Die Reimser Kathedrale ist die Kirche, in der die französischen
Königs gesalbt und gekrönt wurden. Die Salbung
als kirchliche Legitimation geht dabei auf die Salbung
des Karolingerkönigs Pippin durch den Papst zurück,
die das alte Geblütsrecht der Merowingerkönige
ersetzte. Zur Salbung wurde das Heilige Öl aus der
Saint Ampoule (heiliges Fläschchen) verwendet.
Der Ruhm der Sainte Ampoule und die politische Macht der
Reimser Erzbischöfe gehen auf die definitive Festlegung
von Reims als Weiheort der Monarchie seit Heinrich I. (1027)
zurück. Mit Ausnahme von Hugo Capet, Robert II., Ludwig
VI., Heinrich IV. und Ludwig XVIII. erhielten alle französischen
Könige aus dem Haus der Kapetinger hier die Salbung
als kirchliche Weihe ihres Königsamtes.
Die Weihe Karls VII. 1429 hat dabei eine ganz besondere
Bedeutung, da sich mit ihr und mit der Beharrlichkeit der
Jeanne d’Arc der Verlauf des Hundertjährigen
Kriegs umkehrte und das französishce Königtum
letztendlich aus diesem Krieg als Sieger hervorging.
Die Kathedrale glorifiziert das Königtum. Das Gebäude
wird an der Fassade, der Türmen und an den beiden
Querschifffassaden von einer Galerie von 56 Statuen von
Königen, jede viereinhalb Meter hoch, umzogen. Die
Mitte der Westfassade nimmt dabei König Chlodwig im
Taufbecken, flankiert von seiner Gemahlin Chlothilde und
dem Reimser Bischof, dem heiligen Remigius (St. Remi) ein.
Diese zentrale Botschaft christlicher Legitimation wird
eingerahmt von einem Ritter, der des Königs Kleider über
dem Arm trägt, sowie von einem Diakon mit Vortragekreuz.
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