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Franz-Seppe-Hof in Sankt Blasien-Menzenschwand (2010)

Wie ein Motiv aus einem Fotokalender präsentiert sich dieser Schwarzwälder Eindachhof in Menzenschwand-Hinterdorf. Schon von weitem ist er Blickfang in der lockeren Bebauung des Talgrundes. 1748 als Bohlenständerbau errichtet, fällt der Hof durch seine schiere Größe und sein schmuckes Aussehen auf. Dabei ist das Erscheinungsbild keineswegs ursprünglich, sondern das Ergebnis von Veränderungen des späteren 19. Jahrhunderts, als die zahlreichen Einzelfenster mit Klappläden eingebaut, die Balkonbrüstungen aus gesägten Brettern hinzukamen sowie die heute nur noch auf der Eingangsseite sichtbaren, ungemein massiven hölzernen Bohlenwände mit Schindeln verkleidet wurden.

Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg 2010: Franz-Seppe-Hof in Sankt Blasien-Menzenschwand

Obwohl nicht grundsätzlich in seiner Substanz gefährdet – das ursprüngliche Schindeldach war schon früher einer Eindeckung mit Faserzementplatten gewichen – bereitete vor einigen Jahren ein anstehender Eigentümerwechsel doch Schwierigkeiten, da der Hof seines ursprünglichen Grundbesitzes beraubt worden war und sich die großen Flächen des Hauses ohne denkmalpflegerisch problematische Eingriffe kaum wirtschaftlich nutzen ließen. Zudem wirkte das Innere wegen trivialer Einbauten wenig einladend.

2006 entschlossen sich Brigitte und Hans-Dieter Salzmann aus Köln, seit Jahren regelmäßig Urlauber in Menzenschwand, den Hof zu erwerben und künftig als Zweitwohnsitz zu nutzen. Der Verzicht auf eine Ertrag bringende Verwertung eröffnete dem Anwesen eine positive Zukunftsperspektive. Mit Stefan Blum engagierten die Bauherren einen auch als Bauforscher tätigen Architekten, der im Umgang mit historischen Schwarzwälder Holzbauten bestens vertraut ist. Am Anfang der Sanierung standen die gründliche Bauuntersuchung und eine planerische Aufnahme, welche die hohe Qualität der noch vorhandenen Innenausstattung erst deutlich werden ließ, aber auch manchen Schaden zu Tage förderte. Im anregenden Austausch zwischen den bereits sanierungserfahrenen Eigentümern, dem Architekten und der zuständigen Vertreterin der Fachbehörde entstand ein Sanierungskonzept, das einen hohen konservatorischen Anspruch an den Substanzerhalt und die Bewahrung des Charakters des Hofes, aber auch die Forderung nach modernem Wohnkomfort und neuesten energetischen Standards stellte.

Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg 2010: Franz-Seppe-Hof in Sankt Blasien-Menzenschwand Bei den 2009 abgeschlossenen Baumaßnahmen wurden unpassende Veränderungen rückgebaut, konstruktive Schäden repariert, beschädigte Bauteile wie Sprossenfenster, Fußböden, Holzvertäfelungen oder die historischen Kachelöfen handwerklich aufgearbeitet. Ebenso ideenreich wie sorgfältig war man bei den nirgends ins Auge fallenden energetischen Maßnahmen: Die teilweise vorhandenen Vorfenster wurden ergänzt, Sparren aufgedoppelt und ihr Zwischenraum mit Pflanzenfasermatten und Zellulosefasern gedämmt, die Innenwände mit Lehm verputzt. Eine moderne Erdwärmepumpe beheizt heute das Haus, umlaufende Heizkörper sind dezent in einem eigens entworfenen Lamperiesockel versteckt. Die erzielten Verbrauchswerte entsprechen denen eines Neubaus.

Das Herz des Wohnteils ist die wieder über beide Stockwerke reichende Rauchküche geworden. Sie allein hat eine Grundfläche von rund 60 Quadratmetern. Erst bei der Bauuntersuchung war man auf diesen ursprünglich hallenartigen Raum mit seinen rußigen Oberflächen auf-merksam geworden. Er wurde durch Entfernung der späteren Unterteilungen wieder hergestellt, man nutzte ihn aber auch für neue, sich deutlich vom historischen Bestand unterscheidenden Einbauten wie eine auch im Winter heizbare Küche sowie die modernen Sanitärbereiche.

© Texte und Bilder: Schwäbischer Heimatbund 2011

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