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Eine Reise von Weinheim nach Basel

Ortenau

Zwischen Bühl und Offenburg liegt in einem für heutige Begriffe undurchdringlichen Dickicht von Herrschaftsrechten die Ortenau, wo sich einzelne Reichsritter mit dem Bischof von Straßburg die Macht teilten.

Schloss Ortenberg
Schloss Ortenberg bei Offenburg, als "Stein zu Ortenberg" politisches Zentrum der Landvogtei (Bild: Wikimedia Commons)

Oberbegriff für die Herrschaft war die Landvogtei, eine ursprünglich dem König selbst zustehende Obergewalt, die jedoch ab dem 15. Jahrhundert nur noch an den meistbietenden verpfändet wurde. "Sitz" dieser Landvogtei war das Schloss Ortenberg am Eingang des Kinzigtals, das im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil neu erbaut wurde.

Für den Reisenden am Oberrhein wichtig ist Renchen als Amtsstadt des Bischofs von Straßburg. Hier war Christoffel von Grimmelshausen, der Verfasser des "Simplicissimus", Amtmann des Bischofs.


Symbolbild Pferdekutsche © srnicholl - Fotolia.comDie Reiseroute ist schwierig, da auf die nächsten 35 km die Herrschaft in jedem Ort wechselt
Ottersweier: Landvogtei
Sasbach: Bischof von Straßburg
Achern: Landvogtei
Renchen: Bischof von Straßburg
Appenweier: Landvogtei
Offenburg: Freie Reichsstadt, gehört zur Landvogtei
Fortsetzung der Reise in Hofweier und Niederschopfheim: Ritterschaft

Hochstift Straßburg

Wie alle linksrheinisch gelegenen Hochstifter hat auch das Hochstift Straßburg Besitz auf der anderen, der rechten Rheinseite.

Der nördliche Teil dieses Stiftslandes umfasste das Renchtal zwischen Renchen und Oppenau. Ansatzpunkt für diesen Territorialbesitz dürfte wohl eine Schenkung im 11. Jahrhundert gewesen sein, das Hochstift erweiterte seinen Besitz durch den Kauf von Oberkirch 1303 und 1319 von Oppenau.

Kardinal de Rohan
Kardinal Louis René Edouard, Prince de Rohan-Guémené, Bischof von Straßburg 1779 - 1803 (© Stadt Ettenheim)


Symbolbild Pferdekutsche © srnicholl - Fotolia.comWir kommen aus der Markgrafschaft Baden-Baden
Reiseroute: durch Sasbach und Renchen, unterbrochen durch den Ort Achern, der zur Landvogtei Ortenau gehört.
Fortsetzung: Appenweier, das wieder zur Landvogtei gehört


Offenburg

Offenburg gehört zu den Reichsstädten am Oberrhein, das heißt, zu den Städten, die keinen Herrn über sich hatten als den Kaiser selbst.

Offenburg selbst geht vermutlich auf eine zähringische Gründung des 12. Jahrhunderts zurück bzw. verdankt den Zähringern seinen Aufstieg. In der Mitte des 13. Jahrhunderts ist die Stadt Freie Reichsstadt. Allerdings ist sie zu klein, um politisches Selbstbewusstsein zu entwickeln, sie wurde daher zusammen mit der Landvogtei verpfändet.

Offenburg, Amtshoif der Landvogtei
Offenburg, ehem. Amtshof der Landvogtei Ortenau, errichtet 1714 -17 unter der Pfandinhaberin Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden (Bild Wikimedia Commons).

1803 wurde Offenburg badisch.

Ihren Aufschwung erlebte die Stadt erst mit dem Bau der Eisenbahn, der sie zum wichtigen Knotenpunkt an der Abzweigung der Schwarzwaldbahn von der Oberrheinstrecke machte.

In Offenburg fand 1847 die Volksversammlung im Gasthof "Salmen" statt, die ein wichtiger Markstein in der Vorgeschichte der Revolution von 1848/49 wurde.

Reichsstädte waren auch Gengenbach und Zell, doch konnten sie ebenso wenig eigenes politisches Gewicht entwickeln.


Symbolbild Pferdekutsche © srnicholl - Fotolia.comWir kommen aus dem Flickenteppich der Ortenau.
Reiseroute: nur Offenburg selbst (ca 7 km).
Fortsetzung der Reise in Hofweier und Niederschopfheim: Ritterschaft

 

Ritterschaftliche Dörfer

Zwischen der Reichsstadt Offenburg und der Herrschaft Lahr lag das kleine reichsritterschaftliche Territorium von Hofweier, Diersburg, Niederschopfheim und Schutterwald, das auf ganz typische Weise die Zersplitterung des deutschen Südwestens in kleine und kleinste Territorien widerspiegelt. Die Dörfer waren im 13. Jahrhundert Besitz der Herren von Geroldseck, gingen dann allerdings im Erbweg an ritterschaftliche Familien. 1803 kamen sie an Baden.

Für den Reisenden interessant ist das Dorf Diersburg (Gem. Hohberg), wo heute noch die Familie der Röder von Diersburg, die das Dorf im 14. Jahrhundert erwarb und von den Markgrafen von Baden als Lehen annahm, im Schloss ihren Sitz hat. Die Röder von Diersburg hatten auch bis zum 2. Vatikanischen Konzil 1971 das Patronat über die Pfarrkirche im Ort, das heißt, sie konnten zwar über die Besetzung der Pfarrstelle mit entscheiden, mussten aber auch ihren Beitrag zum Bau der Kirche leisten.

Ritterschaftlich ist im Süden der Herrschaft Mahlberg auch das Gebiet der Dörfer Nonnenweier, Altdorf und Rust.


Symbolbild Pferdekutsche © srnicholl - Fotolia.comWir kommen aus der Reichsstadt : Offenburg, die zur Landvogtei gehört.
Reiseroute: Hofweier und Niederschopfheim (Gemeinde Hohberg), 5 km.
Fortsetzung der Reise: Markgräflich badische Herrschaft Mahlberg.


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credits: Grafiken © srnicholl, Accent - Fotolia.com
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