Projekt kulturer.be
Einige Themenkomplexe der Ausstellung
Eine Königin auf der Flucht
Hortense flieht 1815 aus Paris
über die Schweiz nach Konstanz, wo sie unter dem Schutz
des Großherzogs Carl von Baden einige Zeit Asyl findet.
Die vermögende Ex-Königin, deren langjähriger Privatbankier
Macaire in Konstanz eine Fabrik betreibt, kauft Stadtpalais
und Landsitze und macht Konstanz zu ihrer "Residenzstadt".
Adlige Familien, wie die Grafen Zeppelin, gehören zu ihrem
"Hofstaat".
Das biedermeierliche Konstanz
Die erst 1806
badisch gewordene ehemalige Reichsstadt ist ein verschlafenes
Nest. Doch Schweizer Textilfabrikanten, der Verleger Cotta
und ein Amerikaner initiieren die erste Dampfschifflinie,
der ein Hafenneubau folgt. Behagliche Bürger fühlen sich
wohl im Umfeld des kleinen Exil-Hofs der König Hortense.
Der Einzelhandel macht beste Geschäfte mit den Hofleuten.
Mit dem Prinzen per Du - Jugendjahre am Bodensee
Louis Napoleon
ist ein hilfsbereites, schüchternes Kind. Von Bistumsverweser
Wessenberg wird der Heranwachsende mit dem Gedankengut der
Aufklärung bekannt gemacht, der Lehrer Lebas, Sohn eines
radikalen Konventsmitglieds, prägt den Prinzen in republikanischem
Sinne. Als Jüngling schwimmt, rudert, tanzt Napoleon am
ganzen See, verliebt sich in schöne Bürgertöchter und ist
ein gefürchteter Schürzenjäger.
Wie wird man Kaiser?
Mutter
Hortense hat nur ein Ziel: Schon den Knaben konditioniert
sie auf den französischen Thron, überfordert den sensiblen
Jungen mit dem übermächtigen Vorbild seines großen Onkels.
Doch nach ihrem Tod und abenteuerlichen Putschversuchen
in Frankreich entwickelt sich der Prinz in mehrjähriger
Festungshaft zum gewieften Politiker, dessen politische
Stichworte das soziale Engagement, die plebiszitäre Absicherung
der bonapartistischen Herrschaft und das Selbstbestimmungsrecht
der Völker sein werden.
Napoleon III. - Diktator und Liberaler
Zuerst
als gewählter Präsident der zweiten Republik (1848), dann,
nach einem Staatsstreich, ab 1852 als plebiszitär bestätigter
autokratischer Kaiser, versucht sich Napoleon III. auf vielen
außenpolitischen Kampfplätzen (Krimkrieg, Einigung Italiens),
führt sein Land aus der seit dem Wiener Kongress bestehenden
Isolation heraus und fördert als "liberaler Diktator" vor
allem die wirtschaftliche Modernisierung Frankreichs .
Sein
letzter Besuch am Bodensee 1865 ist ein Triumphzug und ein
rührendes Wiedersehen mit vielen Jugendfreunden, denen der
Monarch ohne jede Etikette begegnet, Freundschaftsgaben
(in der Ausstellung zu sehen!) verteilt und die altvertraute
Sympathie genießt.
Das Ende: Der deutsch-französische Krieg 1870/71
In Bismarck findet Napoleon III, den seine Zeitgenossen
als "Napoleon, den Kleinen" verspotteten, den überragenden
Gegner. Im Streit um die spanische Thronkandidatur eines
Hohenzoller-Prinzen lässt sich Napoleon III., angereizt
durch Bismarcks redaktionelle Bearbeitung der "Emser Depesche",
in einen Krieg treiben. In der vernichtenden Schlacht von
Sedan gibt sich der Kaiser gefangen, seine Herrschaft ist
zu Ende. 1873 stirbt der seit Jahren schwerkranke Ex-Kaiser
im englischen Exil.
Unbekannte, nie gezeigte Exponate
Die damaligen Orte des Geschehens sind in Konstanz dank der Verschonung der Stadt im zweiten Weltkrieg durchweg erhalten geblieben. In Bürgerhäusern und Schlössern der Region fanden und finden sich Originalexponate aus dem unmittelbaren napoleonischen Umfeld: Persönliche Erinnerungen und Souvenirs, Briefe und Geschenke des Prinzen, zauberhafte Portraits von Familien aus dem Umkreis der kleinen "Hofgesellschaft" um Hortense und Louis Napoleon. Es werden wertvolle Möbel, Schmuck, Porzellan und Gläser, Napoleons Pferdeschlitten, seine Kutsche, in der er 1870 in Sedan vor König Wilhelm kapitulierte gezeigt und zahllose Zeugnisse aus dem Alltagsleben von Freunden, Bewunderern, Geschäftspartnern und Feinden der Bonapartes am Bodensee, die erhalten geblieben sind. Alle diese Relikte wurden in monatelanger Recherchearbeit aufgespürt und werden erstmals öffentlich ausgestellt
Text und Bilder: Wessenberg-Galerie
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