Projekt kulturer.be
2.7.24
Sonderausstellung in Kooperation mit Museen und Sammlungen des Bodenseeraumes
18. Mai 2024 bis 5. Januar 2025
Oben: Werkshalle Rieter Konstanz, Öl auf Leinwand, um 1968, Unbekannte Münchner Künstlerin © Rosgartenmuseum Konstanz
In der Nachfolge des großen Adolf von Menzel wirft die Künstlerin einen Blick in die große Werkshalle. Der Schein des flüssigen Metalls beleuchtet die Arbeiter in der Gießerei der 1874 gegründeten Rieter-Werke.
Mitte: Hans Caspar Ulrich, Die Ferggerin, Öl auf Leinwand, 1921, © Museum Appenzell
Aus dem Appenzellerland in die große Modewelt: Nachdem die großen St. Galler Stickereifabrikanten sich ab 1850 auf den Verkauf von Maschinenstickereien konzentrierten, ging der Handel mit den Handstickereien direkt an die Appenzeller Stickerinnen über. Sogenannte Ferggerinnen arbeiteten direkt mit Agenten aus den grossen Pariser Kaufhäusern zusammen. Sie vereinbarten Preise und garantierten für die Qualität und die termingerechte Fertigstellung der Stickaufträge.
Unten: Nähsaal bei Schiesser © Stadtarchiv Radolfzell (Fotoarchiv Liedl)
Trotz harter Arbeitsbedingungen blieben viele Betriebsangehörige wegen der guten Sozialleistungen ein Berufsleben lang „beim Schiesser“. 2009 ging Schiesser in Insolvenz, wurde jedoch saniert und 2012 an das israelische Unternehmen Delta Galil verkauft.
(stko) Die Landschaftsmalerei an Bodensee und Rhein zeigt seit dem frühen 19. Jahrhundert meist die Idylle. Sie ist prägend für die Malerei rund um den See, wir kennen sie aus tausendfachen Reproduktionen. Sonnenuntergänge mit Fischerbooten auf dem Gewässer, romantische Buchten, der imposante Rheinfall, das urwüchsige Appenzellerland mit Sennen und Säntis: Solche wiederkehrenden Motive vermitteln ein idealisiertes Bild eines von gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen scheinbar unberührten Naturraumes. Einheimische Künstler und wenige Künstlerinnen produzierten seit dem 19. Jahrhundert denn auch für einen wachsenden touristischen Markt, der Bilder der Idylle nachfragte und sie als Erinnerungsschatz an arkadische Tage zwischen Voralpen und Rhein mit nach Hause nahm.
Doch wie so oft, die Idylle trügt: Der weitere Bodenseeraum mit seinen angrenzenden Landschaften der Ostschweiz, Vorarlbergs, Oberschwabens und des Allgäus wird seit dem frühen 19. Jahrhundert auch zu einem bedeutenden Schauplatz der Industrialisierung. Nach dem Niedergang der traditionellen Leinwandproduktion in der Ostschweiz wird 1790 in Herisau die erste Spinnmaschine aufgestellt, 1801 nimmt die erste mechanische Baumwollspinnerei in St. Gallen den Betrieb auf - das Zeitalter der Baumwollverarbeitung hat begonnen. Im Thurgau, in Konstanz und in Vorarlberg werden Baumwolltücher in Kattunfabriken bunt bedruckt. Modisch gemusterte Tücher kommen zu erschwinglichen Preisen und in rasch wechselnden Moden auf den Markt. Zur Jahrhundertmitte sind Vorarlberg, die Ostschweiz, Konstanz und Teile des Hegaus Zentren der neuen, global vernetzten Textilindustrie.
Am Nordufer des Bodensees investieren seit der zweiten Jahrhunderthälfte in einer Zollschranken überspringenden Expansionsstrategie überwiegend Schweizer Unternehmer (Escher Wyss, Sulzer, Schiesser, Maggi etc.) in die Gründung von Maschinenfabriken, die der Textilindustrie die nötige Technologie liefern. Auch in Arbon, Singen und Schaffhausen rauchen die Schlote neuer Industriebetriebe, wird Metall gegossen, werden Motoren, in Friedrichshafen schließlich Luftschiffe, Flugzeuge und Autos gebaut. Zugleich existieren die traditionelle Land- und Alpwirtschaft, Handstickerei und bewährte Handwerkskunst neben den Fabrikanlagen der Industrialisierungszeit mit ihren Fabrikhallen, Dampfmaschinen und Kohlehalden weiter.
Öffnungszeiten:
Di - Fr: 10 - 18 Uhr, Sa, So & Feiertag: 10 - 17 Uhr
Zur Ausstellung erscheint eine reich illustrierte Begleitpublikation:
Tobias Engelsing (Hg.): Wir schaffen was! Arbeitswelten in der Kunst am Bodensee
Verkaufspreis 16 Euro
Erhältlich im Museumsshop und im gut sortierten Buchhandel
Führungen und Begleitprogramm im Terminkalender
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