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Markdorf

Keimzelle Markdorfs ist ein Dorf dieses Namens mit einer im Nordwesten dieser Siedlung gelegenen Burg. Ersteres wurde 817, letzteres 1077, in der Zeit des Investiturstreits, erstmals genannt, als der Konstanzer Bischof sich vor dem heranrückenden Rudolf von Rheinfelden, dem Gegenkönig des Reichs, hierher zurückzog. Die Burg war damals im Besitz des königstreuen Grafen Otto von Buchhorn, zwei Jahre später im Besitz des der gregorianischen Partei anhängenden Grafen von Bregenz. Nach der Zerstörung 1079 wurde es wieder aufgebaut, ebenfalls nach einem Brand 1373. In der Folgezeit sollen die Franziskaner aus den Steinen der Burg ihr Kloster gebaut haben, von der Anlage sind nur noch wenige Reste und der große Graben erhalten.

Das Untertor der StadtDie Besitzer von Dorf und Burg, die edelfreien Herren von Markdorf, gründeten um 1230 neben dem Dorf eine neue städtische Siedlung, die dank ihrer Lage an der Fernstraße von Meersburg nach Ravensburg einigen Wohlstand erreichte. Nach einigen Besitzerwechseln löste der Bischof von Konstanz „die stat und den flekken“, also die städtische Siedlung und das getrennt davon weiter bestehende Dorf, aus einer Pfandschaft und Markdorf war fortan bischöflich konstanzisch – und blieb es bis zum Übergang an Baden 1803.

Die im 13. Jahrhundert neben der bestehenden dörflichen Siedlung gegründete Stadt liegt auf dem östlich sich anschließenden Höhenrücken, mit dem Dorf nur durch das Westtor verbunden. Die Neugründung gruppierte sich um die Kirche St. Nikolaus, die Hausplätze lagen im Wesentlichen entlang der umgebenden Mauer, die die „Kirchgasse“ und „die Gass“ bildeten eigene Straßenzüge. Die Kirchgasse setzte dabei die alte Straßenverbindung vom Dorf Markdorf nach Möggenweiler fort. Das „Dorf“ sowie die nördlich gelegene „Au“ wurden im 14. Jahrhundert als Vorstädte angesehen. Die Stadt hatte außer dem Westtor („Untertor“) zum Dorf hin noch zwei Ausgänge, das „Hölltor“ im Norden und das „Bläsertor“ bzw. „Obertor“ nach Osten, nach Möggenweiler. Die Landstraße nach Ravensburg zog südlich der Stadt vorbei, zu ihr öffnete sich die Stadt erst im 19. Jahrhundert.

Das bischöfliche SchlossDominante im Stadtbild ist der fünfstöckige Turmbau des „Alten Schlosses“, der wohl auf das 14. Jahrhundert zurückgeht und in der Folgezeit einige Male umgebaut wurde. Er diente immer wieder den Konstanzer Bischöfen als Wohnstätte, unter anderen auch 1529 – 31 dem Bischof Hugo von Landenberg, der angesichts der Hinwendung seiner Bischofsstadt zur Reformation seien Residenz nach Meersburg verlegt. Zwischen Stadttor und altem Schloss wurde 1740 unter Bischof Franz Schenk von Stauffenberg der „Neue Bau“ errichtet, um Platz für den angewachsenen Hofstaat zu erhalten. Sein Wappen ziert das Eingangsportal.

Wie das alte Schloss tragen auch das Untertor und der zur Sicherung der Südseite errichtete Hexenturm malerische Staffelgiebel. Der Bläserturm im Osten der Stadt und das Hölltor im Norden gingen beim großen Stadtbrand 1842 zugrunde. Ein erstes, mittelalterliches Rathaus wurde im 19. Jahrhundert abgebrochen, um 1560 wurde ein neues Rathaus errichtet, das 1967 abbrannte.

Die Marktsiedlung gehörte anfangs wie das nebenan liegende Dorf zur Pfarrei Bermatingen und erhielt erst später in der Stiftskirche St. Nikolaus eine eigene Pfarrkirche. Deren Gebäude ist eine spätgotische Basilika des 14. oder 15. Jahrhunderts, ihr polygonaler Chor ist etwas aus der Achse gerückt. Das Obergeschoss des nördlich neben dem Chor stehenden Turms wurde nach dem Stadtbrand von 1842 auf achteckigem Grundriss neu errichtet und erhielt seine spätmittelalterliche Quadratform 1968 wieder zurück. Im Innern ist vor allem die um 1700 an der Nordseite angebaute Kapelle der Schutzmantelbruderschaft mit Stukkaturen der Wessobrunner Künstler Johann und Josef Schmuzer beachtenswert. Die darin aufgestellter Schutzmantelmadonna datiert um 1470, die zwei begleitenden Figuren sind im Feuchtmeier’schen Stil aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Am Ende des 17. Jahrhundert wurde im Norden der Stadt das Franziskanerinnenkloster errichtet, das im 19. Jahrhundert von der Stadt als Spital verwendet wurde. Seine äußerlich schlichte Kirche, 1710 geweiht, hat drei prunkvolle Altäre mit üppigem Schnitzwerk.

Vom Kapuzinerkloster westlich des „Dorfes“, das 1655 für aus Ravensburg vertriebene Mönche erbaut wurde, bestand in der 1930er Jahren nur noch die Umfassungsmauer des Anwesens.

Der Stadtbrand von 1842 vernichtete die mittelalterliche Bausubstanz nahezu vollständig. Beim Wiederaufbau der Stadt wurde das Straßennetz vor allem im Osten und Norden der Stadt grundlegend verändert: Die Bebauung um die Kirche, bestehend aus Kornhaus, Altem Kaufhaus und Neuer Schule, wurde nicht wieder hergestellt sondern wich der Anlage eines großen rechteckigen Kirchplatzes. Dieser Platz erhielt zum Stadtgraben hin in der Kirchgasse einen neue breite Ausgang, der Straßenzug zum alten Hölltor wurde als Ostseite des Marktplatzes neu angelegt. Die „Gass“, der alte Ausgang nach Osten wurde reguliert und verbreitert („Obertorstraße“), die Nordseite des Fuchsgässchens zur Schlupfpforte des Vogeltors wurde nicht wieder aufgebaut, an der Südseite entstand die langgestreckte Schule, die jetzt blind endende Gasse erhielt folgerichtig den Namen Schulgasse. Als neuer Ausgang der Stadt nach Osten, nach Ravensburg zu, wurde die „Neue Straße“ (jetzt Weinsteig) angelegt.

Anzeige von 1936, rühmt die Vorzüge des Städtchens
Anzeige in der Badischen Heimat 23 (1936) Anzeigen-S. 6

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