Landeskunde > Bodensee > Städte und Stätten > Konstanz 

Dreifaltigkeits- (Augustiner-) Kirche

Die Dreifaltigkeitskirche (Augustinerkirche) wurde im 13. Jh. für das Kloster der Augustiner-Eremiten errichtet. Sie war Klosterkirche, ab dem 17. Jh. auch Garnisonkirche, danach Spitalkirche, altkatholisches Gotteshaus und ist heute ökumenische „City-Kirche“. Sie vereint schlichte gotische Bettelordensarchitektur, spätgotische Fresken und barocke Bild- und Stuckdekoration und gehört zu den bedeutendsten sakralen Baudenkmälern der Stadt Konstanz.

Augustinerkirche, Fassade zur Straße

Geschichte

Nachdem sich in der Bischofsstadt im 13. Jahrhundert bereits die Bettelorden der Dominikaner und der Franziskaner (1236 bzw. 1240) niedergelassen hatten, wurde 1268 auch in Nähe des Seeufers innerhalb der Stadtmauern, auf einem Gelände in der aufgeschütteten Flachwasserzone, das Kloster der Augustiner-Eremiten gegründet. Der Bau der Kirche begann sofort, einzelne bodennahe Bauteile lassen sich auf 1279 datieren.

Die Kirche ist eine schlichte dreischiffige Basilika mit gerade abgeschlossenem Chor ohne Querhaus. Mittelschiff und Seitenschiffe waren flach gedeckt. Als Bettelordenskirche hat sie statt eines Glockenturms einen kleinen Dachreiter. Das Mittelschiff ist durch Spitzbogenarkaden auf schlichten achteckigen Säulen von den Seitenschiffen getrennt. Die Kapitelle sind barock umgestaltet.

Patrozinium der Kirche war wohl ursprünglich Maria Magdalena; Augustinus von Hippo wird erst im Spätmittelalter als Patron genannt. Beim Brand der Stadt 1398 erlitt auch die Augustinerkirche Schäden, sie wurde jedoch unverändert wieder aufgebaut.

Während des Konstanzer Konzils war König Sigismund um die Jahreswende 1417/18 Gast im Kloster und stiftete eine Ausmalung für das Kircheninnere.

In der Reformationszeit wurde das Kloster aufgehoben, die Kirche profaniert, die Ausstattung fiel dem Bildersturm zum Opfer, der Kirchhof wurde eingeebnet und die Ausstattung weitgehend zerstört. Nach der Rekatholisierung der Stadt zogen wieder Augustiner ein, die Kirche wurde 1551 neu geweiht.

Ab 1684 diente die Augustinerkirche als Garnisonkirche des in der Stadt stationierten österreichischen Regiments. 1686/87 wurde an Stelle der Sakristei eine Marienkapelle für die vorher auf dem Nikolausaltar stehende wundertätige Marienstatue errichtet.

1740 begann die Umgestaltung der Kirche im barocken Stil. Das Mittelschiff erhielt ein barockes Stichkappengewölbe mit Stuckdekorationen und einem Fresko im Deckenspiegel. Die mittelalterlichen Fresken wurden mit einer Putzschicht überdeckt, die Arkadenscheitel erhielten eine Stuckdekoration, die Obergadenfenster wurden vergrößert. Nach der Umgestaltung wurde die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit neu geweiht.

Nachdem die Augustinereremiten ab 1784 keine Mönche mehr aufnehmen durften, ging der Konvent soweit zurück, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch vier Mönche übrig waren. Im Vitalitiumvertrag übernahm 1802 die städtische Spitalstiftung gegen Zahlung einer Leibrente für die vier Brüder die Klosterbauten, die Baupflicht für die Kirche sowie Bauten, Vermögen und Besitz des Klosters, darunter auch zwei Weingüter. 1812 wurde die Kirche Pfarrkirche; als im selben die Spitalstiftung das Spital in das ehemalige Augustinerkloster verlegte, wurde sie gleichzeitig Spitalkirche.

1840 wurde die barocke Ausstattung wieder entfernt. 1872 zog das Spital aus den Klostergebäuden in einen Neubau um, worauf die alten Konventgebäude abgebrochen wurden. Der Bau zweier Treppentürme links und rechts des Chors zerstörte den östlichen Teil der barocken Marienkapelle. Der Rindermarkt wurde in Bodanplatz umbenannt und die Augustinerstraße erhielt als Rosgartenstraße ihren heutigen Namen.

Conrad Gröber, der spätere Freiburger Erzbischof, der 1905 als Pfarrer der Dreifaltigkeitsgemeinde begann, entdeckte die spätmittelalterlichen Ausmalungen des Kirchenschiffs wieder und leitete die Restaurierung ein. Diese allerdings übermalte die Fresken stark und rekonstruierte auch großzügig fehlende Stellen. Gröber kaufte auch die drei Altäre und die Kanzel aus der 1898 abgebrochenen St. Michaels-Kirche in Zug, um sie hier aufzustellen. Weitere Renovierungen folgten 1950, das Äußere der Kirche wurde 1967 zur 700-Jahr-Feier des ehemaligen Klosters renoviert.

MiIttelschiff mit Hochaltar
MiIttelschiff mit Hochaltar

Altar im südlichen Seitenschiff
Altar im südlichen Seitenschiff

Nachdem das Kirchengebäude zum 1. April 1997 aus dem Besitz der städtischen Spitalstiftung in den der Kirchengemeinde überging, wurde das Gebäude von Ostern 1999 bis Juni 2006 umfassend restauriert und saniert. Zu den Arbeiten gehörte vor allem die Sicherung der Bausubstanz, da sich vor allem die Nordwand auf dem feuchten Untergrund abgesenkt und geneigt hatte. Der gegenüber dem Mittelalter um etwa 130 – 190 cm erhöhte Fußboden wurde aufgrund statischer Probleme nicht wieder hergestellt. Bei zwei Mittelschiffsäulen wurde die Basis durch einen Grabungsschacht wieder sichtbar gemacht.

Am 11. Juni 2006 (am Dreifaltigkeitssonntag) fand die feierliche Wiedereröffnung mit einem Gottesdienst unter Weihbischof Rainer Klug statt. Die Kirche dient nun als City-Pastoral, das ein „niederschwelliges“ religiöses Angebot vor allem für Passanten darstellen soll. Auch Konzerte finden in der Dreifaltigkeitskirche statt.

Erst Jahre nach der Restaurierung wurde es durch den Konstanzer Historiker Harald Derschka möglich, die Originalfarben und bisher unbekannte Bilddetails der Mönchsbilder zu erkennen. Er hatte durch das Landesdenkmalamt die Recherchen des Kirchenhistorikers und Theologen Karl Suso Frank (1933–2006) erhalten. Dieser war in der Danzinger Marienbibliothek auf ein Dokument aus der Zeit des Konstanzer Konzils gestoßen, in dem ein polnischer Teilnehmer desselben die Wandbilder abgemalt und ihren Inhalt beschrieben hatte.

Textvorlage, teilweise stark verändert: Wikipedia (abger. 24.7.13)

im Detail:  
siehe auch:  
weiter:  

Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2017