Zisterzienser


 

Grundzüge der Ordensgeschichte

Die Zisterzienser (lat.: Ordo Cisterciensis, kurz: OCist; früher: Sacer Ordo Cisterciensis, kurz: SOC) sind als monastischer Orden durch Reformen aus dem Benediktinerorden entstanden. Die verschiedenen Zweige der Zisterzienser, die, auch durch die konkrete Organisation, dem geistlichen Erbe des Mutterklosters Cîteaux verbunden sind, bilden die Zisterzienserfamilie (Familia Cisterciensis). Dazu zählt neben dem Ordo Cisterciensis noch der Orden der Zisterzienser von der strengeren Observanz (Trappisten).

Geschichte

Mutterkloster und Namensgeber der Zisterzienser ist das 1098 von dem Benediktiner Robert von Molesme und zwanzig weiteren Mönchen der Abtei Molesme gegründete Kloster Cîteaux.

Ein wesentlicher Anlass zur Ordensgründung war im wenige Kilometer entfernten Cluny zu suchen. Diese große burgundische Benediktinerabtei hatte durch Spenden und Erbschaften ein großes Vermögen und weite Ländereien erworben. Wenige Jahre zuvor (1088) hatte man mit dem Bau der damals größten Kirche der Christenheit begonnen, die sogar Alt-Sankt-Peter in Rom an Größe übertraf. Auch die Innenausstattung mit Fresken war aufwendig. In dieser mächtigen und einflussreichen Abtei (mehrere Päpste gingen aus den Reihen ihrer Mönche hervor) spielte die Liturgie mit stundenlangen Gottesdiensten und feierliche Prozessionen eine herausragende Rolle.

Durch Prachtentfaltung und Reichtum war die ursprüngliche Einfachheit der monastischen Lebensweise und das Ideal, von der eigenen Hände Arbeit zu leben, hinfällig. Eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte schien nötig. Die neue Gemeinschaft unterwarf sich dem Ziel, streng nach der Ordensregel des Benedikt von Nursia (Regula Benedicti) zu leben. Auf dieser Grundlage wollten sie ausschließlich von ihrer eigenen Hände Arbeit leben. Einnahmen aus Verpachtung und Zinsen sowie die Erhebung des Zehnt lehnten sie ab. Abgeschiedenheit von der Welt und Einfachheit der Lebensweise waren Grundideale der Reformgruppe.

Von ihrer Grundintention wollten Robert und seine Mönche nichts anderes sein als Benediktiner und getreu nach der benediktinischen Regel leben. Jedoch unterschied sich die Lebensweise der Mönche von Cîteaux entscheidend von der anderer Benediktinerklöster, insbesondere der von Cluny. So entstand aus der als Reform innerhalb des Benediktinertums gedachten Neugründung ein neuer Orden, der gleichzeitig der erste zentralistisch organisierte Mönchsorden des christlichen Abendlandes war.

Robert von Molesme wurde bereits 1099 nach Molesme zurückberufen. An seine Stelle als Abt von Cîteaux trat Alberich von Cîteaux, der das Klosters zehn Jahre lang leitete. 1109 löste ihn Stephan Harding ab. Dieser drei Gründeräbte von Cîteaux wird am 26. Januar gedacht.

Ausbreitung

Von Cîteaux aus kam es zu Neugründungen von Tochterklöstern. Dem neuen Orden gab Stephan Harding mit seiner Charta Caritatis eine Verfassung, die 1119 durch Papst Kalixt II. bestätigt wurde. Somit gilt Stephan Harding als der eigentliche Gründer des Zisterzienserordens.

1113 trat Bernhard aus dem Rittergeschlecht Tescelin le Roux in Cîteaux ein. Bereits 1115 wurde er zur Gründung eines Klosters in Clairvaux ausgesandt.

Unter Abt Bernhard von Clairvaux begann der eigentliche Aufstieg des Zisterzienserordens. Durch Predigt, persönliches Beispiel und theoretische Vorgaben zum Klosterbau wurde er zum eigentlichen Ordensvater, so dass die Zisterzienser manchmal auch als "Bernhardiner" bezeichnet werden. Ein weiblicher Zweig nennt sich heute "Bernhardinerinnen" .

Unter Bernhard wurden in ganz Europa Hunderte neue Klöster errichtet; auch viele ehemalige Benediktinerabteien (so etwa Fontfroide in Südfrankreich) schlossen sich der neuen Reformbewegung an.

Entgegen den eigentlichen Grundidealen der Zisterzienser übte Bernhard außerhalb des Ordens großen Einfluss auf die Politik des Mittelalters aus. Die Mächtigen akzeptierten ihn als Mittler untereinander. Folgenreich war sein Aufruf zum Zweiten Kreuzzug (1147-1149). Hohe kirchliche Ämter lehnte Bernhard aber stets ab. Darüber hinaus wurde Bernhard aufgrund seiner geistlichen Schriften bekannt. Seiner schriftstellerischen Gabe wegen wird Bernhard Doctor mellifluus (honigfließender Lehrer) genannt.

Die ersten vier Gründungen von Cîteaux, die sogenannten Primarabteien waren La Ferté (1113), Pontigny (1114), Clairvaux und Morimond (beide 1115). 1120 wurde mit der Abtei Tart das erste Zisterzienserinnenkloster gegründet.

Entwicklung in Deutschland

Das erste Zisterzienserkloster in Deutschland war das 1123 gegründete Kloster Kamp; im Jahre 1127 folgte das Kloster Walkenried. In Deutschland erlangten die Zisterzienser durch ihre Kolonisationstätigkeit im 12. und 13. Jahrhundert, besonders im Raum östlich der Elbe, hervorragende Bedeutung. So wurden vom Kloster in Waldsassen aus die böhmischen Gebiete kolonisiert. Sie siedelten sich 1142 in Sedletz und 1191 auf Einladung von Milhost in Maštov an. Dieses Kloster wurde später nach Ossegg verlegt.

Sie schufen landwirtschaftliche Musterbetriebe, förderten Obst- und Weinbau, Pferde-und Fischzucht, Bergbau und Wollhandel, trugen aber auch sehr zur Verbreitung und Blüte hochmittelalterlicher Kultur bei. Der gotische Baustil, anfangs nur zögernd übernommen, fand nicht zuletzt durch diesen Orden Verbreitung in ganz Europa (so etwa im Kloster Chorin). Wie alle Mönche widmeten sie sich der Vervielfältigung von liturgischen und theologischen Handschriften. Einige Klöster, wie beispielsweise die Abtei Himmerod, verfügten gegen Ende des Mittelalters über große und wertvolle Bibliotheken.

In der Mystikbewegung erlangten drei deutsche Zisterzienserinnen große Bedeutung: Mechthild von Magdeburg, Mechthild von Hackeborn und Gertrud von Helfta, die alle der Abtei Helfta angehörten.

Nach der Reformation (etwa 1535) wurden die Zisterzienserklöster in den evangelischen Gebieten Deutschlands geschlossen und die Kirchen zu Pfarrkirchen umgewandelt. Dennoch wurden einige Klöster in neuer Form, beispielsweise als Predigerseminar erhalten. So besteht bis heute das Kloster Loccum, das einen Abt hat und in dem jeden Tag seit 1600 eine Hore gebetet wird. Die evangelischen Zisterzienser-Konvente haben sich in der Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland zusammengeschlossen und übernehmen die Pflege des religiös-kulturellen Erbes der Zisterzienser auf evangelischer Seite

 

  Text: Wikipedia (leicht verändert)

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