13.4.18

Was Hecker begonnen hat, bringt das Badische Landesmuseum zu Ende

Rote Fahne auf dem Karlsruher Schlossturm

Kurator Oliver Sänger hisst die rote Fahne, i.R. der Sonderausstellung „Revolution! Für Anfänger*innen“ © Badisches Landesmuseum, Foto: Uli Deck(blm) Warum scheitern Revolutionäre? Weil die Zeit für sie noch nicht reif ist, sie nicht genügend Anhänger finden oder die Übermacht der Gegner zu groß ist. Manche Ideen und Ideologien leben solange weiter – bis sie sich durchsetzen. Das gilt beispielsweise für die Revolution von 1848/49. Sie ist in ihrem Streben nach mehr Demokratie in Baden wie in ganz Deutschland gescheitert. Ihre Ideale fanden aber Jahrzehnte später Eingang in die Weimarer Verfassung von 1919 und in das Grundgesetz von 1949.

Am Donnerstag, den 12. April 2018 gedachte das Badische Landesmuseum des Traums Friedrich Heckers von der deutschen Republik. An diesem Tag wurde auf dem Schlossturm die rote Fahne gehisst, die während der gesamten Laufzeit der Sonderausstellung „Revolution! Für Anfänger*innen“ über dem Karlsruher Schloss wehen wird. Sie erinnert an Friedrich Heckers sogenannten „Heckerzug“, der in die Geschichte einging: Um die Revolution 1848/49 voranzutreiben, wollte Hecker mit einer großen Schar von Anhängern von Konstanz am Bodensee über Karlsruhe bis nach Frankfurt ziehen. Auf diese Weise wollte er der Republik zum Durchbruch verhelfen.

Kurator Oliver Sänger hisst die rote Fahne, i.R. der Sonderausstellung „Revolution! Für Anfänger*innen“ © Badisches Landesmuseum, Foto: Uli Deck

Am 12. April 1848 erschien in Konstanz ein von Friedrich Hecker und seinem Gefährten Gustav Struve unterzeichneter Aufruf: „Der Augenblick der Entscheidung ist gekommen. Worte können uns unser Recht und unsere Freiheit nicht erobern.“ Alle Männer wurden aufgefordert, sich zu bewaffnen und dem revolutionären Zug anzuschließen. Hecker hatte sich zwar mehr erhofft, aber ein paar hundert Mann fanden sich letztlich zusammen. Der Zug kam jedoch in Kandern zum Erliegen. Dort wurde er von badischen und hessischen Truppen auseinandergetrieben. Heckers Traum, auf dem Karlsruher Schloss, der Residenz der badischen Großherzöge, die Fahne der Republik aufzuziehen, blieb unerfüllt. Für seinen Aktionismus wurde Hecker von vielen seiner Zeitgenossen kritisiert. Selbst Anhänger warfen ihm vor, der Demokratie mit seinem „Losschlagen“ mehr geschadet als genutzt zu haben. Und auch heute noch geht die Geschichtsschreibung mit ihm bisweilen hart ins Gericht. Aber tut man Hecker damit nicht unrecht? Braucht es für revolutionäre Veränderungen nicht Menschen wie ihn, die unbeirrt an ihren Idealen festhalten und bereit sind, dafür auch einzustehen?

Gab es jemals eine rote Flagge auf dem Schlossturm?
Genau vor einhundert Jahren, während der Revolution im November 1918, wurde auf dem Karlsruher Schlossturm bereits schon einmal eine rote Fahne gehisst. Die Farbe Rot gilt als Kennzeichen radikaler Revolutionen. Den badischen Revolutionären der Jahre 1918/19 unterstellt man jedoch gerne, sie seien gerade nicht besonders revolutionär gewesen, sondern vielmehr darauf bedacht, den Übergang von der Monarchie zur Republik besonders vorsichtig und badisch bedächtig vonstattengehen zu lassen. Deswegen mag es überraschen, dass mit der roten Flagge damals ein so deutliches Zeichen gesetzt wurde. Wie passt das also zusammen? Es passt durchaus, denn Rot war zu dieser Zeit in erster Linie die Farbe der Arbeiterbewegung – und die Sozialdemokraten die entscheidenden Träger der Revolution in Baden wie im gesamten Deutschen Reich.

Sonderausstellung Revolution! Für Anfänger*innen“
21.4. – 11.11.2018, Schloss Karlsruhe
Di–Do 10–17 Uhr, Fr–So, Feiertage 10–18 Uhr
6 Euro / erm. 5 Euro
www.landesmuseum.de

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