Vom Minnesang zur Popakademie


Bruchsal: Schwarzwaldmädel

 

Eine Begleitausstellung im Deutschen Musikautomaten-Museum Bruchsal, einer Außenstelle des Badischen Landesmuseums, widmet sich – zeitgleich zur Großen Landesausstellung im Schloss – der Rezeption des »Schwarzwaldmädels«, das künstlerischer Stoff und kulturgeschichtliches Phänomen gleichermaßen ist. Es ist regional in Baden-Württemberg verortet und stellt ein wichtiges Stück deutscher Mediengeschichte dar.

Schwarzwaldmädel
Filmprogramm "Schwarzwaldmädel"
Verlag Das Neue Filmprogramm, Frankfurt am Main, 1950

Im Zentrum der Sonderausstellung steht die Entstehungs-, Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte der Operette »Schwarzwaldmädel« von Léon Jessel aus dem Jahr 1917. Die zu populären Schlagern der Weimarer Republik gewordenen Couplets der Operette werden von Musikautomaten des Museums wie z. B. der Philharmonie-Orgel der Freiburger Firma Welte aufgeführt. Abspielgeräte vom Grammophon bis zum MP3-Player illustrieren die Geschichte der Toneinspielungen dieser Operette und dokumentieren zugleich Aspekte der Technikgeschichte.

Auf die Operette folgte zwischen 1920 und 1933 eine spektakuläre Rezeptionsgeschichte durch das neue Medium der Zeit, den Kinofilm. Die Kinorezeption mündete schließlich in der legendären Kinofassung Hans Deppes von 1950, dem ersten deutschen Farbfilm nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Seitenaspekt widmet sich der »Arisierung« des »Schwarzwaldmädels«, dessen Komponist Leon Jessel Jude war und im Dritten Reich ermordet wurde.

Die Kinofassung Deppes schließlich machte den Kulturraum Schwarzwald zum Kunstraum und zur vielfach zitierten Filmkulisse. Darum bilden auch die von den neuzeitlichen Medien mitgeformten Klischees einen wichtigen Aspekt der Ausstellung: Das Schwarzwaldmädel als Symbol und Markenzeichen für eine Landschaft und ihre Bewohner, als Souvenirmotiv, als Antityp und als Kulturträger.

   

Text & Bilder: BLM

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Wilhelm Hasemann

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