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St. Stephan

Die älteste urkundliche Erwähnung der Stephanskirche stammt aus dem Jahr 680, als die Gallusvita die Kirche als außerhalb der Stadtmauern gelegen erwähnt. Eine Gründung der Kirche bereits in der Spätantike oder im Frühen Mittelalter, evtl. auf der Grundlage einer Markt- und Gerichtshalle oder einer Friedhofskirche, kann daher angenommen werden. Seit etwa 900 bestand an St. Stephan ein Kollegiatstift. Die vorromanische Kirche wurde beim Ungarneinfall 926 beschädigt oder zerstört und wahrscheinlich unter Bischof Noting wiederhergestellt. Zu dieser Zeit bestand bei der noch immer außerhalb der ummauerten Stadt gelegenen Kirche bereits ein Markt.

Im 11. Jahrhundert wurde die stark gewachsene Markt- und Handwerkersiedlung um St. Stephan in die Stadt und ihre Befestigung eingegliedert. Die Stiftskirche war jetzt zugleich Pfarrkirche der größten Konstanzer Pfarrei. Dem Selbstbewusstsein der Bürger entspricht der Neubau einer romanischen Basilika ab etwa 1130. Diese hatte ihr Portal an der Hauptstraße auf der Ostseite; der quadratische Chor mit dem Hauptaltar lag im Westen.

Ab dem 13. Jahrhundert bildete St. Stephan als Bürger- und Marktkirche und damit Symbol des patrizischen Selbstbewusstseins einen Gegenpunkt zum bischöflichen Dombereich. Die Stiftsherren stammten jetzt größtenteils aus den städtischen Bürgerfamilien, die hier auch ihre führenden Mitglieder bestatteten.

Während des Konstanzer Konzils (1414–1418) tagte in St. Stephan die Römische Rota.

1428 begann der Neubau der Kirche, größtenteils auf den alten Fundamenten. Das Langhaus wurde um drei Meter verlängert, erhielt auf der Ostseite einen polygonalen Chor und war damit geostet. Die Seitenschiffe wurden deutlich verbreitert. Die Mittelschiff-Arkaden wurden in einfachen gotischen Formen gehalten, Maßwerkfenster in Obergaden gaben Tageslicht in das Kirchenschiff. 1483 begannen die Arbeiten am Turm, der an der Südseite angefügt wurde.

1527 wurde St. Stephan zwinglisch, die Kanoniker wurden vertrieben und die gesamte Ausstattung fiel dem Bildersturm zum Opfer. Ulrich Zwingli selbst predigte im Dezember 1529 in St. Stephan.

Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes 1548 hielt unter habsburgischer Herrschaft die Gegenreformation Einzug, 1550 wurde St. Stephan dem katholischen Kult zurückgegeben und die Stiftsherren kehrten zurück.

Nachdem die Kirche vom Kloster Weingarten 1763 Reliquien der Heiligen Nikolaus und Stephanus erhalten hatte, wurde 1770 der Chor mit einer hellen Stuckdecke und einem farbigen Deckengemälde von Franz Ludwig Hermann im Stil des Barock neu ausgestaltet.


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