Ein Traum von Rom


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Gesichter einer Stadt
 

Die antiken Städte waren, nicht anders als die heutigen, Schmelztiegel verschiedener Ethnien und eine Ansammlung verschiedener sozialer Schichten. In Trier lebten neben den einheimischen Adeligen aktive und ausgeschiedene Militärs, zugezogene Beamten und Zivilisten sowie die einfachere Bevölkerung, Freigelassene und zahlreiche Sklaven zusammen. Mit der Besetzung des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg ab ca. 45/50 n. Chr. wurde ein zu dieser Zeit kaum besiedeltes Gebiet Teil des Imperium Romanum. Archäologisch lässt sich keine nennenswerte einheimische Bevölkerung nachweisen – nach heutigem Forschungsstand brach die keltische Besiedlung im Laufe des 1. Jahrhunderts vor Christus bis auf wenige Fundpunkte am Hochrhein und in der Bodenseeregion ab. Im Oberrheintal und im Mündungsgebiet des Neckars um Ladenburg und Heidelberg siedelten kleinere Gruppen von Germanen aus dem elbgermanischen Kulturkreis – die so genannten Oberrheingermanen und Neckarsueben, die in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Christus mit Billigung Roms zugezogen waren.

Auch wenn sich die Amtsträger in ihrer offiziellen Rolle stets mit Toga darstellen ließen, so wurde die Toga selbst von Männern mit Bürgerrecht sicher nur selten angezogen; das meterlange Stoffgewand, welches aufwendig um den Körper drapiert wurde, war kaum alltagstauglich.
 

Gerade aus den Provinzen mit einem hohen Anteil keltischstämmiger Bevölkerung ist bekannt, dass der so genannte gallische Kapuzenmantel, ein ponchoartiges Kleidungsstück äußerst beliebt war. Da der Kapuzenmantel bei nasser und kalter Witterung gut warm und trocken hielt, ließ Kaiser Caracalla gar seine Soldaten damit ausrüsten. Eine als „Treverermännchen“ bekannte, in Trier gefundene Bronzestatuette, zeigt einen Mann in dieser typisch keltischen Tracht: Gamaschen um die Unterschenkel und Schnürschuhe vervollständigen das Allwetter-Outfit. Zur Zeit der Römer setzte sich die Bevölkerung im zivilen und militärischen Bereich aus einem bunten Gemisch zusammen: Zu einem großen Teil handelte es sich um Kelten aus Gallien, jedoch sind auch Bewohner aus anderen Regionen des Reiches nachgewiesen, etwa aus Nordafrika, aus Britannien oder Spanien.

Biografische Details einzelner Stadtbewohner erfahren wir aus Grabinschriften, aber auch aus Skulpturen und Porträts. So berichtet ein Grabstein aus Rottenburg vom Tod der Ehefrau des Silius Victor. Er musste Tessia Iuvenilis mit 37 Jahren zu Grabe tragen. Beide legten anscheinend Wert auf ihre Zugehörigkeit zum keltischen Stamm der Helvetier, denn dies ließen sie in der Inschrift ergänzen.

Steinerne Statuen von Kindern wurden in einem Tempelbezirk vor den Toren Triers gefunden. Da die Kindersterblichkeit in der Antike hoch war, stiftete man Statuen von Kindern, um den Schutz der Götter zu erbitten. Eine Beobachtung ist dabei besonders interessant: Bei den Gräbern finden sich mehr Knaben- als Mädchenstatuen. Dies gilt als Indiz dafür, dass männlichen Nachkommen mehr Wertschätzung entgegengebracht wurde. Beeindruckend sind auch die Porträts von Grabdenkmälern der Oberschicht, die sich in Trier vielfach erhalten haben. Nicht nur der Familienvater, der Pater familias, und seine Familie wurden dargestellt, sondern auch die verdiente Dienerschaft, wie das Porträt eines Mannes mit Hasenscharte zeigt. Bezeichnend ist hier die Hasenscharte, denn die Darstellung von körperlichen Gebrechen war für Angehörige der Elite nicht üblich.

     

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