Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen


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Frühe Hochkulturen – von Mesopotamien bis Südamerika
  

Die Ausstellung Frühe Hochkulturen – Von Mesopotamien bis Südamerika vereint 550 erlesene Fundstücke aus verschiedenen Regionen der Alten und Neuen Welt. Zusammengetragen wurde die spektakuläre, insgesamt gut 6'000 Artefakte umfassende Antikenkollektion vom leidenschaftlichen Sammler und Kenner antiker Kulturen Dr. Marcel Ebnöther (1920 – 2008). Die neu eingerichtete Dauerausstellung besticht mit einer aussergewöhnlichen Dichte an Glanzstücken des antiken Kunsthandwerks. Zeugen vorgeschichtlicher und klassischer Kulturen vom Iran über Mesopotamien und Anatolien bis Griechenland werden prominenten altamerikanischen Vertretern aus Mexiko, Peru und Ekuador gegenübergestellt.

Die international beachtete Sammlung Ebnöther ist einzigartig. Durch die vergleichende Gegenüberstellung der beiden Kulturkreise Alte und Neue Welt versuchen Sammlung wie Ausstellung Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Marcel Ebnöther erhoffte sich vom vergleichenden Studium, die Menschen und ihre Verhaltensweisen besser zu verstehen. Die Anordnung der Ausstellung resultiert aus den individuellen Interessen des Sammlers und umfasst neun Themenkreise: das Verhältnis von Tier und Mensch, Krieger und Waffen, Idole, Grabriten, Schrift, Musik und Tanz, Bildnisse, Masken, Schmuck.

Stirnziegel (Antefix). Italien, vermutlich Cerveteri. Eetruskisch, spätes 6. Jh. v.Chr. Ton. © Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Sammlung Ebnöther

Der idealtypische Mädchenkopf mit seinen weit geöffneten, mandelförmigen Augen und den vollen Lippen ist reich mit Ohrringen, einem Diadem und einer Halskette geschmückt. Das Antefix zierte einst das Dach eines Tempels oder eines anderen repräsentativen Gebäudes.

Das erste Ausstellungskabinett bietet eine umfassende und ordnende Einführung in die grosse Vielfalt an Kulturen, die die Besucher in der Schau erwartet. Vier lange Vitrinen bilden sogenannte Timelines. Sie illustrieren anhand typischer Beispiele die wesentlichen Entwicklungen in den grossen, von der Sammlung Ebnöther berücksichtigten Kulturräumen. Diese „Ebnöthersche Chronologie“ setzt in der Alten Welt mit einer sitzenden Frau aus der syrischen Tell-Halaf-Kultur um 5500 v.Chr. ein und endet mit einem Porträt des römischen Kaisers Augustus um 27 v.Chr.
 

In der Neuen Welt umfasst die Timeline rund 3500 Jahre und zeigt die Entwicklung von den frühesten Keramikfiguren aus Valdivia in Ekuador um 2000 v.Chr. bis zu den Kunstwerken des Inka-Imperiums um 1532 n.Chr.

Gefäss mit Musikszene. Peru, nördliches Hochland, Recuay, 3. - 8. Jh. Ton. © Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Sammlung Ebnöther

Das Zentrum der Szene nimmt die Figur eines Flötenspielers ein. Er liegt auf dem Bauch und spielt eine Kerbflöte. Der grosse Kopfschmuck und die mit Kreisen verzierten Ohrscheiben zeichnen ihn als Mitglied der Elite aus. Zu beiden Seiten ist er von kleineren, wahrscheinlich weiblichen Figuren umgeben.

In den vier folgenden Kabinetten spannt die Neupräsentation einen Bogen von den tönernen Keilschrifttafeln aus Mesopotamien über die Glyphen der Maya Altmexikos bis hin zu den Knotenschnüren aus dem Inkareich in Südamerika. Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet zweifellos der Silberfund aus dem Grab des jung verstorbenen urartäischen Prinzen Inušpua aus der heutigen Türkei. Die sieben königlichen Zeremonialgefässe, die in das späte 9. vorchristliche Jahrhundert datieren, werden erstmals überhaupt gemeinsam gezeigt.

Die meisten ausgestellten Objekte werden eingehend beschrieben und erläutert. Ein Teil der Information steht erstmals mit Text und Bild auf fest installierten iPads zur Verfügung. Dies erlaubt eine vertiefte Betrachtung der Exponate, ihrer Herstellung, Verwendung und Deutung. Auf einigen iPads sind zudem Filme von herausragenden Einzelobjekten zu sehen. Die Aufnahmen sind mit Hilfe eines Drehtellers entstanden und rücken die Objekte von allen Seiten ins beste Licht. Auf einer weiteren Medienstation ertönen antike Klänge. Die beiden Musiker Nicole Andris und Conrad Steinmann haben rund zehn gut erhaltene Flöten aus der Sammlung wieder zum Leben erweckt, darunter auch die grösste bekannte präkolumbische Panflöte. Die Musiksessions sind in Ton und Bild aufgenommen worden und vermitteln so einen lebhaften Eindruck der Klangwelten Altamerikas.

    Text: Museum zu Allerheiligen

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