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Gut Licht -
Geschichte der Fotografie in Baden 1840 - 1930

Badisches Landesmuseum Karlsruhe

5.4. - 24.8.2003

 

Architektur- und Reisefotografie

Wer sich in Baden vor 1890 der Architekturfotografie verschrieb, wie etwa Franz Richard, Georg Maria Eckert oder Jakob August Lorent, konnte zwar mit internationalem Renommee rechnen, nicht aber mit finanziellem Erfolg. Richards Aufnahmen vom Heidelberger Schloss wurden in London prämiert, Museen in England und Kopenhagen kauften seine Werke. Georg Maria Eckerts im Gegenlicht aufgenommene Schlossaufnahmen gehören wohl zu den schönsten, die je vom Heidelberger Schloss gemacht wurden. Auch er wurde ausgezeichnet, allein: leben konnte er davon nicht. Es fehlten die öffentlichen Aufträge. Etwas später hatten da German Wolf & Söhne in Konstanz mehr Glück. Sie erhielten von der großherzoglich badischen Eisenbahngesellschaft gleich mehrere Aufträge zur Dokumentation des Eisenbahnstreckenbaus, wovon wir faszinierende Aufnahmen zeigen.

In der Gegenüberstellung von Jakob August Lorents Reiseaufnahmen und den Stereobildern einer Ägyptenreise aus dem Nachlass Annemarie Brenzinger zeigt sich der Wandel in der Reisefotografie zwischen 1860 und 1925. Annemarie Brenzinger war eine begeisterte Amateurfotografin, die sich mit fast allen fotografischen Genres und Techniken befasste. Aus ihrem Nachlass, der in seiner Vielfalt und Geschlossenheit eine kultur- und fotohistorische Rarität darstellt - neben ihren Aufnahmen sind auch Inventarbücher mit Notizen zur Herstellung sowie eine umfangreiche Fachliteratursammlung erhalten - zeigen wir außer den Stereofotografien auch so genannte Autochrome, das sind im Farbrasterverfahren nach Lumiere hergestellte Farbdias, sowie Industrieaufnahmen für die Firma ihres Mannes. Zur selben Generation wie Annemarie Brenzinger gehört auch Julie Bauer in Karlsruhe. Wahrscheinlich war sie die erste Fotografenmeisterin in Baden und als Berufsfotografin hier auch eine der wenigen ihres Metiers, die sich mit der Kunstfotografie erfolgreich beschäftigten. Von ihr zeigen wir mehrere im Bromölumdruckverfahren hergestellte Porträts aus den 1920er Jahren. Für das Porträt eines weinenden Kindes wurde sie auf der Weltausstellung in Chicago 1933 ausgezeichnet.

Der Faszination des Fortschritts stand im Alltag immer wieder der Versuch gegenüber, die Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit durch das Festhalten des Augenblicks zu ignorieren oder sich in scheinbar geordnete überschaubare Lebenswelten - die Natur und das Landleben - zu flüchten. Zunehmende Freizeit, die Erschließung der Landschaft durch die Eisenbahn und der damit einhergehende touristische Aufschwung ermöglichte diese "kleinen Fluchten" aus dem Alltag in die "Sommerfrische" und schufen auch das Bedürfnis nach schönen Bildern. Nach Ansichten der Ferne wurde nun auch die heimatliche Landschaft fotografisches Motiv. Landschafts- und Trachtenaufnahmen als Souvenir- oder massenhaft verbreitete Bildpostkarten von fotografischen Verlagsanstalten (wie Georg Röbcke, Freiburg, German Wolf, Konstanz), trugen mit dazu bei, dass vor allem Bodensee und Schwarzwald zum Inbegriff badischer Landschaft wurden.

Maler nutzten Fotografien als Vorlagen für ihre künstlerische Arbeit oder wechselten ins Fotografenmetier, wo sie durch aufwändiges Kolorieren ihre Fotografien zu Unikaten aufwertete: der südbadische Landschaftsmaler Hermann Dischler z.B. nutzte fotografische Vorlagen für seine Gemälde. Alexander Dilger (Uhrenschildmaler) und Conrad Ruf (Kunstmaler) nutzten hingegen ihre künstlerischen Fähigkeiten im neuen Beruf zur Übermalung der Fotografien, ebenso Gustav Hotz, der sein beim Vater erlerntes Fotografenhandwerk bei diesen beiden Meistern perfektioniert hatte.

Kapitel:
Einleitung und Grundlagen
Entwicklung des fotografischen Gewerbes
Architektur- und Reisefotografie
Vereinfachung der Technik

Bilder: Labortechnik
Fotostudio
Daguerrotypie
Kameras
Porträtfotografie
Architekturfotografie

Reisefotografie

   

 

 

 

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der in 24 Aufsätzen die Geschichte der Fotografie in Baden facettenreich beleuchtet (28.- €).

Öffnungszeiten: Di - Do 10 bis 17 Uhr, Fr - So 10 bis 18 Uhr,
Eintritt 4€, erm 3 €

dazu siehe auch:

Verpackungen

Badische Heimat e.V.
Bezirksgruppe Bergstraße - Neckartal (Heidelberg)


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