Die Hunnen
Zur Religion
Der Großteil der Hunnen hatte zu Zeiten Attilas unverändert
eine naturverbundene Religion, wie zu jener Zeit, als sie
aus Asien kamen. Man übte Wahrsagerei und Schamanismus aus,
wobei die Schamanen am Namenskürzel "-kam" (Atakam, Eskam)
zu erkennen waren. Eingeweideschau und Schulterblattschau
als Mittel der Vorhersage sind überliefert, wobei Jordanus
nicht angab, ob die Schulterblätter dabei wie in Asien im
Feuer erhitzt wurden. Die Naturkräfte waren göttlich, ähnlich
wie schon bei den Hsiung-nu, bei denen "Tang Kök/Gök Tengri",
der Himmel, die höchste Gottheit war. So wuschen die Hunnen
sich und ihre Kleider bis auf wenige Ausnahmen (Attila selbst)
nicht. Sicherlich galt auch das fließende Wasser wie bei
den Mongolen als lebendig und musste entsprechend rein gehalten
werden.
Für die Hunnen war der Herrscher gottähnlich, denn er sah
sich von Gott (Tang Tengri) zum Herrscher und König (Yabgu/Tangriqut)
ernannt und wurde mit der Sonne (Tang Kun/Gün Tengri) verglichen.
Jedenfalls vertrat man gegenüber einem römischen Vermittler
die Gottähnlichkeit Attilas, der aber zumindest gegenüber
seinen Hunnen ein bescheidenes Äußeres pflegte.
Es gibt auch Hinweise auf erfolgreiche katholische Missionierungsversuche
bei den Hunnen. Allerdings zeugen die unverändert anhaltenden
Plünderungen - und damit verbundenen Gewalttaten in Kirchen
- davon, dass es sich hierbei bloß um römische Wunschträume
handelte. Es gab zwar nach wie vor eine sesshafte katholische
Bevölkerung im hunnisch besetzten Pannonien, aber die Hunnen
übernahmen offensichtlich nicht den Glauben der Besiegten.
Attraktiver dürfte der arianische Glauben der Goten gewesen
sein, die im Rang den Hunnen fast gleichkamen.
An Kultgegenständen gab es Idole aus Gold und Elektron
wie bei den Sarmaten und Alanen, des weiteren Amulette und
schamanistisch geprägte Masken. Einige Idole wurden vom
Hunnenführer Grod um 528 eingeschmolzen, um Münzen herzustellen,
was seine Hinrichtung durch seinen Bruder zur Folge hatte.
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