Europas Juden im Mittelalter

Ausstellung in Berlin
23.4. - 28.8.2005


Glanzpunkte der Ausstellung

Die Ausstellung bietet ein breites Spektrum an einzigartigen und seltenen Exponaten. Der Besucher wird reich illuminierte und illustrierte Handschriften finden, bedeutende Architekturfragmente bestaunen und sich von wertvollen wissenschaftlichen Instrumenten faszinieren lassen können.

 
Vor einer jüdischen Hochzeit wird eine Hochzeitsurkunde (Ketubba) aufgesetzt, die vor allem dazu dient, die Vermögensregelungen zwischen denn Brautpaar festhalten. Aus dem mittelalterlichen aschkenasischen Traditionskreis ist nur ein einziger Hochzeitsvertrag erhalten: Die Kremser Ketubba aus dem Jahr 51 52 (= 1 391 792), die sich im Besitz der k Österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet.

Im Zuge des Pogroms von 1421 wurde die Urkunde vermutlich in vier Teile zerschnitten, die als Spiegelblätter in einer Handschrift des 1 5. Jahrhunderts mit Wiener Universitätsprovenienz eingeheftet wurden. Zwischen 1910 und 1914 löste man die Blätter wieder heraus und führte sie in ihren ursprünglichen Zusammenhang zurück. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung in den oberen beiden Teilen des Vertrages, die den Bräutigam mit Ring und die Braut mit einer blauen Blume zeigt.

Der einzige aus dem Mittelalter erhaltene Tora-Zeiger datiert in das Jahr 1521. Da die Tora nicht mit bloßen Händen berührt werden darf, bedient sich der Vorleser eines Tora-Zeigers. Er hat die Form einer Hand und wird deshalb auch "Jad" (Hand) genannt. Er weist mehrere hebräische Inschriften auf, wovon eine auf die Stadt Posen deutet. Heute befindet er sich im "The Sir Isaac and Lady Edith Wolfson Museum" in Jerusalem. Darüber hinaus enthält er ein verschließbares Fach, welches wahrscheinlich zur Aufbewahrung von Gewürzen diente und ihm somit eine Doppelfunktion als Jad und Besamim-Behälter (Gewürzbehälter) für die Hawdala Zeremonie am Ausgang des Schabbats verlieh. Die mit Öffnungen versehenen Behälter wurden nach dem Ende des Schabbat mit wohlriechenden Gewürzen gefüllt, deren Wohlgeruch die Wonnen des Feiertages in die Werktage verlängern sollte.

Die beiden Doppelbogenfenster aus der Westwand der Speyerer Synagoge sind die ältesten Synagogenfenster in Aschkenas. Fenster dieses Typs fanden auch beim Umbau des Speyerer Doms sowie bei der Errichtung des jüdischen Ritualbads von Speyer Verwendung. Aufgrund der Einschränkung der beruflichen Betätigung der Juden auf Fernhandel und Bankgeschäfte wurde die Synagoge von christlichen Bauleuten errichtet. Diese bedienten sich der Formensprache der zeitgenössischen Romanik, wie sie bei der Errichtung von Sakralbauten und repräsentativen Profanbauten zur Anwendung kam. Die Fenster wurden 1 899 aus konservatorischen Gründen aus dem Mauerverband herausgenommen und in den Bestand des Historischen Museums der Pfalz gegeben.

© für alle Texte: Histor. Museum der Pfalz
Bild: Raschi, Bibelkommentar (1233)
Bayer. Staatsbibliothek, München
Cod. hebr. 5/I fol. 65r
   
im Detail:
 
weiter:
 
siehe auch:
 
zurück:
 


Zurück:
Startseite - Historisches Museum der Pfalz
Register - Impressum
zur ZUM
© Badische Heimat 2004