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Revolution! Für Anfänger*innen

Rundgang durch die Ausstellung

Friedrich Hecker, Porträt um 1850Akteure
Zu einer Revolution gehören die Menschen, die daran beteiligt sind. Das sind auf der einen Seite die charismatischen Anführer, die für die Ideen der Revolution stehen, ihre Entwicklung entscheidend vorantreiben und dafür oft als Helden gefeiert werden. Auch in „proletarischen“ Revolutionen stammen sie aus gesellschaftlichen Eliten. Auf der anderen Seite sind das aber auch die Massen auf den Straßen, ohne deren Unterstützung die Anführer der Revolution wenig ausrichten können.
In jüngeren Revolutionen treten die Anführer oft völlig zurück, es scheint sogar gar keine Anführer mehr zu geben, die protestierende Menge selbst scheint aus sich selbst heraus zu handeln.
Ihnen allen gegenüber stehen die Vertreter des alten Systems und der alten Eliten und deren Anhänger. Ihre Rolle ist sehr schillernd – in der einen Revolution werden sie eliminiert, in der anderen retten sie sich in die neue Zeit hinüber.

Friedrich Hecker (1811-1881). Valentin Schertle, um 1850
© Badisches Landesmuseum

Unten: Fünf Revolutionäre aus Waldkirch. Daguerreotypie, 1848. Elztalmuseum Waldkirch.
Diese fünf Männer aus Waldkirch nutzen 1848 die neue Technik der Daguerreotypie, um sich mit Heckerbluse und Zeitung revolutionär in Szene zu setzen.
© Elztalmuseum Waldkirch.

Fünf Revolutionäre aus Waldkirch. Daguerreotypie, 1848.

Erstürmung der Tuilerien in Paris, 24.2.1848. Neuruppin 1848

„Friedrich der Große zu Pferde“ mit Einschussloch. Druck, Berlin/Wien, Ende 19. Jahrhundert.Gewalt
Revolution und Gewalt scheinen untrennbar zusammen zu gehören. Gewalt wird als notwendig angesehen, weil die alten Mächte selten freiwillig abtreten, Gewalt erscheint wiederum ihnen notwendig, um den Aufruhr niederzuschlagen und ihre eigene Macht zu sichern.
Gewalt ist das Mittel, um innerhalb der Revolution einen Kampf um die Macht zu gewinnen, Gewalt ist auch das Mittel, um die begonnene Revolution gegen Widerstände von innen und von außen abzusichern – hier kann die Gewalt sich bis zum nackten Terror steigern. Es ist dabei nicht wichtig, ob die Widerstände von innen tatsächlich existieren. In der Phase der Gefährdung der Revolution gilt jede abweichende Meinung als Verrat an der Sache .
Sind die alten Kräfte zu stark, werden sie die Revolution gewaltsam niederwerfen und ein blutiges Strafgericht über die Aufständischen verhängen.

Oben: Erstürmung der Tuilerien in Paris, 24.2.1848. Neuruppin 1848
Badisches Landesmuseum.
© Badisches Landesmuseum

„Friedrich der Große zu Pferde“ mit Einschussloch. Druck, Berlin/Wien, Ende 19. Jahrhundert.
Bei einer Schießerei während der Novemberrevolution 1918 durchschlugen Kugeln einige Fenster des Karlsruher Schlosses und trafen auch dieses Bild.
© Badisches Landesmuseum

"Auch ein Todtentanz, Fünftes Blatt". Alfred Rethel, Nachdruck nach 1849
Das trad. Bild vom Totentanz, der sich auf allen Seiten willkürlich Opfer sucht, wird 1848/49 auf das aktuelle Geschehen der Revolution übertragen. Der konservative Künstler deutet den Tod als gerechte Strafe für die Revolutionäre.
© Badisches Landesmuseum

"Auch ein Todtentanz, Fünftes Blatt". Alfred Rethel, Nachdruck nach 1849

„Transport von gefangenen Aufständigen“. Friedrich Kaiser, 1849

Kommunikation
Seit dem späten Mittelalter werden Umbruchsituationen von Presseerzeugnissen beleitet. Es wird darüber geschrieben, wer unzufrieden ist, womit er unzufrieden ist und was alles besser gemacht werden könnte. Die Forderungen der Revolutionäre müssen publik gemacht werden, um einen möglichst großen Rückhalt in der Bevölkerung zu erhalten. Dabei spielt auch die Propaganda eine wichtige Rolle, es wird auf beiden Seiten maßlos überzeichnet und übertrieben. Auch was während der Revolution geschieht, wird berichtet. Früher nutze man Zeitungen und druckte Flugblätter, heute nutzt man die sozialen Netzwerke im Internet. Träger der Revolution nutzen gemeinsame Symbole, Kleidung und ähnliches, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu demonstrieren. In vielen Revolutionen werden Lieder geschrieben, die den selben Zweck erfüllen.

Ansteckung
Revolutionen machen dann nicht an Ländergrenzen Halt, wenn die Zustände, die sie hervorrufen, sowohl in einem als auch im Nachbarland herrschen. Dann können revolutionäre Gedanken aufgegriffen werden, die Revolution selbst als Vorbild dienen, um die eigenen Zustände zu bessern. Die Revolution kann aber auch abschreckend wirken.
Eine Revolution kann von Randgebieten eines Landes auf die Hauptstadt übergreifen, sie kann auch absichtlich in einem Teil des Landes begonnen werden, um dann den Revolutionären die Möglichkeit zu geben, öffentlichkeitswirksam in die Hauptstadt zu marschieren.

im Detail:  
siehe auch:  
weiter: Rundgang Teil 1 | Teil 3

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