„Entdeckungen – Höhepunkte der Landesarchäologie“
Sonderaustellung
23.06. - 04.11.2007
Ein
isoliertes Kammergrab des 7. Jahrhunderts n. Chr., das an
der Stelle eines bronzezeitlichen Kultplatzes auf einem
Felsplateau über der Donau bei Inzigkofen angelegt
wurde, führt den Besuchern das tragische Ende einer frühmittelalterlichen
Familie vor Augen. DNA-Analysen ergaben, dass die drei nebeneinander
liegenden Toten aus einer gemeinsamen mütterlichen Linie
stammen, also vermutlich zu einer Familie gehörten. Spuren
von Gewalteinwirkung an den Skeletten zeigen, dass alle
mit Ausnahme des Kleinkindes eines unnatürlichen gewaltsamen
Todes starben. Die Art der schweren Hieb- und Stichverletzungen
lassen eher an Kampfhandlungen als an gezielte Tötungen
denken.
Dabei scheinen unterschiedliche Waffen zum Einsatz gekommen
zu sein: ein Dolch mit spitzer, zweischneidiger Klinge,
eine Hiebwaffe (Spatha) mit scharfer Klinge, eine weitere
scharfkantige Waffe, die erheblichen Spreizdruck erzeugt,
wie beispielsweise eine Wurfaxt und ein Pfeil. Welche Ereignisse
hinter dem tragischen Schicksal dieser Familie stehen und
warum man sie abseits der Siedlung auf einer markanten Felskuppe
bestattete, bleibt im Dunkeln.
Bild: Schädel eines etwa 40-jährigen Mannes aus einer
Mehrfachbestattung der Zeit um 700 n. Chr. Der Mann wurde,
zusammen mit den zwei anderen jüngeren Männern – vermutlich
Familienangehörige, gewaltsam getötet. Am Schädel ist deutlich
zu erkennen, dass er wohl mit einer Axt oder einer anderen
Hiebwache am Kopf tödlich verletzt wurde. Die Mehrfachbestattung
wurde in der Nähe von Inzigkofen auf der „Eremitage“, einem
Felssporn über der Donau, entdeckt.
Foto: RP Stuttgart, Osteologie Konstanz
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