5.5.21

Erkenbert-Museum Frankenthal

„Objekt des Monats“ Mai: Federzeichnung mit Naturmotiv

(emf) Im Wonnemonat Mai präsentiert das Erkenbert-Museum Frankenthal eine Federzeichnung, die um 1600 entstanden ist und Gillis van Coninxloo zugeschrieben wird. Als reformierter Glaubensflüchtling lebte und arbeitete der Künstler im 16. Jahrhundert in Frankenthal.

Gillis van Coninxloo: Landschaft mit Bäumen, um 166. Erkenbert-Museum Frankenthal.Gillis van Coninxloo: Landschaft mit Bäumen, um 166. Erkenbert-Museum Frankenthal.

Zwei Bäume stellen das Hauptmotiv der Zeichnung dar. Einer davon ist in das Zentrum des Bildes gerückt. Neben seinem belaubten Stamm ragen zwei Stümpfe aus dem Boden, ein abgerissener Stamm ist zur Erde gesunken. Die Bäume markieren Ausläufer eines lichten Waldes, hinter ihnen erhebt sich eine Bodenwelle, bewachsen mit niederem Buschwerk. Zwei Schneisen geben den Blick in die Tiefe frei. Dort erstreckt sich eine Landschaft mit Äckern, die ebenfalls von Bäumen gesäumt sind. Eine dörfliche Ansiedlung mit einer Kirche füllt den Zwischenraum zwischen den beiden so prominent porträtierten Bäumen im Bildvordergrund.

Die Komposition des Blattes ist sorgfältig konstruiert und nur in bestimmten Details ausgearbeitet. So sind die Bebauung, die entfernt liegenden Landschaftspartien und umstehende Baumbestand mit wenigen Strichen charakterisiert. Anders gestaltet sich das Hauptmotiv. Die Baumgruppe ist in kraftvoll geschwungenen Federstrichen erfasst, die Blattbüschel darstellen. Parallelschraffuren in den Baumkronen treten hinzu. Die knorrigen Stämme sind in allen Details modelliert, die Beschaffenheit der Rinde zum Teil durch Punktierung herausgearbeitet.

Die Zeichnung ist auf einem mit Wasserzeichen versehenen Hadernpapier angelegt. Es wurde aus gewässerten und zermahlenen Lumpen hergestellt, die von umherziehenden Lumpensammlern an Papiermühlen verkauft wurden. Coninxloo verwendete eine Eisengallustinte, für deren Herstellung Galläpfel benötigt wurden. Rezepte sind seit der Antike bekannt, seit dem Mittelalter kam die Tinte in ganz Europa zum Einsatz. Allerdings enthält sie Eisen; durch Oxidationsprozesse entsteht häufig Tintenfraß und zersetzt das Papier, auf dem gezeichnet wurde.

Gillis van Coninxloo wurde im Jahr 1544 in Antwerpen geboren. Er entstammte dem protestantisch-reformierten Milieu und war zur Zeit der Glaubenskriege im Widerstand gegen die spanischen Habsburger engagiert. Vor religiöser Verfolgung floh er zunächst nach Seeland, dann ins pfälzische Frankenthal, wo er 1587 in der großen reformierten Gemeinde Aufnahme fand, jedoch nie das Bürgerrecht beantragte. Ab 1595 ist er in Amsterdam nachweisbar, wo er im Jahr 1607 starb.

Gillis van Coninxloo war ein bekannter Vertreter des Motivs der Waldlandschaft. Es wurde von den Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden in die neue Heimat importiert. Variationen markanter Baumgruppen, die sein gezeichnetes und gemaltes Werk kennzeichnen, zeigen nicht nur die Bandbreite der in der Natur vorkommenden Phänomene auf. Vielmehr verdichten und übersteigern sie den Seheindruck, indem bizarre, ungewöhnliche Formationen zu komplexen Kompositionen miteinander kombiniert werden.

Coninxloos Zeichnungen wurden an den Orten ihrer Entstehung oft von verschiedenen Künstlern kopiert. Das ist ein Beleg für Eigenwert der Zeichnungen, die dem Künstler zugleich zur Vorbereitung großformatiger gemalter Kompositionen gedient haben. In ihnen hielt Coninxloo kompositorische und formale Ideen fest, um sie später in andere Bildzusammenhänge einzubetten. Dies ist zum Beispiel in seinen großformatigen Gemälden der Fall, von denen sich einige im Erkenbert-Museum befinden.

Mehr zum Projekt „Objekt des Monats“

Das „Objekt des Monats“ ist ein gemeinsames Projekt des Erkenbert-Museums und der Stadtbücherei, bei dem im Wechsel besondere Objekte des Museums in einer Vitrine im Eingangsbereich der Stadtbücherei ausgestellt werden. Hintergrund ist die derzeitige Schließung des Museums aufgrund anstehender Sanierungsarbeiten. Das Museum wird in dieser Zeit mit einer Reihe von Aktionen und Ausstellungen unter dem Motto „Das Museum in der Stadt“ für die Öffentlichkeit sichtbar bleiben.

Im Internet unter www.frankenthal.de/erkenbert-museum (Menüpunkt „Objekt des Monats“)

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