Landeskunde > Bodensee > Klöster > St. Gallen

Kurze Geschichte des Stifts St. Gallen

Zu Beginn des 7. Jahrhunderts soll der Mönch Gallus (* um 550; † 620 oder 640), ein Schüler des irischen Missionars Columban von Luxeuil, in das Gebiet südlich des Bodensees gekommens ein, um hier das Christentum zu predigen. 612 errichtete er am Fluss Steinach eine Einsiedlerklause, die er im Lauf der Folgezeit zu einem kleinen Klösterchen für die Mönche, die sich um ihn scharten, ausbaute. Seine Fürsorge für die Bevölkerung und auch die Heiling der Tochter des Herzogs von Schwaben machten ihn über die engere Umgebung hinaus bekannt. Gallus starb am 16. Oktober in Arbon und wurde in seiner Klause in Steinach bestattet, das Todesjahr wird mit 640 angegeben.

Obwohl nach seinem Tod seine Zelle verfiel, besuchten Wallfahrer weiterhin sein Grab. 719 gründetet dann der alemannische Priester Otmar (689–759) am Ort der Wallfahrt zu Ehren des verehrten Einsiedlers eine Abtei und benannte sie nach ihm. Die anfänglich aus verschiedenen Quellen gespeiste Klosterregel musste Otmar nach 746 auf Drängen des fränkischen Königtums aufgeben und den Konvent der Benediktinerregel unterwerfen, erhielt aber dafür die Abtswürde. Das Kloster war mittlerweise auch zu einem Zufluchtsort für irische Gelehrte und Künstler geworden.

Die Klostergründung stand von Anfang an in Konkurrenz zum Bischof des nahen Konstanz. Vor allem das Recht der freien Abtswahl, das die Mönche durch päpstliches Privileg hatten, schmälerte die Rechte des Hochstifts. Der Bischof ließ Otmar 759 auf der Basis einer falschen Zeugenaussage gefangen setzen und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft auf der Insel Werd. Otmar starb ein halbes Jahr später, am 16. November 759 und wurde zunächst am Ort seiner Gefangenschaft begraben. 10 Jahre nach seinem Tod entführten Mönche seines Klosters den Leichnam und brachten ihn zurück nach St. Gallen, was Anlass zu reicher Legendenbildung gab. Otmar wurde an der Seite des Einsiedlers Gallus bestattet, sein Grab ist in der Krypta unter der Empore, das Grad des Gallus unter dem Chor der heutigen Stiftskirche. Beide wurden Schutzpatrone von Kloster, Stadt und heutigem Bistum.

Karl der Große bestätigte zunächst die Abhängigkeit des Klosters vom Bistum Konstanz, so dass einige der karolingerzeitlichen Bischöfe von Konstanz nicht nur aus dem Kloster St. Gallen kamen, sondern auch dessen Äbte waren.

Dessen ungeachtet gewährten bereits Kaiser Ludwig der Fromme 818 dem Kloster die Immunität von der gräflichen Gerichtsbarkeit und Ludwig der Deutsche die freie Abtswahl, 854 wurde auch die tributäre Abhängigkeit der Klosters vom Hochstift gelöst.

Im Jahr 820 entstand im Kloster Reichenau der noch heute in der Stiftsbibliothek aufbewahrte St. Galler Klosterplan. Er war keine Planzeichnung für das Kloster, sondern eine Idealvorstellung des geistlichen und wirtschaftlichen Komplexes, den ein Großkloster in dieser Zeit bildete. So entstanden vor allem innerhalb weniger Jahrzehnte zwei getrennte Kirchenbauten, der eine über dem Grab des Gallus (geweiht 837), der andere über dem des Otmar (geweiht 867).

Beim Ungarneinfall des Jahres 926 brachte Abt Egilbert die Klosterschüler sowie Alte und Kranke auf der dem Kloster gehörenden Wasserburg bei Lindau in Sicherheit, Handschriften kamen auf die Reichenau, die Möche und die wertvollen Kultgegenstände fanden in einer Fluchtburg im Sitterwald Zuflucht. Die Einsiedlerin Wiborada, die auf ihren ausdrücklichen Wunsch als einzige in der zugemauerten Kirche St. Mangen in der verlassenen Stadt zurück geblieben war, wurde von den Ungarn getötet. Die Fluchtburg der Mönche wurde nicht angegriffen, sondern diente den Mönchen als Ausgangspunkt für einen Angriff auf die zurückweichenden Ungarn.

Im 10. Jahrhundert konnte die Abtei den Status einer Reichsabtei festigen. Seit dem 11. Jahrhundert wuchs die Autonomie der vor dem Kloster gelegenen Siedlung, eine formelle Stadterhebung ist indessen nicht belegt. Die Bürger konnten 1180 von Kaiser Friedrich Barbarossa die Unabhängigkeit vom Kloster und damit den Status einer Reichsstadt erringen. Dieser wurde 1291 in der "Handfeste" festgeschrieben. Der Antagonismus zwischen Stadt und Kloster bestimmte seither das Verhältnis, noch mehr, als sich ein wirtschaftlicher Niedergang des Klosters abzeichnete. Während die Äbte Rückhalt gegen die Bürger bei verschiedenen Adelshäusern suchten, schloss sich die Stadt dem Städtebund am Bodensee an und wandte sich schließlich dem Alten Bund der Eidgenossen an. Mit dem Abschluss des "ewigen Bundes" mit den Eidgenossen löste sich die Stadt durch Zahlung von 7000 Gulden von den letzten Resten der Abhängigkeit vom Kloster.

Der Übertritt der Stadt zur Reformation 1526 brac hte zunächst 1527 die schnelle Aufhebung des Klosters, dessen Herrschaftsgebiet, die "Alte Landschaft" von Zürich unter Schutzherrschaft genommen wurde. Die Niederlage Zürichs im 2. Kappelerkrieg 1531 gegen die katholischen Orte führte indessen zur Wiederherstellun der Abtei. Die Reichsstadt gehörte auf dem Speirer Reichstag von 1529 (Protestationsreichstag) zu den protestierenden protestantischen Ständen. Stadt und Fürstabt waren wegen der jeweiligen militärischen Schwäche auf ein halbwegs gutes Auskommen miteinander angewiesen, wenn auch gelegentliche Auseinandersetzungen nicht ausblieben.

Provisorischer Text auf der Basis des Wikipedia-Artikels

im Detail:  
siehe auch:  
weiter:  

Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2017