Einblicke in die Mode der letzten fünf Jahrzehnte,
Glamour und Lifestyle zeigt das Stadtmuseum Simeonstift
Trier direkt neben der Porta Nigra in diesem Sommer. Neben
Modellen für Erwachsene sind auch rund 100 Barbies
in zeitgenössischer Kleidung zu sehen.
Trier begann schon vor mehr als 100 Jahren, Designer und
Kunsthandwerker auszubilden. Im Jahr 1900 wurde hier eine
Werkkunstschule gegründet, die bereits 1922 eine eigene
Modeklasse einrichtete – die älteste noch existierende
Modefachklasse Deutschlands. Ihre erste Leiterin war Hella
Leister, eine kreative und künstlerische veranlagte
Schneiderin, die sich mit eigenwilligen Kreationen einen
Namen machte. In den 30er Jahren wandelte sich der Zeitgeschmack
und man kehrte zu eher traditionellen und der volkstümlichen
Mode entlehnten Formen zurück. Eine neue Ära
begann in den 1950er und 60er Jahren unter der Leitung
von Anita Dixius-Sonjé, die sich mit ihren Entwürfen
an der internationalen Pariser Mode orientierte.
Mit der Angliederung an die im Jahr 1971 gegründete
Fachhochschule wurde aus der „Fachabteilung Mode“ der
Werkkunstschule die „Fachrichtung Modedesign“,
die bis heute besteht. Und auch bis heute machen Trierer
Modedesign-Studenten von sich Reden, wovon die jüngsten
Kleider in der Ausstellung zeugen: ein mit Glasperlen und
Strass besticktes Cocktailkleid von Ralf Schmitt, das die
TV-Moderatorin und Schauspielerin Sonya Kraus bei einem
Fotoshooting für den FH-Werbekalender trug, ein Abendkleid
von Markus Ehrhard, das sich Grace Jones nachschneidern
ließ, oder ein extravagantes Modell aus Hahnenfedern
mit einer Korsage aus silberfoliertem Kalbsleder von Anja
Herznach.
Aufmerksamkeit erregten die Trierer Entwürfe schon
in den 1950er Jahren, beispielsweise beim Wettbewerb um
die „Goldene Bayer Schere“, den die Bayer AG
Leverkusen einmal jährlich veranstaltete. Dieser Wettbewerb
richtete sich vor allem an junge Modedesigner und Modefachklassen,
denen die Bayerwerke ihre aktuellen Synthetikstoffe kostenfrei
zur Verfügung stellten. Mit Hilfe des Wettbewerbs
sollten Gewebe und Mode aus neuartigen Kunstfasern bei
breiten Bevölkerungsschichten bekannt und populär
gemacht werden. Die eingereichten Kleider wurden mehrere
Monate auf Modenschauen im In- und Ausland präsentiert,
von einer Fachjury begutachtet und feierlich prämiert.
Die Modeklasse der Werkkunstschule Trier gewann 1957/58
den Sonderpreis der Jury, eine kostbare Vase aus Berliner
Porzellan mit aufgemalter „Goldener Schere“,
die in der Ausstellung neben Filmausschnitten aus den Wettbewerbsmodenschauen
um die „Goldene Bayer Schere“ präsentiert
ist.
Die Trierer Ausstellung legt ihren Schwerpunkt auf die
Entwürfe der 1950er und 60er Jahre, als erstmals ein
internationales Flair in der Modeklasse der Werkkunstschule
Trier vorherrschte. In dieser Zeit begann auch Barbie,
den Markt zu erobern. Nach dem Vorbild der 1955 kreierten
deutschen Bild-Lilli-Puppe brachte die US-amerikanische
Firma Mattel am 9. März 1959 ihre erste Barbie auf
den Markt. Sowohl Lilli als auch Barbie bedeuteten eine
Revolution für die Spielzeugindustrie, denn bislang
waren Puppenmodelle mit kindlichen Formen üblich gewesen.
Nun gab es aber eine erwachsene Puppe mit weiblicher Figur.
Barbie steht damit in der Tradition der berühmten
Pariser Modepuppen des 19. Jahrhunderts. Gedacht war sie
als „Ergänzungsspielzeug“, denn das Spielen
mit Barbie wurde für Mädchen (und Jungen) vor
allem durch das Anziehen mit modischen Kleidern, Accessoires
und Zubehörteilen interessant. In Deutschland war
Barbie ab Mitte der 1960er Jahre erhältlich, und die
Werbetexte zur Markteinführung fühlten sich bemüßigt,
noch aufwändige Spielerläuterungen als „Ankleidepuppe“ und „Mannequin-Puppe“ zu
verwenden, um die Funktion des neues Spielzeugs zu erklären.
Barbies Kleidungsstil war dabei stets ein Spiegel der vorherrschenden
Mode, wobei aufwändige Abend- und Ballkleider seit
Produktionsbeginn zu den beliebtesten Outfits gehörten.
Aufgrund hochwertiger Materialien, der sorgfältigen
Verarbeitung und des reichhaltigen Zubehörs waren
sie teuer und empfindlich, was diese frühen Modelle
heute zu begehrten Sammlerstücken macht.
Im Laufe der Zeit durchlief Barbie eine Reihe von Veränderungen,
die vor allem ihren Kleidungsstil und ihre Frisur betrafen.
Neben Kleidern für die elegante Dame gab es bald auch
bequeme Outfits für die sportliche Freizeitgestaltung.
Außerdem wurde der „Weltraum-Look“ populär,
der sich mit klaren Linien, geometrischen Formen und Materialien
wie Plastik und Metall ein futuristisches Aussehen zu verleihen
meinte. In den 1970er Jahren wurde nicht nur die Kleidung,
sondern sogar die Puppe selbst verändert: sie konnte
ihre Knie beugen, gehen, tanzen und greifen – nie
zuvor war sie so beweglich und aktiv. Zusätzlich wurde
ihr Gesicht 1977 neu gestaltet: Barbie und ihr Freund Ken
erhielten leuchtende Augen und ein strahlend weißes
Lächeln. Diese „Superstar-Ära“ dauerte
fast 20 Jahre.
Zahlreiche Barbiepuppen und Modellkleider der Trierer
Werkkunstschule / Fachhochschule veranschaulichen in der
Ausstellung die Entwicklung und Modeströmungen von
den 1950er Jahren bis heute. Historisches Filmmaterial
sowie Fotos und Plakate reichern die Schau an und lassen
die letzten Jahrzehnte anschaulich und charmant lebendig
werden. Gemeinsam mit erst kürzlich in Archiven und
Privatnachlässen entdeckten Musterstücken und
Dokumenten entstand eine eindrucksvolle Sonderschau zu
Entwürfen der Trierer Werkkunstschule / Fachhochschule
und Barbie, der wohl bekanntesten Modepuppe der Welt, die
außerdem 2009 ihren 50. Geburtstag feiert!
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