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Kurfürstliche Vorgaben - der Marktplatz

Marktplatz - NordseiteMarktplatz SüdseiteRathaus

Marktplatz	- Modellhäuser auf der Nordseite
Marktplatz - Modellhäuser auf der Nordseite

Auf den mittelalterlichen Fundamenten, aber unter Begradigung der Straßenfront, werden um 1700 am Marktplatz Häuser mit gleicher Stockwerks- und Traufhöhe errichtet. Sie können als Modellhäuser für den vom Kurfürsten forcierten, von der Stadt aber aus finanzieller Not zögerlich behandelten Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Kriegs gelten. Sie gehen auf Planungen des Architekten Flémal zurück, der auch für das Rathaus die Zeichnungen lieferte.

Die Häuser sind trotz Vereinheitlichung sehr individuell gestaltet. So hat das breite Haus Nr. 4 sieben Achsen mit durch Tor und Risalit betonter Mitte, die Häuser 5 – 7 keine repräsentativeren Schmuckelemente, erst Haus 8 hat wieder – wie Haus 4 – rustizierte Ecklisenen.

Die geplante und hier durchgesetzte Vereinheitlichung der Straßenfront brachte es mit sich, dass das Haus Nr. 6 hinter seinen Kellergrundriss zurücktritt. Diese Einschränkungen des Privateigentums führten letztlich dazu, dass die Bürgerschaft die fürstlichen Pläne zur Modernisierung des Straßennetzes ablehnte.

Hauptstr. 192 - 198, Marktplatz Südseite
Hauptstr. 192 - 198, Marktplatz Südseite

Vierergruppe an der Südseite des Marktplatzes mit weitgehend barocker Originalsubstanz. Bei der ganzen Häusergruppe auf der Südseite des Marktplatzes sind die Ohrenfenster durch solche mit einer einfachen profilierten „Kappe“ über dem Fenstersturz ersetzt. Die vier Gebäude unterscheiden sich durch die verschiedene Überarbeitung im 19. Jahrhundert.
Die kurfürstlichen Vorgaben scheinen nicht so stringent umgesetzt worden zu sein wie bei den Häusern auf der Nordseite.

Hauptstr. 194
Barockes Gebäude mit im 19. Jahrhundert grundlegend verändertem Dachgeschoss. Ladeneinbau („Bibilographicum“) völlig neu.

Hauptstr. 196
Von Goethe 1775 bewohntes Haus, datiert 1749.

Marktplatz 10, Rathaus
Marktplatz 10, Rathaus

Nach der Zerstörung des gotischen Rathauses von 1472 drängte Kurfürst Johann Wilhelm 1701 auf die Errichtung eines Neubaus als äußerliches Zeichen für den Aufbauwillen, der in der Stadt einkehren sollte. die Planungen wurden 1699 aufgenommen, Baubeginn war 1701, vollendet wurde der Bau im Frühjahr 1703.

Die Fassadengliederung entspricht dem für die Bebauung der Mannheimer Friedrichsburg projektierten Modellhaustyp A: Auf einem durch deutlichen Fugenschnitt rustizierten und mit Rundbogen geöffneten Sockelgeschoss erhebt sich eine Kolossalordnung aus Pilastern mit ionischen Kapitellen, die die Fensterachsen trennen. Die mittlere der ursprünglich sieben Achsen des Gebäudes wird im Sockelgeschoss durch ein breiteres Portal, darüber durch einen Balkon, dessen Austrittstür das kurfürstliche Wappen trägt, und in der Dachzone schließlich durch ein Zwerchhaus mit Segmentgiebel betont. Geht die Fassadengliederung selbst auf palladianische und französische Vorbilder zurück, ist die Vorlage für das Zwerchhaus in den Traditionen niederländischer bürgerlicher Architektur zu suchen. Dessen charakteristische Form war wohl Vorbild für das venningensche Haus „zum Riesen“ und für das Handelshaus Steingasse 9.

Das Rathaus wurde 1886 durch einen Anbau im Stil der monumentalen Neo-Renaissance erweitert. Nach dem Brand von 1908, der die oberen Stockwerke vernichtete, wurden die marktplatzseitige Fassade vereinheitlicht und ein neobarocker Anbau im Süden hinzugefügt.

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