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Forschung im Kontext der Ausstellung

Seit ihrer Auffindung 1885 in Rom ist die Deutung des sog. Faustkämpfers und des sog. Thermenherrschers, zwei der wenigen im Original erhalten griechischen Großbronzen, umstritten. Anfänglich wurden beide Bronzefiguren einer Statuengruppe zugeordnet. Später konstatierte man einen abweichenden Zeitstil und bestritt die Zusammengehörigkeit.

Oben: Experimentelle Rekonstruktion (Zwischenzustand) der Bronzestatue des sogenannten Faustkämpfers, 2018 (Originale: Rom, Museo Nazionale Romano, 4.–3. Jahrhundert v. Chr., Bronze). Bronze, Stein, Kupfer, Granat, Asphalt, Pigment, H. 128 cm / H. 241 cm, realisiert von Kristine Balzer, Ulrike Dyri, Tobias
Leyser, Mirco Galle, Alexandra Bongartz, Ralf Deuke, Karlheinz Fröstl, Philipp Gorges, Recep Sari, Ulrike Koch-Brinkmann,
Vinzenz Brinkmann (mit Unterstützung des Städelschen Museums-Vereins und der Christa Verhein-Stiftung).

Links: Faustkämpfer in der Ausstellung.
Beide Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main. © Liebieghaus Skulpturensammlung. Foto: Vinzenz Brinkmann

Als man noch eine gemeinsame Herkunft der Bronzen annahm, schlug man für die Deutung der Figuren bereits eine Begebenheit aus der griechischen Argonautensage vor: Der griechische Held Polydeukes, Bruder des Kastor, besiegt im fernen Thrakien Amykos, den boxsüchtigen König der thrakischen Bebryker, im Faustkampf. Diese Deutung wurde mit guten Argumenten in den 1940er-Jahren durch die US-amerikanische Archäologie wieder aufgegriffen und untermauert.

Die Untersuchungen im Kontext des Liebieghaus Polychromieprojekts haben neue Erkenntnisse zur formalen und erzählerischen Gestaltung der beiden Bronzen erbracht. Es kann nun in der Ausstellung gezeigt werden, dass der sog. Thermenherrscher Schwellungen an Gesicht und. Ohren sowie an den Händen aufweist. Dies legt nahe, dass auch diese Statue eine Person zeigt, die gerade einen schweren Boxkampf gerungen hat. Ebenso ließen sich für den Faustkämpfer neue Erkenntnisse gewinnen: An seiner Brust haben sich Ritzungen einer „barbarischen“ Körperbehaarung finden lassen. Dieses „ungepflegte“ Körperhaar macht die Figur unzweideutig zur Darstellung eines Nichtgriechen.

Durch die Bestätigung der Deutung der berühmten Bronzen vom Quirinal als Darstellung eines der zentralen Abenteuer der Argonautensage rückt die Gruppe in den Fokus der Ausstellung. Die soeben fertiggestellten spektakulären Rekonstruktionen der Statuen zeigen wichtige narrative Elemente, die die Erzählung um die Figuren Polydeukes und Amykos besonders anschaulich machen.

 

credits: Texte & Bilder: Liebieghaus Frankfurt
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