Grangie
(lat.
granum = Korn), ursprünglich Getreidespeicher, dann
umfriedeter Hofbezirk und später der gesamte landwirtschaftliche
Gutskomplex.
Grangien bilden die vorherrschende Gutsform der Zisterzienser
und stellen dort von Laienbrüdern
(Konversen) bewirtschaftete Großgüter
im Umfang von 50 - 400 ha (Durchschnittsgröße
150 - 200 ha) dar. Die Konversen leiteten die Grangien
und stützten sich in ihrer Arbeit auf Klostergesinde
(Klosterhörige) und Lohnarbeiter, waren aber ihrerseits
Abt
und Cellerar
des Klosters selbst rechenschaftspflichtig.
Grangien entstanden oft dadurch, dass das Kloster als
größter Grundherr im Dorf die übrigen
Bauern vertrieb, das Dorf selbst mit seinen Bauernhöfen
- bis auf einen zentralen Hof - abbrach und alle Felder
in Eigenbewirtschaftung nahm.
Die Wirtschaftsform der Grangien, die im 12. und 13. Jahrhundert
ihren Höhepunkt hatte, war durchweg modern: Als Reaktion
auf die unrentabel werdende und mehr und mehr zersplitterte
traditionelle Grundherrschaft strebten die Zisterzienser
nach abgerundetem Landbesitz und rechtlicher Einheitlichkeit,
die zusammen mit rationellen Betriebsfomen geeignet waren,
Gewinne zu erzielen. Die Grangien produzierten ihre Erzeugnisse
für den lokalen Markt der nahen Städte und setzen
sie über die Stadthöfe der Klöster ab.
Im Heidelberger Umland errichteten die Zisterzienser der
Klosters Schönau mit Bruchhausen und Grenzhof zwei
große Grangien, wobei die Auflösung des Dorfes
Lochheim urkundlich gut nachweisbar ist. Die Umwandlung
des Dorfes Plankstadt zur Grangie scheiterte jedoch 1293,
zum einen, weil sich die dortigen Bauern erbittert zur
Wehr setzen, zum anderen, weil die Kraft des Klosters
Schönau, die sich auf das Instrument der Laienbrüder
stützte, bereits im Erlahmen war.
Das
System der Grangien wurde im Spätmittelalter aufgegeben,
die Höfe wurden verpachtet.
Bild:
Elfinger Hof, eine ehemalige Grangie des Klosters Maulbronn
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