Verborgene Pracht


Klöster als Orte der Wissenschaft

 

Ein gottgeweihtes Leben in Stille und Zurückgezogenheit scheint mit der Untersuchung der Natur durch empirische Forschung zunächst nichts zu tun zu haben. Doch sind es im 18. Jahrhundert gerade die Klöster – insbesondere die der Benediktiner –, in denen rege Studien der Naturwissenschaften mit dem Ziel des Gotteslobes und der Erfahrung Gottes in der Schöpfung betrieben werden. Im Zeitalter der Aufklärung ist diese nicht nur ein Geschenk, sondern auch ein Phänomen, das sich der Mensch nach Gottes Willen erklären und nutzbar machen soll. Mathematik, Mechanik, Optik, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Bergwerkskunde, Astronomie und Geografie werden in den oberschwäbischen Klöstern intensiv gepflegt, Lehr- und Schausammlungen wissenschaftlicher Instrumente, Naturalien und Mineralien für Studienzwecke angelegt.

Von den astronomischen Bestrebungen im Benediktinerkloster Ochsenhausen zeugt noch heute eine Sternwarte, einziges Zeugnis des mathematisch-physikalischen Kabinetts des Zisterzienserklosters Salem sind ein Erd- und ein Himmelsglobus, die nun im Museum Kloster Schussenried ausgestellt werden.

Die Entdeckung des Himmels
Der Himmelsglobus verzeichnet die Ende des 18. Jahrhunderts bekannten, zu Bildern zusammengefassten Sterne. Hervorzuheben sind die Sternbilder der südlichen Hemisphäre, die 1750 von Abbé Nicolas Louis de la Caille kartografiert und mit den Namen wichtiger Erfindungen (wie Luftpumpe, Pendeluhr, Winkelmaß u.a.) bezeichnet worden waren. Auch neueste Sternbilder, wie das 1787 von Johann Elert Bode benannte Sternbild »Friedrichs Ehre«, sind auf diesem Globus abgebildet.

Die Montierung in einem Gestell mit Horizont und Meridianring erlaubt es, den Globus für einen bestimmten Zeitpunkt und einen bestimmten Ort so einzustellen, dass er dem momentanen Bild des Sternenhimmels entspricht.

Die Entdeckung der Welt
Der Globus zeigt die Erde mit detaillierten Küstenverläufen und Ländergrenzen. Er fungiert zudem als Itinerar ausgewählter Entdeckungsreisen: Neben der Reiseroute des Christoph Kolumbus sind die Seefahrten englischer und französischer Schiffe im Zweiten Entdeckungszeitalter (ab 1763) verzeichnet. Genannt werden die Reisen von James Cook, Samuel Wallis und Louis-Antoine de Bougainville. Besondere Vorkommnisse wie Stürme oder Todesfälle oder geografische und ethnografische Beobachtungen sind auf diesem Globus vermerkt.

Das Kartenbild entspricht bereits ziemlich genau heutigen Kenntnissen. Die antarktische Landmasse fehlt ganz, das Innere Afrikas und Australiens sowie die Nordpolregion sind noch weitgehend leer belassen.

Erdglobus aus der Zisterzienser-Reichsabtei Salem
Erdglobus aus der Zisterzienser-Reichsabtei Salem
Gestelle nach Entwürfen von Johann Georg Wieland, Salem, 1792–93
Foto: Landesmuseum Württemberg

    Texte: Staatl. Schlösser & Gärten

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