Europas Juden im Mittelalter

Ausstellung in Berlin
23.4. - 28.8.2005


Europas Juden im Mittelalter

Aschkenas und Sepharad - die beiden europäischen Zentren des mittelalterlichen Judentums
Das europäische Mittelalter kannte zwei bedeutende Zentren jüdischen Lebens. Diese beiden Siedlungsräume lagen am Rhein und auf der Iberischen Halbinsel. Die rheinischen Juden gehörten dem aschkenasischen Traditionskreis an. Das Judentum auf der Iberischen Halbinsel trägt den Namen Sepharad.

 

Unter den Judengemeinden Mitteleuropas erlangten die Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz, nach den Anfangsbuchstaben ihrer hebräischen Bezeichnung "SchUM" genannt, in der gesamten jüdischen Welt großes Ansehen. Die dort tätigen Religionsgelehrten haben seit dem 11. Jahrhundert durch ihre Lehre und ihre literarische Tätigkeit wesentlich zur Entwicklung der aschkenasischen Tradition des Judentums beigetragen, die sich durch Sprache, religiöse Traditionen, Riten und Bräuche von dem nahezu gleichzeitig in Spanien entstandenen sephardischen Zweig des Judentums unterscheidet.
Noch im Mittelalter wurden die ursprünglich geographischen Bezeichnungen auf die beiden heute noch bestehenden Traditionskreise übertragen. Ebenso haben sich die beiden Traditionskreise durch die geschichtlichen Entwicklungen seit dem Mittelalter weit über ihr ursprüngliches Kerngebiet hinaus ausgedehnt.
Trotz der Unterschiede in Tradition und Brauchtum bestanden im Mittelalter zwischen den Juden von Sepharad und Aschkenas enge religiöse, geistige, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen. Über Nordafrika und Sizilien hielten Juden als Fernkaufleute die wirtschaftlichen und politischen Verbindungen des christlichen Abendlandes mit der islamischen Welt und denn fernen Osten aufrecht. In beiden Siedlungsräumen zeichneten sich die Juden durch ein hohes Bildungsniveau und herausragende wissenschaftliche Tätigkeit aus. In dieser Epoche wurde die Gesellschaft in Europa in ihrer Geistesgeschichte wesentlich durch das Judentum mitgeprägt.
Die Vertreibungen der Juden aus den deutschen Städten im 15. und frühen 16. Jahrhundert, aus Spanien und Portugal 1492 bzw. 1498 bezeichnen in der jüdischen Geschichte Europas den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.

© für alle Texte: Histor. Museum der Pfalz
Bild: Raschi, Bibelkommentar (1233)
Bayer. Staatsbibliothek, München
Cod. hebr. 5/I fol. 65r
   
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