Landeskunde > Kultur > Museen > Badisches Landesmuseum > Ausstellungen

Revolution! Für Anfänger*innen

Rundgang durch die Ausstellung

„A faut esperer q'eu se jeu la Finira bentot“ (dt. Hoffentlich ist dieses Spielchen bald vorbei) Ursachen
Revolutionen brechen nicht von selbst aus. Für uns ist im Nachhinein klar, dass gewisse politische Systeme in der Zeit ihres Bestehens erstarrt und nicht mehr in der Lage waren, auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren. Oft besteht auch ein Missverhältnis zwischen einzelnen Elementen in der Gesellschaftsordnung – Bürger haben wirtschaftliche Kraft, aber wenig politischen Einfluss, einzelne Gruppen der Gesellschaft leben davon, dass sie andere ausbeuten. Werden diese Verhältnisse als ungerecht erkannt, kommen Strömungen auf, die eine Änderung fordern. Das wiederum ruft den Widerstand der alten Eliten hervor, die ihre Macht nicht teilen wollen.
Die alten Eliten müssen große Mittel aufwenden, um die fortschrittlichen Kräfte erst unter Kontrolle und dann nieder zu halten. Diese Mittel stehen dann einer Weiterentwicklung von Staat und Gesellschaft nicht zur Verfügung – die Schere öffnet sich weiter.

„A faut esperer q'eu se jeu la Finira bentot“(dt. Hoffentlich ist dieses Spielchen bald vorbei)
(Der unterdrückte Dritte Stand)
Karikatur, Frankreich, um 1789. Kunstsammlungen der Veste Coburg
© Kunstsammlungen der Veste Coburg

Die Darstellung entspricht in ihrer Komposition der Zeichnung, in der ein Bauer die Feudalherren aus Kirche und Adel schleppt.

Unten: "Der Denker-Club“. Karikatur, Deutschland, um 1825
Ein politischer Club, in dem die Mitglieder Maulkörbe tragen und sich nicht austauschen können: So wird hier die Unterdrückung der Meinungsfreiheit kritisiert, die oft eine Ursache von Revolutionen war.
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

"Der Denker-Club“. Karikatur, Deutschland, um 1825„Der Zollgardist und der Jude”. Zizenhausener Terrakotta, um 1820-1830.

Lebensmittelmarken. Karlsruhe, 1915Aufruf „An die badischen Soldaten!“. Farblithografie, Karlsruhe, 1918Auslöser
Der Auslöser für die Revolution ist oft verschwindend und unbedeutend. Ein stabiles System würde ihn ohne weiteres verkraften, in einem zerrütteten System allerdings nehmen die fortschrittlichen Kräfte auch dieses kleine Ereignis zum Anlass, die Regierung anzugreifen. Die Regierung wird mit noch mehr Härte antworten, die revolutionären Ideen brechen sich mit Gewalt Bahn.

Lebensmittelmarken. Karlsruhe, 1915
© Badisches Landesmuseum

Aufruf „An die badischen Soldaten!“. Farblithografie, Karlsruhe, 1918
© Badisches Landesmuseum

Umsturz
Der – meist gewaltsame – Umsturz ist das entscheidende Merkmal einer Revolution. Unter dem Druck der Protestierenden gibt die Regierung ihre Macht auf – entweder die tritt mehr oder weniger freiwillig zurück oder sie wird gewaltsam ihrer Ämter enthoben. Mit dem Verlust der leitenden Funktionen bricht das System, das von ihrer autoritären Macht aufrecht gehalten worden war, zusammen. Ist die Energie der Revolution stärker als die Achtung vor der Würde des Menschen, wird der Repräsentant der autoritären Regierung hingerichtet oder ermordet, ist die Achtung vor der Menschenwürde größer, wird er gezwungen, ins Exil zu gehen.
An die Stelle der alten Funktionsträger treten jetzt die Revolutionäre und besetzen die Schlüsselpositionen des Staats. Sie übernehmen die Regierung und möglichst große Teile der Verwaltung. Bilder der alten Herrschenden werden zerstört, Standbilder zerstört, Symbole zerschlagen.

Flitterwochen
Ist das alte System gestürzt, erscheint in einer Phase der Euphorie zunächst alles möglich. Die Revolutionäre versuchen zunächst, alle Ideen von einer Neuordnung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu verwirklichen. Dazu gehört vor allem der Traum von einer herrschaftsfreien Gesellschaft, in der alle gleiche Rechte haben. Das ist die Zeit, in der die Vertreter der einzelnen Richtungen miteinander diskutieren, welche Idee die bessere sei und welche mehr Chancen für den Einzelnen bietet. Diese Ideen sind aber oft Utopien, da sie noch lange nicht an der harten Wirklichkeit gemessen sind.
In der Frage nach einer neuen politischen und gesellschaftlichen Ordnung geht es bald wieder um Macht und Herrschaft, und nur unter günstigen Bedingungen gelingt es, einige oder viele der Ideale in die neue Wirklichkeit hinüber zu retten und zu verwirklichen.

 

im Detail:  
siehe auch:  
weiter: Rundgang Teil 2 | Teil 3

Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2017