Spätmittelalter am Oberrhein


Landeskunde > Geschichte > Spätmittelalter > Ausstellungszyklus 2001-02
Hans Baldung Grien
 

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist Hans Baldung Grien die überragende Künstlerpersönlichkeit am Oberrhein. Hervorgetreten ist er als Maler, Zeichner und Graphiker, als Entwerfer für Glasfenster und als Buchillustrator. In seiner Gestalt verkörpert sich beispielhaft die "Epochenwende", der künstlerische und geistesgeschichtliche Wandel am Oberrhein.

1484/85 in Schwäbisch Gmünd geboren, ist Baldung seit 1503 in der Dürer-Werk-statt in Nürnberg anzutreffen. Er erweist sich zunächst als ein begabter Zeichner von bemerkenswerter Unabhängigkeit gegenüber dem großen Vorbild. Dann lassen sich auch selbständige Gemälde nachweisen, die Besonderheiten der Komposition und des Kolorits zu erkennen geben, darunter die Vorliebe für das namensgebende Grün (Grien). Dürer bleibt dem „Grienhans" zeitlebens verbunden und hat später zur Verbreitung seiner Druckgraphik beigetragen.

1509 übersiedelt der Künstler nach Straßburg, wo er das Bürgerrecht erwirbt. Von dort wird er 1512 nach Freiburg berufen, um den Hochaltar des Münsters auszuführen. Dieser zählt zu den letzten großen Flügelaltären vor der Reformation und hat als sein malerisches Hauptwerk zu gelten. In die Freiburger Zeit gehören außerdem eine Reihe von Passionsdarstellungen und Madonnenbildern sowie vorzügliche Einzelportraits.

Seit 1517/18 ist Baldung wieder in Straßburg. Nun lassen sich neben religiösen Werken zunehmend andere Bildgegenstände finden, die ihn schon längere Zeit beschäftigt hatten: Todesallegorien, Hexendarstellungen und große Aktfiguren. Hinzu kommen literarische und historische Stoffe, welche auf ein enges Verhältnis zu humanistischen Kreisen in Stra ßburg weisen. Dort ist der Künstler auch gestorben.

In der monographisch Hans Baldung Grien gewidmeten Ausstellung in Freiburg werden Zeichnungen und Druckgraphik neben einzelnen Gemälden in repräsentativer Auswahl gezeigt. Den Schwerpunkt bilden die meisterhaften Handzeichnungen aus der Freiburger Zeit des Künstlers.

Stilbildung, Stilentwicklung und künstlerische Eigenart des Meisters sollen erkennbar werden, sein Beitrag zur Renaissance am Oberrhein wie auch die Ausbildung eines Manierismus in der Spätzeit. Besonderes Interesse gilt daneben den Bildinhalten, den für Baldung charakteristischen profanen Themen, so dass ein möglichst umfassendes Profil dieses eigenwilligen Künstlers gewonnen werden kann.

Veranstaltet wird die Ausstellung vom Augustinermuseum in Freiburg, das drei Gemälde Baldungs besitzt. Erwartet werden Leihgaben aus oberrheinischen Sammlungen und aus europäischen Museen. Der Hochaltar und andere Werke im Freiburger Münster sollen in die Ausstellungskonzeption integriert werden und einen zweiten Schwerpunkt bilden.

Abbildung: Detail aus der Kreuzigung am Hochaltar im Freiburger Münster (mit Selbstbild Baldungs)

Ausstellung im Augustinermuseum Freiburg, Oktober - Dezember 2001

    Text: Augustinermuseum Freiburg; veröffentlicht 2001 in "Nachrichten & Notizen"

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