Wissembourg /Weißenburg


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Wissembourg mit dem Turm von St. Peter und Paul. Foto: Wikpedia/Wernain SDas Kloster Weißenburg wurde im 7. Jahrhundert gegründet und entwickelte sich bald zum bedeutendsten Kloster des Elsass. Die Ansiedlung von Klosterleuten um das Kloster herum wurde erstmals 1198 erwähnt, ist aber sicher älter. Vermutlich im 12. Jahrhundert, im Zusammenhang mit der von den Staufern ausgeübten Klostervogtei, erhielt die Ansiedlung Stadtrecht und versuchte im 13. Jahrhundert die Herrschaft des Abts über die Stadt abzuschütteln. Ihren Reichtum bezogen die Bürger aus der Herstellung von Leinen, Wein und der Kastanienernte. 1254 trat Weißenburg dem Rheinischen Städtebund bei, 1354 dem Zehnstädtebund (Dekapolis) der elsässischen Reichsstädte. Von gewissen Rechten des Abts über die Stadt konnten sich die Bürger jedoch vorerst nicht frei machen, was immer wieder zu heftigen Streitigkeiten führte. 1442 befreite König Friedrich III. die Bürger vom bis dahin geleisteten Treueid gegenüber dem Abt, 1518 erreichten die Bürger, dass die letzten Hoheitsrechte der Abtei gegen eine jährliche Zahlung von 65 fl. abgelöst wurden.

Bild links: Wissembourg mit dem Turm von St. Peter und Paul. Foto: Wikpedia/Wernain S

Um 1350 begannen sowohl der wirtschaftliche Niedergang der Abtei als auch der wirtschaftliche Aufstieg der Stadt. Erstere befand sich in der Mitte des 15. Jahrhunderts in wirtschaftlich desolaten Verhältnissen und war stark verschuldet. Ab 1469 versuchte der neue Abt, Johann von Bruck, einen Neubeginn. Dennoch intervenierte Kurfürst Friedrich I., der Siegreiche, Landvogt von Hagenau, und berief sich dabei auf sein Amt als Präfekt der Dekapolis. Er schickte Inspektoren in die Abtei sowie Mönche der Bursfelder Kongregation. Der Abt indessen zog sich mit dem Prior Anton von Leiningen auf Burg Drachenfels zurück. Die Bürger begehrten gegen den Kurfürsten auf und verjagten seine Leute. Daraufhin belagerte und beschoss der Kurfürst die Stadt und plünderte das Umland.

Nach einem Vermittlungsversuch der elsässischen Städte im Dezember 1469 wurde im Februar 1470 ein erster Friede geschlossen. Daraufhin schaltete sich Kaiser Friedrich III. in den Konflikt ein, erkannte Friedrich die Landvogtei des Elsass ab und übergab sie Pfalzgraf Ludwig dem Schwarzen von Zweibrücken-Veldenz. Im folgenden Krieg zwischen Kurpfalz und Veldenz wurden unter anderem Schriesheim an der Bergstraße, die Madenburg bei Annweiler, die Burgen Geispolzheim und Wachenheim sowie Armsheim bei Alzey eingenommen. Der Krieg gegen Veldenz wurde am 2. September 1471, der Krieg mit Weißenburg am 5. Dezember 1471 beigelegt. In Weißenburg blieben Abt Johann von Bruck und sein Prior im Kloster, aber ebenso die Reformmönche.

Wissembourg, Ehem. Klosterkirche St. Peter und PaulZwischen 1485 und 1503 tyrannisierte Johann von Dratt, Heerführer des Kurfürsten Philipp des Aufrichtigen, die Bewohner der Stadt. Er ist Ursprung der Legende von Hans Trapp.

Der wirtschaftliche Aufschwung brachte die Stadt im 15. Jahrhundert unter die fünf bevölkerungsreichsten Städte des Elsass, ein reiches architektonisches Erbe legt Zeugnis von dieser Zeit ab.

Im Bauernkrieg erhob das das städtische Proletariat gegen das Kloster, was den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz und den Erzbischof von Trier zur Intervention veranlassten.

Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde dem französischen König die Schutzherrschaft über die Dekapolis zugesprochen. Da Weißenburg sich weigerte, Ludwig XIV. als Herrn anzuerkennen, wurde die Stadt im Januar 1677 erobert und 1680 wie die übrigen Reichsstädte von Frankreich annektiert.

Bild rechts: Ehem. Klosterkirche St. Peter und Paul

Trotz der zwischen Deutschland und Frankreich umkämpften Lage (Schlacht von Weißenburg am 4. August 1870) hat die Stadt ihr Stadtbild aus Mittelalter und Barock bewahrt. Die noch zu großen Teilen erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauern umschließen den Stadtkern, der noch über 70 Häuser aus der Zeit vor 1700 enthält. Darunter befinden sich, neben der ehemaligen Klosterkirche St. Peter und Paul aus dem 13. Jahrhundert das Salzhaus von 1448, das Patrizierhaus Zur Alten Krone von 1491 oder das Maison Vogelsberger von 1540.

Im Ancien Hôpital wohnte von 1719 bis 1725 der aus Polen vertriebene König Stanislaus Leszczynski, bis er als Schwiegervater des Königs Ludwig XV. in Nancy eine standesgemäße Residenz bezog.

     

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