noch nicht zu sehen. Darüber hinaus beweist ein Neufund aus Kaiseraugst, ein Ring mit der Darstellung einer Menora, dass Juden bereits in der Spätantike am Rhein ansässig waren.

Neueste Forschungsergebnisse bilden zudem die Grundlage einer Computer gestützten dreidimensionalen Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge von Speyer. Diese Rekonstruktion beruht sowohl auf Befunden der jüngsten Grabungen von 2OO1, als auch auf Untersuchungen des noch erhaltenen Mauerwerks der Synagoge. Die dabei entdeckten Brandschichten und Baufugen lassen mehr Bauphasen vermuten, als zuvor angenommen.

"Europas Juden im Mittelalter" behandelt aber auch Aspekte, die nie zuvor in einer Ausstellung thematisiert wurden. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der Geschichte der Speyerer Familie des Samuel da Spira, die 1 394 nach Norditalien auswanderte und sich nach ihrem Wohnort Soncino umbenannte. Am Beispiel dieser Familie lässt sich zeigen, dass Juden in unterschiedlichen wirtschaftlichen Berufsfeldern erfolgreich tätig waren. Die Familie Soncino war nicht nur im Bank- und Kreditwesen beschäftigt, sondern zählte nach Gründung mehrerer Druckereiwerkstätten zu den erfolgreichsten Druckern Italiens. Die erste in Hebräisch gedruckte Bibel Italiens, 1 488 in der Werkstatt des Josua Salomo Soncino entstanden, ist in der Ausstellung zu sehen.


© für alle Texte: Histor. Museum der Pfalz
Bild: Raschi, Bibelkommentar (1233)
Bayer. Staatsbibliothek, München
Cod. hebr. 5/I fol. 65r
   
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