22.10.21

Kloster Schussenried

Zum Tag der Bibliotheken am 24. Oktober: Klosterbibliothek Schussenried

(ssg) ​Was liegt am 24. Oktober, dem „Tag der Bibliotheken“ näher, als eine bedeutende Klosterbibliothek in den Blick zu nehmen? Der Bibliotheksaal im Kloster Schussenried zeigt eindrucksvoll, welche Bedeutung Wissenschaft und Literatur im Leben der Mönche hatten. Mit der grandiosen Raumschöpfung des späten Barock feierten sie die Welt des Wissens, die ihre große Büchersammlung im 18. Jahrhundert war.

Kloster Schussenried, Bibliothekssaal. Foto: kulturer.beKloster Schussenried, Figur an den tragenden Säule: Gnome mit ketzerischen Schriften. Foto: kulturer.beKloster Schussenried, Bibliothekssaal. Foto: kulturer.be

Kloster Schussenried, Figur an den tragenden Säulen: Gnome mit ketzerischen Schriften. Foto: kulturer.be

Viele Bücher gingen verloren

Ab dem Mittelalter bildeten Klosterbibliotheken das geistige Leben dieser Epoche ab. Mönche lagerten hier sorgsam die Wissensschätze der Antike, studierten die frommen Schriften ihrer Zeitgenossen und mehrten die Bestände durch eigene Werke. Von den Handschriften ist heute leider kaum etwas erhalten. In der frühen Neuzeit entwickelten sich Bibliotheken weiter wie in den Klöstern Oberschwabens: Im 18. Jahrhundert bauten die Mönche im Kloster Schussenried, wie auch im Kloster Ochsenhausen und im Kloster Wiblingen, eindrucksvolle Bibliotheksräume ‒ wahre Festsäle des Wissens und der Wissenschaft. Die Bibliotheken wurden zum „Sedes sapientiae“, zum Sitz der Weisheit. Die großen Orden wollten sich als forschende, lehrende und studierende Institutionen zeigen, die das Wissen der Welt bündelten. In Schussenried umfasste die Klosterbibliothek 15.000 Bände.

Die göttliche Weisheit

Die Bibliothek im Kloster Schussenried war der architektonische Höhepunkt des Konvents und dessen geistiges Zentrum. Die göttliche Weisheit, verkörpert durch das Lamm mit dem Buch der sieben Siegel, ist in der Mitte des Deckenfreskos platziert. In 14 Bildbereichen aus den Themen Weisheit und Wissenschaft bietet das Deckengemälde ein Panorama vom Alten Testament und der Antike bis ins 18. Jahrhundert. Die wichtigsten Themen von der Kreuzigung bis zum weltlichen Königtum ordnen sich auf der Mittelachse an, auf der Querachse erscheinen Beispiele für die göttliche und irdische Weisheit. Das irdische Wissen, symbolisiert durch die Allegorien der Wissenschaften und Künste an der Galerie, ordnet sich dieser Weisheit unter. So hat jeder Benutzer vor Augen, dass sein erworbenes Wissen nicht Selbstzweck, sondern der Weg zur Gotteserkenntnis ist.

Juwel des Rokoko

Im späten Mittelalter waren Bibliotheken stärker auf ihre Funktion des Studierens ausgerichtet. Im Barock wichen die gedrängten Lesepulte einer großzügigeren Raumaufteilung. Die neuen Schaubibliotheken mit ihren einheitlichen Bücherschränken sollten vorzeigbar sein. In Schussenried verbargen sich hinter den unteren Türen der Bücherschränke ausklappbare Lesepulte, sogar mit Stauraum für die Handbibliothek. Bauherr und Ideengeber des prächtigen Bibliothekssaals von Kloster Schussenried war Abt Nikolaus Kloos. In seinem Auftrag gestalteten der Maler Franz Georg Hermann und der Bildhauer Fidelis Sporer mit dem festlichen Büchersaal ein Juwel des Rokoko.

Die Bibliothek als großer zweigeschossiger Raum mit Galerie, die von Säulen getragen wird, ist eine Erfindung der Barockzeit.

Vom Arbeitsraum zum Schauraum

Die geschwungenen Bücherschränke fügen sich harmonisch in den lichten Raum ein. Säulen und Empore streben dem überbordenden Deckenfresko entgegen, das 1757 fertiggestellt worden war. Die Skulpturen folgten neun Jahre später, gerade noch rechtzeitig: Finanzielle Engpässe führten dazu, dass die umfassenden Ausbaupläne des Prämonstratenserordens alsbald zu einem jähen Ende kamen – kaum ein Drittel der entworfenen Pläne wurde verwirklicht. Ab 1844 diente die Bibliothek der kleinen evangelischen Gemeinde in Schussenried als Kirche. Auch die „Königliche Heil- und Pflegeanstalt“ nutzte den Saal als Betraum. Zu dieser Zeit gehörte die Orgel noch nicht zur Ausstattung der Bibliothek. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie eingebaut.

Tag der Bibliotheken

Seit 1995 wird jedes Jahr am 24. Oktober der „Tag der Bibliotheken“ begangen. Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker rief den Tag ins Leben, um die Rolle der über 10.000 Bibliotheken in der Bundesrepublik zu würdigen. Auch in diesem Jahr wird in den teilnehmenden Bibliotheken ein vielfältiges Programm geboten: Von der Dichterlesung, über digitale Schnitzeljagden bis zum Bücherbasar gibt es einiges zu entdecken.

Barocker Konventbau, Bibliothekssaal, Museum
Bis Sonntag, 7. November 2021
Di‒Fr 10:00‒13:00 und 14:00‒17:00 Uhr , Sa, So 10:00‒17:00 Uhr

Montag, 8. November bis Sonntag, 19. Dezember 2021
Sa, So, Feiertag 13:00‒17:00 Uhr,

Sonntag, 26. Dezember 2021 bis Sonntag, 6. März 2022
Di‒So 13:00‒17:00 Uhr

5,50 €, Ermäßigte 2,80 €, Familien 13,80 €
Gruppen ab 20 Personen pro Person 5,00 €

Klostermuseum in der Pfarrkirche St. Magnus
Pro Person 1,50 €

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