Naturschutzgebiete im Ostalbkreis


Naturschutzgebiet "Streuwiese bei Rötenbach"

  

Seit mittlerweile 30 Jahren steht die Streuwiese bei Rötenbach auf dem Gebiet der Gemeinde Bartholomä unter Naturschutz. „Aus Anlass dieses Jubiläums wollen wir dieses Kleinod im Ostalbkreis erneut würdigen und die Besonderheiten des Gebiets nochmals herausstellen“, so Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider.

Das Naturschutzgebiet Streuwiese bei Rötenbach ist ein Relikt historischer Landwirtschaft . Als Streuwiese wurde im 19. Jahrhundert Land bezeichnet, auf dem Gräser wuchsen, die so hart waren, dass sie nicht als Futter, sondern nur als Einstreu im Stall Verwendung finden konnten. Daher wurden die Wiesen nur selten gemäht und nie gedüngt, was zur Folge hatte, dass hier Pflanzen und Tiere vorkamen, die auf den heute meist mehrfach gemähten, gedüngten Wiesen längst verschwunden sind. Dieser Zustand konnte bis heute erhalten werden. „Die Streuwiese bei Rötenbach ist daher für die Erhaltung bedrohter Pflanzen- und Tierarten von hoher Bedeutung“, betonte Regierungsvizepräsident Schneider.

Naturschutzgebiet Streuwiese bei Rötembach, Ostalbkreis

Im Naturschutzgebiet kommen beispielsweise Arnika, Blutwurz und Scheidiges Wollgras vor. Seltene Heuschrecken wie der Sumpfgrashüpfer haben hier ihren Lebensraum, und in der Umgebung der Junkershülbe, einer weiteren Besonderheit des Naturschutzgebiets, wurden zwölf Libellenarten gezählt, darunter seltene Libellen wie die Kleine Moosjungfer, Torf- und Mosaikjungfer sowie die Speer-Azurjungfer.

Die Junkershülbe, ein kleiner Tümpel, der schon 1830 existierte und zwischenzeitlich verschwunden war, wurde 1975 von der damaligen Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, jetzt Referat Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Stuttgart, wieder hergestellt. Das kleine Gewässer bereichert den Lebensraum auffallend, denn hier kommen außer vielen Libellen zahlreiche ans Wasser gebundene Pflanzen vor. Im sauren, nährstoffarmen Wasser gedeihen Torfmoose und der Wasserschlauch (eine geschützte Wasserpflanze); am Ufer wächst vermehrt Scheidiges Wollgras.

Doch das alleinige Unterschutzstellen genügt für eine langfristige Sicherung der Lebensräume und der Artenvielfalt meist nicht. Ein Sichselbstüberlassen führt bei Wiesen und anderen Offenlandbiotopen zur Verbuschung und schließlich zum Wald. Die Streuwiese bei Rötenbach, die bis in die 1930er-Jahre wie in alter Zeit betrieben worden ist, war einige Zeit brachgefallen. Als Ersatz für die ursprüngliche Streuwiesennutzung wird die Wiese schon seit Jahrzehnten vom Pflegetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart gepflegt: In jährlichem Wechsel wird jeweils eine Hälfte der Fläche gemäht und abgeräumt sowie der Gehölzaufwuchs entfernt.

Seit kurzem steht die „Streuwiese bei Rötenbach“ auch unter dem Schutz des Natura 2000-Netzes, weil Streuwiesen – hier in Rötenbach Pfeifengraswiesen im Verbund mit artenreichen Borstgrasrasen sowie randlich einige Hektar magere Flachland-Mähwiesen – in vielen Gebieten Europas selten geworden sind. Zu den Gründen zählen Entwässerung, Düngung, Aufforstung oder Brachfallen. Damit wurde aber auch zahlreichen Pflanzen- und Tierarten die Lebensgrundlage entzogen. Hier bietet das Schutzgebietsnetz Natura 2000 mit der Gewährleistung einer extensiven Nutzung und Pflege Hilfe.

Das Naturschutzgebiet - eines der kleinsten im Landkreis - lässt sich vom Wanderparkplatz nahe Rötenbach an der Straße nach Böhmenkirch in wenigen Minuten zu Fuß erreichen. Vom Rande des Schutzgebiets kann man sich einen Eindruck von der Streuwiese verschaffen. Auch wenn kein ausdrückliches Betretungsverbot besteht, sollte man zum Schutz der Vegetation nicht querfeldein gehen.

    Text: Regierungspräsidium Stuttgart
Alle Bilder: Archiv Regierungspräsidium Stuttgart

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