Die Hunnen
Der Großkönig Attila
Nach dem plötzlichen Tode Ruas (angeblich Frühjahr 434)
wurde das Reich zwischen seinen Neffen bzw. Mundschuks Söhnen
Bleda und Attila geteilt. Bleda erbte den Osten, Attila
den Westen des Reiches. Die beiden sollen gemeinsam regiert
haben, aber Attilas Name wird bei allen politischen und
kriegerischen Aktionen trotzdem allein erwähnt.
Im Auftrag des weströmischen Heermeisters Aëtius zerschlugen
hunnische Hilfstruppen 436 das Reich der Burgunden, das
sich seit 400 am nördlichen Oberrhein befand. Der Hunnen-König
Attila war daran zwar nicht beteiligt, wurde als als König
Etzel des Nibelungen-Lieds ein wichtiger Bestandteil der
deutschen Heldensage.
Zu einem nicht ganz geklärten Zeitpunkt Ende 444/Anfang
445 wurde Bleda von Attila ermordet. Da auch ein Münzschatz
bei Szikancs (Ost-Ungarn, 1439 byzantinische Goldmünzen,
die letzte von 443) zu diesem Zeitpunkt vergraben und nicht
wiedergeholt wurde, scheint sein Anhang ebenfalls ausgeschaltet
worden zu sein. Vielleicht wollte Bleda also im Frühjahr
445 seinerseits den Bruder von der Macht verdrängen. Er
war sich wichtiger Stimmen der kommenden Fürstenversammlung
sicher, da ließ ihn Attila kurz vor der Ankunft der Stammes-
und Klanfürsten durch Attentäter ermorden. Unter dem Alleinherrscher
Attila erreichte die Macht der Schwarzen Hunnen ihren Höhepunkt.
Mitte des 5. Jahrhunderts begannen die Schwarzen Hunnen,
sesshaft zu werden: Das Hauptsiedlungsgebiet des Volkes
lag zwischenzeitlich in der Theißebene, wo Attila seit 444
seinen Heersitz hatte; die Schwarzen Hunnen Europas verloren
den Kontakt zu den anderen hunnischen Völkern. Attila bekam
einen Palast aus Holz, von Pfählen umzäunt, auch wenn die
Hunnen immer noch im Zelt lebten. Ein Minister badete sogar
in seinem eigenen Bad, die Ausnahme schlechthin. Es gab
eine frühfeudale Rangordnung am Hofe. Verdiente Leute wurden
dank römischen Goldes mit Pensionen versorgt, hatten Güter
oder Vorrechte - so z.B. durfte der einflussreiche Minister
Onegesius seine Gefangenen behalten. Aber der römische Dienst
war eben doch attraktiver - Attila forderte Hunnen als entlaufene
Vasallen vom oströmischen Kaiser zurück.
In den Jahren zwischen 441 und 447 verwüstete Attila den
gesamten Balkanraum und legte die Städte Singidunum, Serdica
und Ratiaria in Schutt und Asche. Er zwang den damaligen
oströmischen Kaiser Theodosius II. zu hohen Tributzahlungen.
Kaiser Markian jedoch stellte die Tributzahlungen ein; Attila
musste sich nach einer neuen Quelle umsehen, zumal die europäischen
Provinzen Ostroms bereits verwüstet waren.
Attila zog schließlich gegen Westrom: Er marschierte quer
durch Germanien und traf in Gallien 451 auf seinen einstigen
Verbündeten Flavius Aëtius, den Statthalter Westroms: Dieser
war zwischenzeitlich mit den Stammeskönigen der Franken,
Burgunden und Westgoten verbündet und schlug Attila und
dessen ostgotische, gepidische u.a. Vasallen in der Schlacht
auf den Katalaunischen Feldern zurück. Die Schlacht endete
ohne Sieger, beide Seiten hatten schwere Verluste, aber
die Moral der Hunnen war erschüttert, zumal Attila den Rückzug
antreten musste.
Attila zog dann nach Italien und verwüstete mehrere Städte
(u.a. Aquileia), musste sich dann aber in die Ungarische
Tiefebene zurückziehen; die angebliche Begegnung mit Papst
Leo dem Großen, der Attila davon abgehalten haben soll,
Rom zu plündern, ist vielleicht nicht historisch. Aber im
Grunde stellte Attila bereits seit seinem Rückzug aus Gallien
keine ernsthafte Gefahr mehr dar. (Wobei das wieder eine
Frage der Sichtweise ist, denn immerhin hat sich Attila
für das Risiko eines Raubzuges in Gallien, weit entfernt
von seinem natürlichen Stammland, gut gehalten.) Auch Ostrom
lehnte weitere Tributzahlungen ab; gleichzeitig griffen
oströmische Truppen hunnisches Gebiet an.
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