Eva Katharina
Schmitt, geborene Kaysser (1808 - 1888), ist dabei, einen Federkiel
zuzuschneiden. Sie führt das schwarze Federmesserchen von sich
weg, um dem rundlichen Ende einer Gänsefeder eine schreib- oder
zeichentaugliche Spitze zu schneiden. Ihr Ehemann und ihr Sohn
zeichnen damit Landschaftsskizzen und vor allem Portraits. Sie
sind wie alle Zeichner froh über einen Vorrat an gutgeschnittenen
Federn. Guido Schmitt portraitiert diese wichtige Vorarbeit fürs
Zeichnen gleich mit.
Inmitten einer harmonischen Familie entwickelt Guido unter Anleitung
seines Vaters, der auch den jüngeren Bruder unterrichtet (über
die Töchter ist nichts zu erfahren, außer dass sie ledig bleiben),
seine künstlerischen Fähigkeiten. Er probiert, ahmt nach und übt
sich ständig in verschiedenen Techniken. Das realitätsorientierte
Portraitieren ermöglicht ihm 1859 eine Künstlerkarriere in England,
wo er fast 30 Jahre lang lebt und arbeitet.
Guido Schmitt kehrt 1885 nach Heidelberg in das Elternhaus am
Klingenteich 6 zurück. 1919 erhält er das Ehrenbürgerrecht der
Stadt, 1922 stirbt er fast neunzigjährig auf einem Spaziergang.
Das kleine "Bildnis der Mutter" wurde im Familienbesitz - wie
heute eine schöne Photographie - sorgfältig aufbewahrt und kam
1953 als Geschenk in die Graphische Sammlung des Kurpfälzischen
Museums der Stadt Heidelberg.
Text:
Angelika Dirscherl
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