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Werner-Kapelle

Im Windsbachtal bei Bacharach wurde im Mai 1287 die Leiche eines Knaben gefunden, dessen Ermordung schnell den Juden von Oberwesel in die Schuhe geschoben wurde.  Der behauptete Ritualmord machte den jungen Tagelöhner Werner sofort zum Märtyrer und verursachte Pogrome gegenüber den Juden am Mittelrhein. Die Vita des 1144 im englischen Norwich ebenfalls angeblich einem jüdischen Ritualmord zum Opfer gefallenen Knaben Wilhelm diente als „Regieanweisung“ für den Aufbau der sich um Werner gebildeten Legende.

Die Inszenierung der Legende ermöglichte in Oberwesel, dem angeblichen Tatort, den Bau der Wernerkapelle an der Stelle seines angeblichen Martyriums sowie das Vorzeigen der Martersäule, an der er zu Tode gebracht worden sein soll. In Bacharach wurde an der Stelle, wo der Leichnam bestattet wurde, der Kunibertskapelle zu Füßen der Burg Stahleck, ab 1289 eine neue gotische Kapelle errichtet, um den zahlreich anströmenden Wallfahrern ein Ziel zu geben.

Der Neubau der Werner-Kapelle entstand spätestens ab April 1289 an der Stelle der alten, zum Erzstift Köln gehörenden Kunibert-Kapelle, in der der angebliche Märtyrer bestattet worden war. Baugeschichtliche Zusammenhänge zwischen diesem Neubau und dem Kölner Dom werden ebenso auf die Rolle des Kölner Erzstifts als Grund- und Eigenkirchenherr sowohl der alten Kunibert-Kapelle als auch des Neubaus zurückgeführt wie der Grundriss der Kapelle als Drei-Konchen-Bau.

Die Vorhalle an der vierten Seite war möglicherweise der Ansatz zu einem Langhaus, das jedoch nie gebaut wurde. Alle drei aus den fünf Seiten eines Achtecks entwickelten Konchen haben hochgezogene schmale gotische Maßwerkfenster und schmale Strebepfeiler mit Wasserspeiern unter dem nicht mehr vorhandenen Dach.

Die Kapelle wurde von den bei der Sprengung der Burg Stahleck 1689 herabstürzenden Steinbrocken beschädigt, Erdrutsche im 18. Jahrhundert gefährdeten das Bauwerk weiter.

Blick von der Stadt nach oben zur Wernerkapelle (oben)

Maßwerk der Fenster (unten)

 

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