Kurpfalz


Die Pfalzgrafen bei Rhein

 

Rudolf II. der Blinde (* 8. August 1306 in Wolfratshausen; † 4. Oktober 1353 in Neustadt) war Pfalzgraf bei Rhein von 1327 bis 1353. Das Pfalzgrafenamt übte er gemeinsam mit seinem Bruder Ruprecht I. und stellvertretend für seinen zunächst unmündigen Neffen Ruprecht II., den Sohn seines verstorbenen älteren Bruders Adolf, aus.

Rudolf II. und Ruprecht I. waren die Söhne des Pfalzgrafen Rudolf I. († 1319) und seiner Ehefrau Mechthild von Nassau († 1323), Tochter des Königs Adolf von Nassau, dessen Sohn Johann die Vormundschaft über Mechthild und ihre Söhne ausübte.

Die Auseinandersetzung zwischen König Ludwig dem Bayern und dem in Avignon residierenden Papst Johannes XXII. – zum einen wegen dessen Anspruch, Schiedsrichter in der zwiespältigen Königswahl zu sein, zum anderen wegen Händeln in Oberitalien – gaben dem jüngeren Bruder Ruprecht die Möglichkeit, sich mit Heinrich XV. von Niederbayern gegen Ludwig zu verbünden, zwangen aber auch den König, einen echten Kompromiss mit seinen Pfälzer Neffen zu suchen.

Rudolf wie auch sein Bruder Ruprecht nahmen am Romzug Ludwigs teil, auf der der König ohne Mitwirkung des Papstes (der ihn 1324 zum Ketzer erklärt hatte) zum Kaiser gekrönt wurde. Zur Besieglung des Ausgleichs zwischen Ludwig und seinen Neffen wurde 1329 in Pavia der Hausvertrag geschlossen, der die Brüder wieder voll und ganz in den Besitz der Pfalz setzte. Der Vertrag schrieb die rheinischen Besitzungen der Pfalz zu, ebenso, zum Ausgleich für die unterschiedlichen Größenverhältnisse, große Teile des bayrischen Nordgaus, der so zur Oberpfalz wurde. Die Kurstimme sollte, wie schon 1255 vereinbart, abwechselnd von der Pfalz und Oberbayern geführt werden. Niederbayern spielte hier bereits keine Rolle mehr.

Indem die pfälzischen Brüder Kaiser Ludwig unterstützten, konnten sie den territorialen Bestand der Pfalz stabilisieren und durch Erwerb von Reichspfandschaften weiter ausweiten. Auch im Kurverein von Rhens 1338 unterstützten sie die Position des Kaisers und der Fürsten, dass der Papst kein Recht habe, einen gewählten König zu bestätigen.

Am 18. Februar 1338 teilten die Brüder und ihr Neffe Ruprecht II. die Pfalz, wobei Rudolf II. zunächst die rechtsrheinischen Gebiete mit Ausnahme von Lindenfels, Ruprecht I. Neustadt mit Wachenheim und Oggersheim und Ruprecht II. Lindenfels, Alzey, Stromberg und Bacharach erhielt. Rudolf und Ruprecht I. tauschten anschließend ihre Teile. Die Führung der Kurstimme blieb bei Rudolf als dem Älteren.

Die Gegnerschaft im Reich ließ die Fürsten nach einem Gegenkönig gegen den Bayern Ausschau halten. 1342, beim ersten Versuch, war Rudolf im Gespräch, soll aber eine Kandidatur abgelehnt haben. Auch der Wahl des Luxemburgers Karl zum Gegenkönig 1346 blieb Rudolf fern. Nach dem Tod Ludwigs 1347 war 1349 sein Bruder Ruprecht mit seiner Vollmacht an der Wahl Graf Günther von Schwarzburgs zum Gegenkönig gegen Karl IV. beteiligt. Allerdings vermochte Karl IV. es, Rudolf durch ein Ehebündnis mit dessen Tochter Anna ins luxemburgische Lager zu ziehen und so die gegen ihn gerichtete Koalition zu sprengen. Ruprecht hielt noch bei Günther on Schwarzburg aus, unterwarf sich aber dann samt dem Gegenkönig dem Luxemburger.

In der Krise der Jahre 1347 und 1348, als in den Städten die Juden einem großen Progrom zum Opfer fielen, beteiligte sich der Pfalzgraf nicht an den Übergriffen, sondern gab den aus Speyer und Worms fliehenden Juden Schutz, unter anderem auch in Heidelberg.

Rudolf starb, nachdem er sich, wohl wegen körperlicher Gebrechen bereits weitgehend von der Regierung zurückgezogen und auch, wie einige Quellen sagen, erblindet war, 1353 und wurde in der von ihm gegründeten Stiftkirche in Neustadt an der Haardt (Neustadt/Weinstraße) bestattet. Von seiner ersten Frau Anna von Görz und Tirol (um 1300 – 1331) hatte er eine Tochter, Anna (geboren 1329), dem Luxemburger Karl verlobt wurde, aber vor der Eheschließung 1353 starb und im Kloster Schönau bestattet wurde Seine zweite Gemahlin Margarete von Sizilien (1331 – 1377) heiratete er 1348, aus der Ehe gingen keine Kinder hervor. Margarete wurde an der Seite ihres Mannes in der Stiftskirche Neustadt begraben (Bild: Abguss des Epitaphs im Ruprechtsbau des Schlosses Heidelberg).

     

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