Revolution 1848/49

Der Aufbruch der Revolutionäre:

Auf dem Weg zur Paulskirche

Mit dem liberalen Zugeständnissen des badischen Großherzogs vom 1. März 1848 hätte eigentlich die Revolution in Baden schon zu Ende sein können - wenn nicht ein ganz andere Punkt seit 1813 auf der politischen Wunschliste ganz oben gestanden hätte. Es ging um die Verwirklichung der Grundforderung der nationalen Kräfte in Deutschland, die damals noch mit der Abschaffung der Kleinstaaterei durchweg Revolutionäres im Sinn hatten.

Bereits vom 28. Februar datieren die ersten erhaltenen Einladungsschreiben süd-deutscher Liberaler an Gesinnungsgenossen, sich zu einer Besprechung der politi-schen Ereignisse zu treffen. Es musste schnell gehen, die Zeit drängte - deswegen wurde der Kreis der Eingeladenen auf Baden, Württemberg, Hessen, der bayeri-schen Pfalz und der preußischen Rheinprovinz beschränkt. Der Versammlungsort musste zentral und verkehrsgünstig liegen, weswegen sich Mannheim oder Heidel-berg anboten. In Heidelberg schließlich war eines der wichtigen Organe der Liberalen beheimatet, die „Deutsche Zeitung".

Am 5. März 1848, 10 Tage nach der Ausrufung der Republik in Frankreich, trafen sich daher in Heidelberg 51 süddeutsche Liberale zur „Heidelberger Versammlung", die zwischen März und Mai dieses Jahres Gegenstand einer kleinen Ausstellung im Heidelberger Kurpfälzischen Museum war. Zu dieser Ausstellung hat der Verlag regionalkultur ein Begleitbuch veröffentlicht, das weniger ein Katalog der wenigen Exponate als vielmehr eine ausführliche Darstellung und Würdigung dieses liberalen Meilensteins auf dem Weg zur Nationalversammlung ist.

Der Band, zu dem 8 Heidelberger Autoren ihre Beiträge geliefert haben, beginnt mit einer umfassenden Darstellung der Heidelberger Versammlung selbst und einer kritischen Würdigung der Erklärung, die die 51 Teilnehmer verabschiedeten. Nach einer Situationsbeschreibung und einer Chronologie der Heidelberger Ereignisse werden in Kurzbiografien die Teilnehmer vorgestellt, alphabetisch geordnet, von Septimus Gottlob Bantlin bis Karl Friedrich Witzemann. Ein kurzer Blick auf die Lebensdaten zeigt, dass es sich bekanntermaßen durchweg um Honoratioren han-delt, Professoren, Juristen, Beamte, mehrheitlich gemäßigt liberal; kein einziger von ihnen verlor sein Leben durch seine revolutionäre Tätigkeit, wenn auch viele von ihnen auswanderten.

Ein dritter Hauptpunkt betrifft die weitere Entwicklung auf die neu zu errichtende parlamentarische Vertretung hin, bei der anfangs noch eine Reform des bestehenden Bundestages diskutiert, aber dann zu Gunsten der Verfassunggebenden National-versammlung aufgegeben wurde.

Weiterhin würdigt der Band das Organ der gemäßigten Liberalen, die 1847 gegründete „Deutsche Zeitung", die zwar wichtige Vor- und Begleitarbeit in der ersten Hälfte des Jahres 1848 leistete, dann aber als „Professorenzeitung" keinen Einfluß mehr auf das weitere politische Geschehen hatte und Ende 1850 eingestellt wurde.

Als Zitat eines „Zeitzeugen" wird schließlich Friedrich Daniel Bassermanns Bericht über die Heidelberger Versammlung dargestellt, kritisch betrachtet und im Wortlaut abgedruckt. Bassermann war eine der führenden Gestalten des gemäßigten Libera-lismus, er forderte bereits im Februar 1848, als noch niemand von der kommenden Revolution in Frankreich wußte, parlamentarische Reformen in Deutschland, und er war es auch, der die Delegation der Nationalversammlung anführte, die dem Preu-ßenkönig Friedrich Wilhelm die neue deutsche Kaiserkrone antrug.

Der Band leistet insgesamt einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des gemäßigten Liberalismus der 1848 und weist durch seine Konzeption klar über den Rahmen der Ausstellung, die er begleitete, hinaus.
 
Auf dem Weg zur Paulskirche: Die Heidelberger Versammlung vom 5. März 1848. Begleitband zu der Ausstellung im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg vom 5. März - 3. Mai 1998. Hg. für das Kurpfälzische Museum Heidelberg von Frank Engehausen und Frieder Hepp. Ubstadt-Weiher: verlag regionalkultur, 1998. ISBN 3-929366-81-9. DM 28.-

 

   
   

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nationale Aufbruchstimmung
in Deutschland

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Revolution topografisch
Mit Zorn und Eifer

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