Verborgene Pracht


Vom Leben hinter Klostermauern

 

Im Auftrag der baden-württembergischen Landesregierung und mit Mitteln der Zukunftsoffensive III (ZO III) erarbeitete das Landesmuseum Württemberg das Konzept für die Ausstellung „Verborgene Pracht – Vom Leben hinter Klostermauern“, die ab 16. Mai 2010, 13 Uhr, im Kloster Schussenried zu sehen sein wird. Die Präsentation, die sich über fünf Räume erstreckt, schließt den Bibliothekssaal mit seinem reichen Bildprogramm ein.

Schussenried: Blick in die Räume der Ausstellung Verborgene Pracht
Einer der Ausstellungsräume
Foto: Landesmuseum Württemberg

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Bereiche:

Der erste Ausstellungsteil stellt am Beispiel Schussenrieds Klöster als geistliche Einrichtungen und weltliche Herrschaften vor. Sie sind nicht nur Orte des Gebets, sondern auch politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentren. Kloster Schussenried gelingt die Ausbildung eines eigenen Territoriums, in dem es sämtliche Gerichtsrechte erlangt. Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Kloster und Untertanen, ihre Rechte und Pflichten, die Einkünfte und Abgaben werden ebenso beleuchtet wie Wirtschaft und Verwaltung der Herrschaft.

Kolostermodell Schussenried von Dominikus Zimmermann
Architekturmodell des Prämonstratenserklosters Schussenried, Dominikus Zimmermann (1685-1766), um 1749, Holz, gefasst
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Einen forschenden Blick hinter Klostermauern eröffnet das Klostermodell Dominikus Zimmermanns. Es zeigt idealtypisch die Kombination der repräsentativen Empfangsräume und Unterkünfte der Herrschaft mit der auf Abgeschiedenheit und Kontemplation ausgerichteten Seite eines Konvents.

Nur Teile des neuen Klosters Schussenried konnten im 18. Jahrhundert nach diesem Modell errichtet werden.

Die wechselvolle Baugeschichte des alten und des neuen Klosters wird in einer interaktiven Video-Animation anschaulich vorgeführt.

Nach der Aufhebung von Konvent und Herrschaft Schussenried im Zuge der Säkularisation 1803 verlassen die Chorherren das Kloster, neue Bewohner ziehen ein: Die Wilhelmshütte auf dem Klostergelände stellt ein frühes Beispiel der Industrialisierung in Oberschwaben dar. Die Nutzung der Klostergebäude als Heil- und Pflegeanstalt ist weitere Lösung des Umgangs mit einer nun staatlichen Großimmobilie. Beide Einrichtungen prägen Leben und Arbeiten im ehemaligen Kloster bis 1998 und werden in einem weiteren Raum in den Blick genommen.

Der zweite Ausstellungsteil widmet sich drei Aspekten klösterlichen Lebens: Wallfahrt und Marienverehrung sind ein wichtiger religiöser und sozialer Bestandteil im Leben von Klerus und Volk. Sie werden am Beispiel des Marienkultes der Prämonstratenser und der Schussenrieder Wallfahrt nach Steinhausen dargestellt. Ein sprechendes Beispiel für die Volksfrömmigkeit im Zeitalter des Barock ist die anrührende Darstellung eines Marientodes, die nach einer aufwändigen Restaurierung erstmals gezeigt wird.

Marientod aus der Wallfahrtskapelle an der Staig in Hohentengen, Oberschwaben, um 1780
Marientod aus der Wallfahrtskapelle an der Staig in Hohentengen, Oberschwaben, um 1780
Foto: Landesmuseum Württemberg

Eine „Studierstube“ gibt den Blick frei auf Bildung und Wissenschaft im Kloster. Ein gottgeweihtes Leben in Stille und Zurückgezogenheit scheint mit der empirischen Untersuchung der Natur nichts zu tun zu haben.

Doch sind es im Alpenvorland gerade die Klöster, in denen rege Studien in den Naturwissenschaften betrieben werden. Lehrsammlungen von Naturalien, Mineralien und wissenschaftlichen Instrumenten werden für Studienzwecke angelegt. Im Mittelpunkt stehen die beiden prachtvollen Globen aus Kloster Salem.

In einer „Sakristei“ gewähren kostbare Paramente und Altargerät einen Eindruck von der Prachtentfaltung barocker Liturgie. In ihrer religiösen Funktion dient diese Pracht allein dem Lobe Gottes, doch prägt sie auch alle Auftritte des geistlichen Staatswesens gegenüber den Untertanen und anderen Herrschaften.

Mit Hilfe des neuen Audioguides haben die Besucher des Bibliotheksaales fortan die Möglichkeit, sich individuell durch den Saal führen zu lassen. Medienstationen veranschaulichen den Aufbau einer barocken Klosterherrschaft sowie die Bau- und Klostergeschichte Schussenrieds.

    Texte: Staatl. Schlösser & Gärten

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