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Gräfliche Appartements - Oberes Appartement

Das Bett ist gemacht!
Zur Neugestaltung der Appartements im Langenburger Bau und des Schlafzimmers des Grafen Carl Ludwig

Mit der Wiedereinrichtung des letzten Raumes in der Appartementfolge im Langenburger Bau, des Schlafzimmers von Graf Carl Ludwig, ist die umfangreiche Neugestaltung der musealen Schauräume in diesem Teil des Schlosses endgültig abgeschlossen. Die Besucher erleben nun wieder eine stimmige und vollständige Abfolge der kostbaren Appartements im einstigen Residenzschloss.

1708 erbte Graf Carl Ludwig Schloss Weikersheim und ließ – nach dem Bericht des Hofchronisten Pistorius – das Schloss neu möblieren. Im ersten und zweiten Obergeschoss des Langenburger Bau, also dem zur Stadt hin gewandten Flügel des Schlosses, wurden unter der Leitung des Baumeisters Börel aus Esslingen bis 1720 insgesamt vier identische aufgebaute vornehme Appartements fertig gestellt. Jedes Appartement bestand aus der gleichen für die Zeit typischen Raumfolge: Schlafzimmer, „Hauptgemach“ und Vorzimmer. Jeder Raum der vier Appartements ist vom Korridor aus zugänglich. Bei den Führungsrundgängen erhalten heute die Besucherinnen und Besucher von diesen Korridortüren den Einblick in die gräflichen Räumlichkeiten.

Im zweiten Obergeschoss des Langenburger Baus befand sich das Appartement des Grafen. Dieser Bereich des Schlosses musste wegen der Dachsanierung und der Instandsetzung im Schlossinneren 2003 vollständig von der historischen Ausstattung geräumt werden. Seither war er für die Besucher nicht mehr zugänglich. 2008 schließlich konnten die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten mit der Wiedereinrichtung beginnen – immer auf der Grundlage der historischen Verzeichnisse, der Schlossinventare, und alter Abrechnungen.

Schlos Weikersheim, Schlafzimmer des Grafen Carl Ludwig von Hohenlohe

Allerdings war für einen der Räume nicht klar, wie man mit ihm umgehen sollte. Die so genannte „Schlafkammer“ des Grafen Carl Ludwig, der vom Eingang zum Korridor aus gesehen erste Raum, war in der Zeit nach Carl Ludwig mehrfach umgestaltet worden. So blieb dieser Raum von der Neueinrichtung des Jahres 2008 erst einmal ausgespart. Schließlich entschied man sich, die einstige „Schlafkammer“ wieder in die bestehende Appartementfolge des Schlossmuseums zu integrieren. Allerdings war von der einstigen Ausstattung des Zimmers nichts mehr im ursprünglichen Zustand erhalten. Man musste daher das Aussehen erst wieder an den Zustand des 18. Jahrhunderts annähern. Eine langwierige, zugleich aber auch spannende Aufgabe, die von Vermögen und Bau, den Denkmalpflegern, einem versierten Raumausstatter und den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg in gemeinsamer Anstrengung gelöst wurde.

Wie ging man vor? Informationen darüber, wie das Schlafzimmer zu Lebzeiten Carl Ludwigs eingerichtet war, lassen sich aus den Inventarbüchern der Jahre 1725 und 1745 entnehmen. Nach dem Tod des Grafen im Jahr 1756 wurde das Zimmer noch knapp zwei Jahre von seiner zweiten Gemahlin, der Fürstin Elisabeth Friederike Sophie von Oettingen-Oettingen bewohnt. Dass sowohl sie als auch die späteren Nachfolger den Raum weiterhin als Schlafzimmer nutzten: Das konnten die Konservatoren der Staatlichen Schlösser und Gärten aus den historischen Bestandsverzeichnissen entnehmen. Zugleich hieß das aber auch, dass dadurch der Raum vielfach umgestaltet worden war.

Was weiß man? Anfangs war der Raum wohl nur einfach ausgemalt. 1725 erhielt er eine Wandbespannung aus „grünem Crepp“ (Krepon oder Wolltuch). Das wichtigste Stück im Raum aber war ein repräsentatives „französisches Bett mit roth damastenen Umhängen, dann weiß und grünen Banden umsezt, auch einer solchen Decke“. Die heute zu sehende Wandbespannung, die die Staatlichen Schlösser und Gärten neu anbringen ließen, orientiert sich an der Schlafzimmerausstattung unter der Fürstin. Sie ließ die Wände mit einem „gedruckten grünem Plisch“ ausstatten, wie sie in Holland und Flandern in dieser Zeit hergestellt wurden. Charakteristisch für diese Stoffbespannung ist die reiche Mustervielfalt. Da auch in den folgenden Jahren die Wandbespannung in den Inventarbüchern erwähnt wird, entschloss man sich, bei der Wiedereinrichtung diese Wandverkleidung zu wählen und beauftragte einen traditionsreichen französischen Hersteller mit der Lieferung eines grünen Stoffes mit einem zeittypischen Fries aus Palmetten und Ananasfrüchten. In der Möblierung hielt man sich auch streng an die Inventarbeschreibungen, so dass die heutigen Gäste zwei wertvolle, nahezu identisch gestaltete Aufsatzkommoden mit Kugelfüßen sehen, die aus dem Besitz der Fürstin stammen. Ein Toilettentisch und zwei gedrechselte Beistelltische, so genannte „Gueridons“ bilden mit den Porträts von Kindern, die sich im Schloss erhalten haben, die Ausstattung. Diese Möblierung, das weiß man aus den Rauminventaren, nahm in den späteren Jahren noch zu, weitere Möbelstücke, vor allem aber Dekoratives wie Porzellane, Figuren und Bilder komplettierten die Einrichtung.

Wie sich das originale Bett des Grafen nicht erhalten hat, entschied man sich für einen Kompromiss: Im ansonsten fast perfekt vollständigen Weikersheimer Schloss kann man den Schlossgästen kein Schlafzimmer ohne Bett präsentieren! Zum Glück gab es in den Weikersheimer Beständen noch ein eindrucksvolles Fragment eines herrschaftlichen Bettes mit grünem Stoffbezug. Darauf bauten die Restauratoren ihre Rekonstruktion des Prunkbettes auf! Die neue grüne Stoffumkleidung und der Betthimmel beziehen sich so weit wie möglich auf die neue Wandbespannung und bilden so ein harmonisches Ganzes. Und der Standort des Bettes ist authentisch und gesichert: In der Zimmerdecke hatte sich noch der Aufhängungshaken für den Betthimmel erhalten.

Text: SSG 2011, Bild. SSG

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