Zu den vielbewunderten Werken Hans Holbeins d.J. im Besitz
des Kunstmuseums Basel gehören die Flügel der ehemaligen
Münsterorgel. Sie kamen im Jahr 1786 in die Sammlung, anlässlich
einer Innenrenovierung des Münsters. Bis in die Mitte des
19. Jahrhunderts verblieb das Orgelgehäuse noch im Münster,
dann wurde es entfernt. Ornamentale Reste des Gehäuses aus
Holz geschnitzte Ranken und Köpfe gelangten in das
Historische Museum.
Die Orgelflügel
zeigen, auf Leinwand gemalt, das kaiserliche Stifterpaar, Heinrich
und Kunigunde (auf dem linken Flügel), Maria mit dem Kind
und den HI. Pantalus, Basels ersten Bischof (auf dem rechten Flügel),
zwischen den Figuren im einen Fall eine Ansicht des Münsters,
im anderen musizierende Putti.
Emanuel Büchel: Die Orgel
des Basler Münsters mit den Flügeln von Hans Holbein
d.J., um 1775. Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kupferstichkabinett Die monumentalen Gemälde hatten
zwar den Basler Bildersturm gut überstanden (wohl wegen ihres
hohen Anbringungsorts, elf Meter über dem Kirchenboden an
der Nordseite des Mittelschiffes), wurden aber bereits im Jahr
1639 durch Sixt Ringlin (und vielleicht wiederholt in späteren
Zeiten) übermalt. Das Aussehen der Orgel vor der Abnahme der
Holbeinschen Flügel überliefert eine Zeichnung Emanel
Büchels, die im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums aufbewahrt
wird. Ebenfalls zum Schatz des Kupferstichkabinetts gehört
Holbeins gezeichneter Entwurf für die Flügel.
Für die im Spätsommer geplante Ausstellung wird einer
der beiden Flügel mit grosser Sorgfalt und hohem Aufwand restauriert.
Die Restaurierung eines so bedeutenden künstlerischen Ensembles
bedarf gründlicher Voruntersuchungen und sehr sorgfältiger,
schrittweise vorgehender Arbeit die Ausstellung wird auch Einblick
in dieses Restaurierungsverfahren geben.
Hans Holbein (Augsburg 1497/98 - 1543 London) ist, zusammen mit
seinem Bruder Ambrosius (Augsburg 1494 - 1519 Basel?), seit dem
Ende des Jahres 1515 in Basel nachweisbar. Im Jahre 1520 erhielt
Hans Holbein in Basel das Bürgerrecht; im gleichen Jahr entstanden
die (leider verlorenen) Fassadenmalereien am Haus Zum Tanz",
für die damalige Zeit sensationelle Kompositionen mit kalkuliertem
Spiel perspektivischen Gestaltens, wie es auch an den Orgeiflügeln
zu bewundern ist.Zwischen 1526 und 1528 hielt sich Holbein in England
auf. Nach seiner Rückkehr erlebte er in Basel Reformation
und Bildersturm, erhielt jedoch noch Aufträge durch den Rat
der Stadt. Dennoch reiste er 1532 abermals nach London, um nur
noch einmal für kurze Zeit, im Herbst des Jahres 1538, zurückzukehren.
Dass seine Verbindung zu Basel für ihn trotzdem dauerhafte
Gültigkeit besass, beweist eine späte Selbstporträt-Zeichnung
(Florenz, Uffizien), auf der er sich als Basileensis" bezeichnet.
Vielleicht hatte er kurz vor seinem Lebensende die Absicht, an
den Rhein zurückkehren; sein Tod im Jahr 1543 verhinderte
dies jedoch.
In der Ausstellung sollen neben den Orgelflügeln und Holbeins
Entwurfszeichnungen die im Historischen Museum befindlichen Überreste
des ursprünglich prächtig dekorierten Gehäuses gezeigt
werden, dazu eine ausführliche Dokumentation der Restaurierung.
Eine Ausstellung im Kunstmuseum Basel, September-Oktober 2001 |