Die eurasische Steppe war über Jahrhunderte das Kernland
rivalisierender Reitervölker.
Zwischen dem 7. und 3. Jahrhundert v. Chr. lebten dort
Stämme, die die Griechen Skythen nannten. Die Skythen
waren großteils Nomaden, die auf der Suche nach Weidegründen
mit ihren Herden durch die Steppe zogen. Sie mussten sich
immer wieder gegen andere Nomadengruppen verteidigen. Dies
führte zu einer zunehmenden Militarisierung ihrer
Gesellschaft. Den Reiterkriegern kam eine herausragende
Bedeutung zu. Schriftliche Aufzeichnungen exisitieren nicht,
dafür aber Artefakte ihrer unglaublich hoch entwickelten
Kultur; deren Faszination bis heute ungebrochen ist.
Durch Migrationswellen von Osten kamen immer wieder neue
Reiterstämme ins Gebiet der Skythen. Diese wurden
schließlich im 2. Jahrhundert v. Chr. von den nicht
weniger kriegerischen Sarmaten verdrängt. Sie nahmen das riesige Gebiet
zwischen den Flüssen Don und Donau in Besitz. Die
Sarmaten ereilte jedoch ein ähnliches Schicksal, als
die Hunnen im 4. Jahrhundert n. Chr. in ihr Reich eindrangen.
Durch diese faszinierenden
Schatzfunde, die sich durch besondere Eleganz und Kunstfertigkeit
auszeichnen, bekommt die Ausstellung über die
Sarmatenzeit
eine besondere Qualität. Eine Besonderheit, denn kein Ausstellungsprojekt
bisher hat Exponate aus der Zeit des Skythen gemeinsam
mit sarmatischen
Schätzen präsentiert.
In den Weiten der Steppe – der goldhütende
Greif
Die Skythen wie auch die Sarmaten waren überwiegend
Reiternomaden, die zwischen dem 7. vorchristlichen und
dem 4. nachchristlichen Jahrhundert die Steppen von Sibirien
bis zum Schwarzen Meer beherrschten. Auch damals schon – lange
vor der großen Zeit der Seidenstraße – waren
die Bewohner dieses Gebiets wichtige Vermittler für
Güter und Ideen zwischen Europa und Asien.
Antiken Berichten zufolge lebten diese Völker am
Rande der damals bekannten Welt, im Land der „goldhütenden
Greifen“, wie es der griechische Geschichtsschreiber
Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr. beeindruckt bezeichnete.
Er prägte mit seinen Beschreibungen der pelzverbrämten
Kleidung, der fantasievollen Kopfbedeckung und der prachtvoll
aufgezäumten Pferde das Bild der Steppenreiter für
Jahrhunderte. Zudem galten sie als unbesiegbar. Sie konnten
blitzschnell im Galopp zuschlagen und entwickelten ihre
Kampftaktik mit Pfeil und Bogen zu absoluter Perfektion.
Antike Quellen berichten auch über ihre barbarischen
Sitten und Rituale, dass sie in straff organisierten Gesellschaften
lebten und ihre Eliten den Luxus liebten.
Das Erbe der Steppe
Die eindrucksvollste Hinterlassenschaft dieser Völker
sind ihre Kunstwerke – zumeist aus purem Gold und
mit kostbaren Edelsteinen und aufwendigen Ornamenten verziert.
Die Beispiele skythischer und sarmatischer Kunst – formvollendete
Schmuckstücke, filigrane Gewandapplikationen, edle
Waffen, kunstvoll verzierter Pferdeschmuck, wertvolle Gefäße
und Ziergegenständ – sind atemberaubend in ihrer
Ausführung und Liebe zum Detail.
Markenzeichen ihrer Kultur sind aus Gold gearbeitete
Tierplastiken und Tierreliefs. Neben Hirsch und Eber, Panther,
Löwe,
Leopard, Fisch und Schlange, nimmt vor allem das Pferd
im skythischen Tierstil eine überragende Stellung
ein, ähnlich wie der mythische Greif, der häufig
im Mittelpunkt von Tierkampfszenen zu finden ist.
Die Kurgane
Eine der Hauptquellen für diesen erstaunlichen Reichtum
an wertvollen Funden sind die Kurgane, die Hügelgräber
skythischer und sarmatischer Fürsten. Um sie auf ein
Leben im Jenseits vorzubereiten, gaben die Stämme
ihren Anführern äußerst kostbare Gaben
mit ins Grab: prunkvollen Schmuck, kunstvoll verzierte
Waffen und Pferdegeschirre, Gefäße und Ziergegenstände.
Zumeist bestanden sie aus purem Gold und waren oft aufwendig
mit Edelsteinen und Ornamenten verziert. Aber auch Tiere,
Diener oder sogar die Ehefrau wurden als Geleit mitgegeben.
Der Reichtum der Gräber zeigt den Status der Verstorbenen
und ihre Liebe zum Luxus.
Die oft unermesslich reichen Grabfunde geben Auskunft über
Lebenswelt, Kult, Kunstfertigkeit und kriegerisches Engagement
der gehobenen Elite der Reiternomaden. Die Errichtung der
Kurgane erforderte ein enormes technisches Wissen. Manche
Kurgane wiesen eine Höhe von 20 Metern auf und besaßen
einen Durchmesser von mehr als 100 Meter.
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